Als ich die Augen öffne, werde ich von grellem Licht geblendet. Ich brauche ein paar Sekunden, bis die Welt vor meinen Augen wieder klare Umrisse bekommt. Der Raum riecht nach Desinfektionsmittel und das Bett in dem ich liege ist mit Einweglaken bezogen. Ich muss mich in einem Krankenhaus befinden. In meinem rechten Arm ist eine Infusion eingeführt worden. Bei dem Anblick klärt sich meine Erinnerung etwas, aber ich weiß immer noch nicht, wie ich hier her gekommen bin. Ein leichter Druck an meiner linken Hand lässt mich den Kopf drehen und da sitzt Lukas. Er beobachtet mich ganz genau, als hätte er Angst, mich in den nächsten Sekunden zu verlieren.
»Mitch bist du dieses Mal wirklich wach?« Sorge trübt seinen sonst so warmen Blick.
»Was meinst du damit? Was ist passiert?« Mein Körper fühlt sich komisch taub an, wie immer nachdem ich ohnmächtig geworden bin.
»Ich weiß es nicht genau. Ich wollte mit dir reden. Und plötzlich bist du total blass geworden. Du hast gezittert und bist einfach nach vorne gekippt. Mit offenen Augen, aber du hast einfach durch mich hindurch gesehen. Durch Alles und Jeden, um genau zu sein. Ich hab versucht mit dir zu sprechen. Habe immer und immer wieder deinen Namen gesagt und zwischenzeitlich sah es so aus, als könntest du mich hören, aber dann bist du wieder weg gewesen. Also habe ich einen Krankenwagen gerufen. Aber ich wollte dich nicht alleine lassen, also habe ich darauf bestanden mitzukommen. Sie haben dich untersucht und festgestellt, dass dein Blutdruck viel zu niedrig war, dein Herz zu langsam geschlagen hat und dein Blutzucker viel zu niedrig ist. Dann wurdest du in dieses Zimmer gebracht und ich durfte bei dir bleiben. Du hast deinen Kopf ab und an in meine Richtung gedreht, aber du hast gestarrt und hast nichts gehört und gar nichts. Du hast mir echt Angst eingejagt. Ach Michelle, mach das bloß nicht häufiger, oder warn mich das nächste Mal vor.«
Ich drücke seine Hand und lächle ihn aufmunternd an. »Mach dir um mich keine Sorgen. Damit werde ich schon fertig. Dieses Mal war aber ungewöhnlich lange, deiner Erzählung nach. Normalerweise bekomme ich es mit, wenn man mich berührt oder hochhebt. Lukas vergiss bitte nicht zu atmen. Ich brauche dich doch noch.« Er scheint die Luft anzuhalten und meinen Worten genaustens zu lauschen, sie zu analysieren.
»Danke, dass du bei mir geblieben bist, obwohl ich mich in den letzten zwei Wochen nicht gerade nett dir gegenüber verhalten habe. Du glaubst gar nicht wie viel mir das bedeutet. Ich wache sonst immer alleine aus solchen Zuständen auf. Ist schließlich nicht das erste Mal gewesen. Wo bin ich denn dieses Mal drauf gelandet. Müssten doch eigentlich Steine gewesen sein oder?« Ich versuche herauszufinden, ob mir irgendetwas wehtut, aber da ist nichts.
»Ich habe dich natürlich aufgefangen. Oder dachtest du, dass ich dich auf den Boden fallen lasse, vor meinen Augen?« Seine Augen werden groß und diese Farbe haut mich fast um – gut dass ich schon in einem Bett liege.
»Nein, das habe ich nicht gedacht, aber ich dachte nach den letzten zwei Wochen, dass du vielleicht nichts mehr mit...«
»Nichts mehr mit dir zu tun haben will? Mitch wäre ich dann noch hier? Hätte ich dann den Krankenwagen gerufen? Hätte ich die ganze Zeit deine Hand gehalten, ohne mich von den Pflegern von dir wegbekommen zu lassen?«
»Du hättest jeden aufgefangen. Und du hättest auch für jeden den Krankenwagen gerufen. Das ist deine Art. Du möchtest jedem helfen. Sogar denen, den nicht mehr zu helfen ist.« Bei diesen Worten sehe ich auf unsere Hände, die immer noch mit ineinander verschränkten Fingern auf dem Bett liegen.
»Du hättest auch Jane oder einer ihrer Sklavinnen gefangen und wärst bei ihnen geblieben. Insbesondere bei Jane.« Dieser Gedanke stimmt mich traurig, denn es ist wahr.
»Ich würde dich niemals in so einer Situation allein lassen und wäre nicht bei jeder geblieben Mitch. Warum nimmst du ausgerechnet Jane als Beispiel?« Seine gerunzelte Stirn ist fast niedlich. Er sieht das offensichtliche nicht.
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Geprägt von Dämonen
RomansaMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...