Aleya
»Bist du bereit?«, John sah mich an woraufhin ich nickte. John hatte die Jungs zusammentrommeln lassen und ins Studio bestellt.
Wir stiegen aus und liefen gemeinsam die Treppen hoch.
»Soll ich reden?«, fragte er als wir vor der verschlossenen Türe standen.
»Nein das muss ich machen«, lächelte ich ihn dankend an und wartete bis er aufschloss. Von innen hörte ich schon wirres Gerede und Musik.
Als wir das Studio betraten, sahen uns alle an und die Musik wurde leiser gestellt.
»Hey kleines«, Jonas zog mich in eine Umarmung und sah mich besorgt an.
»Setzt euch mal bitte. Aleya muss euch was mitteilen«, sagte John. Marten sah zu seinem Cousin und setzte sich wieder zu Alex auf die Couch.
»Was ist passiert?«, knurrte Jonas. Mittlerweile kannte er mich zu gut. Er wusste das was nicht stimmte.
Ich setzte mich auf den kleinen Hocker und sah in die Runde.
Ich holte tief Luft und strich mir meine Haare hinter meine Ohren.
»Es tut mir leid euch das sagen zu müssen a-aber-«, brach ich ab und spürte die Tränen erneut hochkommen.
John strich mir über den Rücken und sah mich bemitleidend an.
»Ich kann das nicht«, flüsterte ich und schluchzte in meine Hände.
John räusperte sich kurz und verschränkte seine Finger ineinander.
»Aleya hat das Baby verloren«, sagte John traurig.
»Was?!«, hörte ich Jonas sagen und weinte noch mehr.
»Digga wie kann das sein?«, hörte ich Carlos fragen. Von Marten hörte ich nichts. Ich spürte wie ich umarmt wurde und erkannte an dem Duft das es mein Bruder war.
»Aleya«, sagte er und zwang mich ihn anzusehen. Jonas hatte Tränen in den Augen und sah am Boden zerstört aus.
»Es tut mir so leid«, hauchte er. Seine großen Hände hatte er an meine Wangen platziert.
Ich sah an ihm vorbei zu Marten der geschockt vor sich hin sah. Eine Träne rollte über seine Wange. Alle sahen mich betrübt an. Marten stand auf und lief an uns vorbei raus auf die Terrasse. Ich sah ihm kurz hinterher und wurde dann von Carlos umarmt.
John stand auf und lief Marten hinterher.
»Mein Beileid Aleya«, Carlos sah mich mit seinen warmen braunen Augen an und strich mir aufmunternd über den Arm. Ich strich mir die Tränen weg und beruhigte mich ein wenig.
»Und was passiert jetzt?«, Jonas sah mich besorgt an.
»Ich muss heute in die Klinik fahren um die Fehlgeburt bestätigen zu lassen. Danach bekomme ich einen Termin für die Ausschabung«, erklärte ich den weiteren Verlauf.
»Du gehst nicht alleine! Wir kommen mit Okay? Es wird alles gut«, Jonas zog mich zu sich und umarmte mich seitlich.
»John wollte mich begleiten«, sagte ich.
»Was ist mit Marten?«, Carlos sah mich fragend an.
»Ich will ihn nicht dabei haben«, sagte ich entschlossen.
»Wieso nicht?«, Alex sprach das erste mal seitdem ich hier war.
»Er war nicht da als ich es erfahren hab also soll er auch jetzt nicht dabei sein!«
»Ich dachte ihr geht zusammen zum Termin?«, Maxwell lehnte sich vor.
»Er hat mich versetzt. Schon wieder«, sagte ich enttäuscht.
Jonas schnaubte wütend und stand auf als John und Marten wieder rein kamen.
»Ist das dein verfickter Ernst Marten?!«, knurrte er sofort.
»Was?«, Marten sah ahnungslos zu John.
»Du versetzt meine Schwester erneut?! Bist nicht mal fähig sie zu einem verschissenen Arzttermin zu begleiten! Sie war ganz alleine als sie erfahren hat, dass euer Kind verstorben ist und du versprichst mir noch sie nicht zu verletzen und für sie da zu sein?!«, Jonas lief auf Marten zu und schubste ihn aggressiv.
»Joe hör auf«, Carlos ging dazwischen und drückte meinen Bruder zurück.
»Gazo-«, Marten wurde von meinen Bruder unterbrochen.
»Halt dein Maul!», schrie er wütend.
»Jonas lass es bitte«, flehte ich meinen Bruder an. Ich legte meine Hand auf seine geballte Faust und sah ihm in die Augen. Ich sah die Wut in seinen Augen.
»Lass uns fahren«, schnaubte er und zog mich zur Türe.
»Ich komme mit«, sagte Marten. John hatte anscheinend Marten aufgeklärt.
»Bestimmt nicht! Du hast kein Recht bei ihr zu sein!«, knurrte mein Bruder gefährlich.
Marten sah hoffnungsvoll zu mir.
»Ich will dich nicht dabei haben«, sagte ich schweren Herzens und lief raus. Mit schnellen Schritten lief ich die Treppen runter und atmete die kalte Luft ein.
»Gazo«, wir drehten uns um und sahen John vor uns stehen.
»Kann ich mit? Ich hab Aleya versprochen das wir das gemeinsam durchstehen«, sagte er.
Mein Bruder sah zu mir woraufhin ich nickte.
»Ich fahr sie in die Klinik und bleibe die ganze Zeit bei ihr versprochen. Du solltest dich erst mal abreagieren und wenn wir fertig sind dann geben wir dir Bescheid«, versicherte John. Mein Bruder überlegte kurz und nickte dann.
»Ist es okay für dich? Wenn du mich brauchst dann komm ich mit Ja?«
»Alles Gut Jonas. John ist bei mir. Er hat recht du solltest dich abreagieren und Raf aufklären«, mein Bruder nickte und zog mich in seine Arme. Nachdem er mir einen Kuss auf den Kopf gedrückt hatte, stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.
Wir stiegen in meinen Wagen und ich fuhr zur Klinik.
»Ich hab mit ihm vorhin gesprochen«, ich wusste wen er meinte.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte mich John.
»Ich weis es nicht Johnny«, seufzte ich.
»Du liebst ihn noch oder?«
»Natürlich tu ich das aber ich weis nicht ob ich mich auf ihn verlassen kann. Er war nicht da als es passierte und ehrlich gesagt weiß ich nicht ob die Beziehung einen Sinn hat wenn er mich jedesmal hängen lässt«, ich lenkte den Wagen auf den Parkplatz der Klinik und schaltete den Motor aus.
Ungeduldig wippte John mit dem Fuß und seufzte. Wir saßen seit zwei Stunden im Wartezimmer und wartete auf die zuständige Gynäkologin.
»Mein Gott Digga! Wie lange dauert es noch?!«, John stand auf und lief durch den leeren Raum.
»John ich bin sicher gleich dran«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
»Wir sind hier seit zwei Stunden wollen die uns verarschen?!«, er kickte leicht gegen einen Stuhl und im selben Moment kam die Krankenschwester rein.
»Frau Klauß? Sie dürfen einmal mit kommen«, sagte sie freundlich.
»Endlich!«, seufzte John. Wir liefen ins Behandlungszimmer und wurden auch gleich von der Ärztin begrüßt.
»Sie dürfen sich dann einmal bitte frei machen. Wir müssten den Ultraschall vaginal machen«, ich nickte und sah zu John der mich leicht verstört anstarrte.
Er drehte sich natürlich um und sah zur Türe.
»Huch? Ist ihr Freund etwas schüchtern?«, lachte die Ärztin.
John seufzte genervt und schüttelte den Kopf.
»Er ist nicht mein Freund sondern mein Bruder«, sagte ich und ignorierte den Blick der Ärztin. Mit meinen schwarzen Haaren und der dunklen Haut sah ich ganz und gar nicht aus wie John's Schwester.
Ich machte mich also unten frei und setzte mich auf den Untersuchungsstuhl.
Die Krankenschwester legte eine Decke über meine Beine und reichte der Ärztin den stabförmigen Schallkopf.
»Wenn sie wollen können sie sich wieder um drehen. Alles was abgedeckt sein muss ist abgedeckt», sagte die Ärztin.
John zögerte und drehte sich kurz um. Die Ärztin stülpte in dem Moment ein Kondom über den stabförmigen Schallkopf. John verzog das Gesicht und drehte sich schnell wieder um.
»Ne ich schau lieber die Tür an«, sagte er schnell. Ich verkniff mir ein Lachen und sah auf den kleinen Bildschirm.
»Leider stimmt die Diagnose ihrer Ärztin Frau Klauß. Wir finden ebenfalls keinen Herzschlag es tut mir leid«, sagte sie bedrückt. Ich nickte bloß und machte mich unten rum sauber. Als ich wieder angezogen war setzte ich mich zu John, der sich mittlerweile wieder umgedreht hatte, und knetete nervös meine Hände.
»Die Ausschabung ist eine ambulante Operation. Sie werden in der Früh operiert und dürfen dann am späten Nachmittag wieder gehen. Es muss sie aber jemand abholen. Sie bekommen eine Vollnarkose«, erklärte die Ärztin. Sie legte mir eine Broschüre hin wo nochmal alles drin stand.
»Gibt es da irgendwelche Risiken?«, fragte ich sie. Ich hatte Angst.
»Frau Klauß, sie brauchen wirklich keine Angst haben. Ich führe diese Operation jeden Tag durch an mehreren Frauen. Sie werden nochmal aufgeklärt bevor sie in den Op gebracht werden und das geht alles ganz schnell. Sie schließen kurz die Augen und sind dann schon fertig«, ich nickte und wurde nervöser. John legte seine Hand auf meine und sah mich an.
»Keine Angst okay? Ich werde die ganze Zeit da sein und auf dich warten«, John sah zur Ärztin.
»Natürlich dürfen sie auf ihre Schwester warten«, sagte sie lächelnd.
»Okay«, nickte ich.
»Hier. Diese Tablette müssen sie bitte auf nüchternem Magen morgen in der Früh nehmen. Sie kommen bitte um sieben Uhr in die Klinik und werden dann um zehn Uhr operiert«, sie schob mir eine Tablette in einer silbernen Verpackung zu.
»Was bewirkt diese Tablette?«, fragte John.
»Die Tabletten erweicht den Muttermund und führt zur Ausstoßung des toten Embryos und des restlichen Schwangerschaftsgewebes aus der Gebärmutter. Bitte achten sie darauf nach Mitternacht nichts mehr zu essen. Trinken dürfen sie noch bis zur Einnahme der Tablette und danach bitte nicht mehr«, erklärte sie mir.
Nachdem ich noch etwas unterschreiben musste, verabschiedeten wir uns von der Ärztin und liefen zum Wagen. Ich seufzte als ich mich in den Fahrersitz fallen ließ.
»Alles okay?«, fragte John.
»Ja es war nur ein wenig zu viel. Kannst du Jonas anrufen? Er soll zu mir kommen dann können wir ihm erzählen was morgen passiert«.
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The Night it all Changed (BAND I)
FanfictionDie dunklen Straßen Hamburgs machten einem Angst. Alleine sollte man sich nachts nicht auf dem Kiez rumtreiben. Der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht und mein Körper zitterte wegen der Kälte. Man sah an jeder Ecke betrunkene Männer die von einer...