Das ist eine dreiste Lüge. Ich lüge Vie direkt ins Gesicht. Den wahren Inhalt der Nachrichten, kann ich ihr aber nicht mitteilen. Er hat mir geschrieben, dass es ihm leid tut, dass wir, wenn er wieder da ist, dringend reden müssen und dass ich mich bitte bei ihm melden soll, wenn ich so weit bin.
TJ ist in mein Leben getreten, hat es auf den Kopf gestellt und ist jetzt nicht mal hier, um mit mir zu sprechen. Lukas hat sich in mein Herz gestohlen und ich habe es ihm komplett überlassen. Er hat es zerschlagen. Herzen sind nicht aus Glas, aber man kann sich das wie einen Teig oder eine Dose vorstellen, zu Not geht auch eine Plastikflasche. Wenn man es einmal verformt oder einen Schaden anrichtet, wird es nie mehr so wie vorher aussehen. Es wird immer einen Schaden haben. So stelle ich mir ein Herz vor.
Die letzten beiden Stunden gehen so an mir vorbei und ehe ich es selber registriere, sitze ich bei Vie im Zimmer und warte darauf, dass sie vom Mittagessen kommt. Lil, Al. Key und Kalle bleiben das Wochenende über auch hier und wir haben beschlossen ein Filmwochenende zu machen. Wir wollen uns ins Forum setzen und jede Menge Filme gucken. Das wird ein bombastisches Wochenende. Ohne Sorgen und ohne Probleme. Ich kann es kaum erwarten. Als Vie letzten Endes das Zimmer betritt, habe ich bereits drei Filme herausgesucht, die ich gucken will.
»Oh cool. Welche hast du denn da?« Vie guckt über meine Schulter und runzelt die Stirn. »Dein Ernst? Lucy, Death Note und Bohemian Rhapsody? Was ist das denn für eine verschrobene Kombination? Du bist sicher, dass es dir gut geht?«
Ich lehne meinen Kopf in den Nacken, um ihr ins Gesicht zu sehen. »Ich hätte auch American Horror Story aussuchen können. Mega geile Serie. Irgendwann gucken ich die auch noch mit dir. Wirklich sehr empfehlenswert.«
»Okay Schluss mit dem Scheiß. Was zum Fick ist los, Mitch? So wärst du nicht drauf, wenn dir jemand „bloß" wehgetan hätte. Du verheimlichst etwas und ich möchte wissen, was es ist.«
»Wieso glaubst du, dass ich etwas verheimliche?«
»Du guckst nie Horror. Da hast du Schiss vor! Ich wollte dich das ganze letzte Jahr dazu bewegen, mit mir Horror zu gucken.«
»American Horror Story und Death Note habe ich selber schon durchgesehen. Außerdem zählen weder Lucy, noch Bohemian Rhapsody zu Horror. Das sind Action und Musical-Doku. Wir können natürlich auch fast jeden beliebigen Film von Disney gucken. Zum Beispiel Frozen, aber da kann ich die Lieder halt auch mitsingen.« Schulterzuckend wende ich mich wieder meinem Handy zu und suche nach Filmen, die mich an nichts und niemanden erinnern.
»Wie wäre es denn mit einer romantischen Komödie?« Ich werfe ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zu, den wir auch liebend gerne den Todesblick nennen. »Ja okay, schlechte Idee. Ich verstehe schon. Wir könnten auch unsere Fantasie etwas anregen mit den After Filmen.«
»Die Filme sind doch nichts, im Vergleich zu den Büchern. Was hast du denn gegen meine Filmauswahl. Ist doch für jeden was dabei, wenn wir noch ein bis zwei Disney Filme dazu packen. Horror, Action, Musik. Was will man mehr?«
»Sex.«
»Bitte was?«
»Sex, drugs and Rock'n'roll, darling.«
»Okay und wo bekommen wir das her?«
»Ganz einfach. Du bist volljährig. Wir geben dir das Geld und du kaufst den Alkohol. Für die Musik schließen wir eines der Handys an die Boxen an, dann haben wir den Rock'n'roll auch schon abgehakt. Und den Sex hattest du hoffentlich bis vor Kurzem. Oder willst du für immer Jungfrau bleiben? Du kannst nicht so wie Ana aus Fifty Shades of Grey sein und mit 21 per Zufall einem super reichen, super heißen Typen über den Weg laufen, deine Jungfräulichkeit an ihn verlieren und ihn heiraten. Oh ups, spoiler Warnung vergessen. Mitch, wach auf! Es wird nicht „der Eine" kommen, ihr werdet euch verlieben und bis ans Lebensende glücklich. Du lebst nicht ein einem Film.«
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Geprägt von Dämonen
RomanceMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...