Von Amira, Chris, Lukas und TJ geht eine pulsierende Unruhe aus, während ich mich ihnen nähere. Kaum, dass sie meine Schritte hören, blicken alle sofort auf und das pulsieren ebbt ein Wenig ab. Während ich meine Freunde so ansehe, kann ich verschiedenste Emotionen ausmachen. Amira sieht alles mit einer Klarheit und Sachlichkeit, die mir immer ein Geheimnis bleiben wird. Sie sieht das Unrecht, das getan wurde und möchte etwas dagegen unternehmen. Sie strahlt pure Entschlossenheit aus. Chris ist wütend. Seine Augen blitzen und das klare blau wirkt eiskalt, was für ihn sehr untypisch ist. Lukas zeigt reine Besorgnis und Entsetzten. Am schlimmsten finde ich jedoch den Anblick von TJ. Sein Blick ist voller Selbstvorwürfe. So gerne würde ich ihm diese Sorge nehmen, aber ich kann sie einfach zu gut nachvollziehen. Mein Blick muss auf die anderen eher stumpf wirken, weshalb sich in ihre Blicke Mitleid mischt. Dieser Anblick macht mich krank. Sie wollen mich beschützen, aber ich will mich nicht beschützten lassen. Das war schon immer ein Problem von mir.
»James? In der Mittagspause gebe ich dir auch deine Klausur zurück, okay? Wenn ich jetzt nochmal rein gehe, schmeißt Herr Deer mich hochkant wieder raus.«
»Kein Problem.« Schweigen breitet sich bei uns in der Gruppe aus und es ist keines der angenehmen Sorte. Es ist schwer und lastend. Für jeden Außenstehenden ist erkennbar, dass Etwas vorgefallen ist. Ich vergrabe die Hände in den Taschen von der Lederjacke und sehe zu James, der bloß im Hemd draußen steht. Es ist Ende Januar und er muss hier im Hemd stehen. Das tut mir unfassbar für ihn leid, aber ihm scheint es nichts auszumachen. Schließlich spielt er bei diesem Wetter auch in kurzem Trikot Football.
»Hast du eigentlich schon Ergebnisse, Mitch?« Das ist der Versuch von Amira die Spannung zu lockern, mehr oder weniger erfolgreich. Denn sofort ist das Augenmerk aller wieder auf meinen Prüfungen.
»Ich verrate meine Ergebnisse erst, wenn ich alle habe. Schließlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben. Nicht wahr?« Mit einem Achselzucken tue ich die Sache ab und gucke auf meine Schuhspitzen. Hoffentlich bekomme ich die ganzen Flecken wieder aus der Kleidung. Das Pochen an meinem Kopf wird wieder schlimmer und ich kneifen die Augen zusammen, in der Hoffnung der Helligkeit des Tages zu entgehen. Nur zu gerne würde ich mich in die Dunkelheit flüchten, die Option besteht bloß leider nicht.
»Alles in...?« Mit einem gekonnten Blick bringe ich Lukas zum Schweigen. Ein kleines Kopfschütteln genügt und die anderen versinken wieder in ihren eigenen Köpfen. Zumindest so lange, bis hinter uns Schritte zu hören sind.
»Hi Luke, hey Chris. Oh hallo TJ.« Jane steht vor uns und behandelt Amira und mich, als wären wir Luft. Soll sie ruhig. Die wird ihre Rechnung auch noch bekommen. Sie streicht sich mit ihren perfekt manikürten Nägeln durch die Haare und macht eine geübten Augenaufschlag. Gott mir kommt die Galle gleich wieder hoch...
»Na Jane. Alles gut bei dir?« Chris hat ein freundliches Lächeln aufgesetzt und auch Lukas scheint unbeschwert, als er sich zu Jane umdreht. Bloß TJ scheint skeptisch zu sein. Die dunklen Augen von Jane scheinen ihn geradezu zu scannen und abzuwägen. Urplötzlich scheint sie tatsächlich mal an jemand anderem als sich selbst interessiert zu sein.
»Also bei mir ist alles in bester Ordnung. Aber euch scheint etwas zu bedrücken. Ihr seht heute so schweigsam aus, darum dachte ich, dass ich meine alten Freunde mal frage, was los ist. Also was ist los?« Sie stellt sich zwischen Lukas und Chris und legt eine Hand auf die Schulter. Mit dem Kiefer mahlend, kann ich bloß zusehen, wenn ich heute noch mehr anstelle, kann ich das Stipendium vergessen. TJ ist geschickt genug, um sich zwischen Jane und mich zu stellen, während Amira mich ganz genau beobachtet. Wann ist sie eigentlich zur stillen Beobachterin geworden?
»Ach es sind bloß die Ergebnisse der Prüfungen. Sie sind nicht ganz so gut ausgefallen, wie wir es uns erhofft haben.« Chris vergräbt seine Hände in den Jackentaschen und ich kann sehen, dass er sie immer wieder ballt und lockert.
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Geprägt von Dämonen
RomanceMichelle Williams, oder auch Mitch, wie sie von fast allen genannt wird, lebt quasi zwei Leben. Es gibt ihr Leben auf der Insel, von dem sie versucht so ziemlich jeden fernzuhalten und es gibt ihr Leben im Internat und der Schule. Zu ihrer Familie h...