Aleya
»Frau Klauß? Sie sind die nächste«, die Arzthelferin sah mich lächelnd an. Aufgeregt stopfte ich mein Handy in meine Tasche und wischte meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab. Ich schwitzte vor Angst und Aufregung. Ich klammerte mich an meine Tasche und lief ins Behandlungszimmer.
»Frau Dr. Brinkmann wird gleich bei ihnen sein«, ich nickte dankend und sah mich um. Mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust. Ich zitterte ein wenig und klopfte ungeduldig mit meinen Fingern auf meiner Tasche rum.
»Hallo Frau Klauß«, ich erschrak leicht als die Türe plötzlich aufging.
Eine etwas ältere Dame sah mich lächelnd an und schüttelte meine Hand.
»Wollen wir gleich los legen? Sie können sich in der kleinen Kabine unten rum frei machen«.
Ich nickte und lief in die kleine Kabine. Mein Anliegen hatte ich schon am Telefon erzählt. Ich zog mir meine Hose und meinen Slip aus und legte alles sorgfältig auf den kleinen Stuhl.
Ich legte mich auf die Behandlungsliege und spürte wie nervös ich wurde. Ich hoffte nur das ich mich die ganze Zeit getäuscht hatte.
»Gut dann schauen wir mal nach. Achtung es wird etwas kühl«, sagte sie. Ich nickte und schloss kurz die Augen.
Sie sah auf den Bildschirm neben sich und stoppte dann. Einige Minuten starrte sie auf einen bestimmten Punkt und lächelte dann.
»Herzlichen Glückwunsch Frau Klauß! Sie sind noch ganz am Anfang 1-2. Woche ungefähr«, ich sah schockiert auf den Bildschirm, wo ein kleiner Punkt zu sehen war. Die Ärztin gab mir ein Tuch um mich unten rum sauber zu machen. Schockiert von der Nachricht saß ich einige Minuten regungslos da. Fuck! Meine Vermutung hatte sich bestätigt. Ich war schwanger.
Ich zog mich wieder an und setzte mich auf den Beratungsstuhl.
»Hier das ist für sie«, sagte sie und schob mir das Ultraschallbild zu. Ich sah mir das Bild an und starrte auf den kleinen Punkt.
»Ist alles in Ordnung Frau Klauß?«, die Ärztin sah mich besorgt an.
»J-ja ich denke schon«, stotterte ich fassungslos. Ich konnte es nicht realisieren.
»Ich weiß das es im ersten Moment ein Schock ist und wenn sie das Kind nicht behalt-«
»Nein das ist es nicht! Ich muss es erst realisieren ich habe gar nicht damit gerechnet«, log ich. Die letzten Tage ging es mir elend. Nach dem Umzug fing alles an. Ich musste mich oft übergeben und mir war immer schlecht. Als erstes dachte ich das ich mir was eingefangen hab aber als ich gemerkt habe, dass ich überfällig war, viel es mir wie Schuppen von den Augen.
»Sie können es sich natürlich noch eine Weile überlegen. Reden sie mit dem Vater des Kindes und dann reden wir bei ihrem nächsten Termin darüber«, die Ärztin sah mich verständnisvoll an. Ich nickte und stand dann auf.
Nachdem ich mich von der Ärztin verabschiedet hatte, machte ich einen neuen Termin aus und bekam noch meinen Mutterpass. Mit dem Ultraschallbild und dem Pass verließ ich die Praxis.
Ich brach direkt in Tränen aus als ich draußen vor dem Eingang stand. Was soll ich jetzt tun? Das Kind war sicher von Marten! Einerseits war ich natürlich glücklich aber anderseits hatte ich so große angst vor dem was auf mich zukommen würde. Ich musste klar denken und lief in den nahegelegenen Park. Eigentlich würde ich mir direkt eine Zigarette anzünden aber das würde ich nicht machen. Auf einer freien Bank ließ ich mich nieder und starrte auf das Bild in meiner Hand. Die Tränen flossen immer noch über meine Wange.
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war als ich das erste mal wieder hoch blickte. Es dämmert schon und weinen tat ich auch nicht mehr. Sollte ich es ihm sagen? Seit der Sache mit Samira hatte ich nichts von ihm gehört. Ich wusste nicht ob sie immer noch bei ihm war oder nicht.
»Aleya?», ich schreckte auf und sah zu John der vor mir stand. Was machte er hier?
»Was machst du hier? Was ist los?«, er sah mich verzogener Miene an und setzte sich zu mir. Sein Blick wanderte auf das Bild in meinen Händen.
John sah mich geschockt an und nahm mir langsam das Bild aus der Hand.
»Du bist schwanger?!«, fragte er und konnte es nicht fassen. Ich nickte stumm und sah auf meine Hände.
»Von Marten?«, er sah mich besorgt an und legte seinen Arm um mich.
»Von wem sonst?«, hauchte ich heißer.
»Fuck!«, flüsterte John.
»Komm wir fahren zu mir! Du bist eiskalt und solltest hier nicht rum sitzen«, John zog mich sanft an meiner Hand hoch und lief gemeinsam mit mir durch den Park.
»Mein Auto steht noch auf dem Parkplatz der Praxis«, sagte ich. John nickte und nahm mir die Schlüssel aus der Hand. Er öffnete die Beifahrertüre und wartete bis ich mich reingesetzt hatte.
»Du solltest nicht fahren«, sagte ich zu John als er den Motor startete.
»Scheiß drauf! Ich hab zwar momentan keinen Schein aber trotzdem kann ich fahren«, er lenkte meinen Wagen auf die befahrene Straße und machte die Sitzheizung bei mir an. Ich wusch die kommenden Tränen weg und sah aus dem Fenster. Was soll ich Jonas sagen?!Ich trank aus der heißen Tasse meinen Tee und setzte die Tasse auf dem Tisch ab.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte mich John.
»Ich weis es nicht Johnny. Soll ich es ihm sagen? Wie wird er reagieren?«
»Du musst es ihm sagen. Er ist der Vater Aleya. Wenn du willst dann komm ich mit und wir sagen es ihm gemeinsam«, schlug er vor.
»Ich muss da alleine durch John aber danke. Denkst du er wird sich freuen?«
»Natürlich wird er sich freuen. Marten wollte schon immer Kinder haben und ich denke das er mehr für dich fühlt als er zugeben möchte«
»Und was sage ich Jonas?«
»Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen Okay? Nachdem du es Marten gesagt hast dann könnt ihr es Jonas auch sagen. Ich behalte es so lange für mich kleines«.
Dankend nickte ich und freute mich das erste mal auf das kleine Wesen in meinem Bauch.
»Fuck! Ich werd einfach Onkel!«, sagte er voller Freude und zog mich in eine Umarmung. Ich lachte laut und schüttelte meinen Kopf.
»Weißt du wo Marten ist? Ich will es ihm gleich sagen«, sagte ich entschlossen und stand auf.
»Er müsste im Bordell sein. Soll ich dich fahren?«, John stand ebenfalls auf und begleitete mich zur Türe.
»Nein das brauchst du nicht«, sagte ich.
»Sicher?«, er zog seine Augenbrauen hoch.
»Sicher!«, sagte ich entschlossen.
»Danke nochmal das du nichts sagen wirst John. Das bedeutet mir echt viel«
»Du bist wie meine Schwester natürlich stehe ich hinter dir«.
Wir verabschiedeten uns und ich lief runter zu meinem Auto. Die Aufregung stieg als ich den Motor startete. Mir war irgendwie komisch aber das war sicher nur die Aufregung. Ich lenkte meinen Wagen richtung Kiez und atmete erleichtert aus als ich vor dem Bordell geparkt hatte.
»Ich muss zu Marten«, sagte ich zu einem der Türsteher der stumm nickte und vor mir lief. Ich folgte ihm und sah mich wie immer um. Der Club war nicht all zu voll.
»Er ist im Büro«, sagte der großgebaute Südländer. Ich nickte dankend und wartete bis er weg ging.
Ich klopfte kurz an der Türe bevor ich rein ging. Marten lag gebeugt über dem Tisch und zog schnell die Nase hoch. Erschrocken blickte er zu mir und ließ das kleine Röhrchen fallen.
»Was machst du da?«, fragte ich obwohl es offensichtlich war. Marten hatte sich grade eine line gezogen. Ich lief wütend zu ihm rüber und sah auf seinem Tisch eine kleine Tüte mit weißem Inhalt.
»Du kokst?!«, rief ich aufgebracht.
»Das geht dich nichts an! Gib es her«, er griff nach der Tüte, die ich schnell in meiner Handfläche versteckte.
»Digga! Gib die scheiß Tüte her!«, Marten lief um den Tisch und stand aggressiv vor mir. Ich schluckte und sah in seine wütenden Augen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er packte mich am Arm und rüttelte leicht an mir.
»Gib.das.verfickte.Koks!«, knurrte er die einzelnen Worte.
»Nein! Ich entsorg den scheiß!«, rief ich. Marten's Augen verdunkelten sich plötzlich. Ohne das ich reagieren konnte schubste er mich plötzlich mit voller Wucht nach hinten. Ich knallte mit meinem Rücken gegen die Spiegelwand hinter mir. Das ging alles viel zu schnell.
Es krachte und klirrte. Ich fand mich voller Schmerzen auf dem Boden. Um mich rum lagen kleine Scherben verteilt. Einige der Scherben bohrten sich in meinen Arm und meinem Oberschenkel.
»Fuck Aleya!«, erschrocken von sich selbst lief er auf mich zu und kniete sich vor mich hin.
Das erste woran ich dachte war an das Baby. Ich legte schützend meine Hand an meinen Bauch und sah fassungslos zu Marten.
»Fass mich nicht an«, zischte ich als er seine Hand an meine Wange legen wollte. Ich hatte zwar leichte Schmerzen doch raffte mich vom Boden auf.
»Du darfst das keinem sagen Aleya hörst du?!«
»Weist du was? Verreck doch an deinem scheiß Koks!«, zischte ich wütend und verließ humpelnd sein Büro. Kleine Blutflecken waren auf meiner Hose zu sehen. Ich ignorierte die Blicke der anderen und stieg in meinen Wagen ein. Jetzt wurde mir einiges klar. Marten's Stimmungsschwankungen und sein Verhalten hatten sich geändert. Anscheinend lag es am Koks. Wütend und enttäuscht fuhr ich nachhause. Ich stieg mühevoll die Treppen rauf und blieb stehen als ich Walid vor mir sah.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte er und sah auf die Blutflecken.
»Nichts alles gut«, versuchte ich ihn abzuwimmeln und schloss schnell meine Türe auf. Ohne das er noch was sagen konnte, knallte ich die Türe vor seiner Nase zu. Er tat mir in dem Moment leid aber ich hatte jetzt echt keine Lust auf seine Fragen.
Langsam strich ich mir meine Jacke vom Körper und ließ sie auf den Boden fallen. Mein Handy klingelte ununterbrochen. Genervt zog ich es aus meiner Tasche und setzte mich auf die Couch.
»Und hast du es ihm gesagt?«, fragte mich John als ich abhob.
»Nein! Er wird nie von diesem Kind erfahren und du wirst es ihm auch nicht sagen«, ich klang entschlossen und man hörte wie wütend ich war.
»Was hat er getan?«, John klang sauer.
»Kannst du zu mir kommen?«, fragte ich ihn. Ich brauche John jetzt einfach! Er kennt Marten am besten und sollte Bescheid wissen.
»Gib mir fünf Minuten«.
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The Night it all Changed (BAND I)
FanficDie dunklen Straßen Hamburgs machten einem Angst. Alleine sollte man sich nachts nicht auf dem Kiez rumtreiben. Der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht und mein Körper zitterte wegen der Kälte. Man sah an jeder Ecke betrunkene Männer die von einer...