Fünf Augenpaare richten sich auf TJ, aber er steht da, die Hände lässig in den Taschen seiner Jacke vergraben und erwidert unbeirrt den Blick unserer Direktorin.
»Mr. Miller?«
»Abgemacht. Michelle wird in keiner der genannten Prüfungen schlechter als eine 3+ sein.« Unsere Rektorin blickt zwischen TJ, meinen Freunden und mir hin und her, bis sie schließlich nickt. »Sie haben zwei Wochen.« Mit diesen Worten sind wir entlassen und einer nach dem Anderen verlassen wir das Büro. Mein Kopf schwirrt und die Rädchen laufen auf Hochtouren. Wie soll ich das bitte schaffen? Keiner aus meinem Geschichtskurs kann mich leiden, in Mathe habe ich den Anschluss schon längst verloren und in Politik kann mein Lehrer mich nicht leiden. Scheiße, was hat TJ mir da eingebrockt?
»Was hast du dir dabei gedacht?« Lukas fährt ihn mit einem Zorn in der Stimme an, dass ich zusammenzucke, während Chris und Amira die beiden skeptisch beobachten.
»Was habe ich mir wobei gedacht?« TJ hat wieder dieses Grinsen im Gesicht, welches bei mir den Wunsch weckt es ihm aus dem Gesicht zu wischen.
»Was fällt dir ein, einfach für Mitch zu sprechen? Wie kommst du auf die Idee, darüber urteilen zu können, ob sie das schafft oder nicht? Woher willst du wissen, dass sie das schafft?« Lukas' Worte versetzen mir einen Stich. Glaubt er etwa nicht, dass ich es schaffen kann? Ich muss es zumindest versuchen!
»Junge, fahr mal runter! Geschichte und Politik habe ich auch als Leistungskurse belegt, dementsprechend kann ich ihr helfen, wenn das keiner von euch übernimmt. Und so wie ich dich einschätze«, er blickt auf Lukas hinab und mustert ihn einmal von oben bis unten, »kannst du ihr Mathe erklären, oder einer der anderen beiden.«
»Sie wird sich kaputt machen!« Genau dieser Satz ist es, der etwas in mir zerbrechen lässt. Lukas glaubt nicht daran, dass ich das schaffen kann. Er glaubt nicht an mich.
»Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, dass er dich nicht unterstützen wird. Na, tut die Wahrheit weh?« Ich höre ein kaltes Lachen, welches fast wie mein eigenes in den dunkelsten Momenten klingt, aber mir ist nicht nach lachen zumute. Das Einzige, wozu ich gerade in der Lage bin, ist zu starren. Und zwar Lukas anzustarren. Amira und Chris haben meinen Blick schon längst bemerkt und Chris packt Lukas bei den Schultern, der ihn wütend abzuschütteln versucht, aber Chris deutet bloß auf mich und jetzt blickt auch Lukas zu mir. Amira macht einen zögerlichen Schritt auf mich zu, aber ich rühre mich nicht. Lukas streckt seine Hand nach mir aus und ich zucke weg.
»Mitch, ich... Das war nicht so gemeint.«
»Du glaubst nicht an mich!« Die Worte kommen gepresst, aber anklagend aus meiner Kehle. Jetzt dreht sich auch TJ zu mir um und sein Grinsen erlischt augenblicklich.
»Nein, so ist es doch nicht. Mitch, hör zu, ich...«
»Sei still! Ich will nichts mehr hören. Du glaubst nicht, dass ich es schaffen kann! Wie soll ich denn deiner Meinung nach diese Schule bezahlen? Soll ich mir noch zwei weitere Jobs suchen? Oder soll ich mich für Geld anbieten? Schnelles und gutes Geld, weißt du?« Mein Zorn droht mich zu übermannen. Das, was er gerade gesagt hat, ist so, als wenn er mir ins Gesicht geschlagen hätte. Gerade Lukas sollte doch an mich glauben, oder nicht? Das macht man in einer Beziehung doch so, oder? Ich weiß es nicht. Lukas ist mein erster Freund.
»Mitch, wir können dir sicher helfen. Unsere Eltern...« Amira macht noch einen Schritt auf mich zu, aber auch vor ihr zucke ich jetzt zurück.
»Ich will euer Geld, oder das eurer Eltern nicht! Ihr wisst gar nicht, wie beschissen ich mich dabei fühle, von euch finanzielle Hilfe annehmen zu müssen! Ihr werft mich damit zu, als wäre es nichts weiter als Toilettenpapier!« Ich gehe einen Schritt zurück. Schritt für Schritt gehe ich zurück, entferne mich von meinen Freunden. Von ihrem Geld.
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Geprägt von Dämonen
RomantiekMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...