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Aleya

Ich lehnte mich an die Motorhaube und sah einfach nur in die Ferne. Ich hörte wie die Autotüre aufging und wieder zugeschlagen wurde. Marten lief zu mir und stellte sich vor mich hin. Mein Blick war auf seine Nike Schuhe gerichtet.
»Hey«, sagte er einfühlsam. Ich sah zu ihm hoch und spürte erst jetzt wie mir eine Träne über die Wange lief.
Ich schluchzte laut auf und weinte jetzt noch mehr. Marten drückte mich an sich und sagte nichts. Er umarmte mich bloß. Ich war froh das er nichts sagte. Still standen wir eng umschlungen vor seinem Wagen. Keiner von uns redete. Ich wusste nicht wie lange wir hier standen aber es tat gut. Seine Wärme beruhigte mich und ich hörte auf zu weinen.
»Wie geht's deiner Lippe?«, fragte er behutsam und löste sich langsam von mir. Er nahm mein Kinn in seine Hand und begutachtete meine angeschwollene Lippe. Es hatte zwar aufgehört zu bluten, tat aber höllisch weh.
»Es geht«, sagte ich bloß. Ich sah zu Marten hoch der mir sanft mit seinem Daumen über meine Lippe strich. Langsam beugte er sich zu mir runter. Ich blickte in seine Augen und verlor mich in ihnen. Ich spürte seinen warmen Atem an meinen Lippen.
Unsere Lippen waren kurz davor sich zu berühren. Eine wohlige Wärme breitete sich in meinen Körper aus.
Ein klingeln ließ uns beide zusammen Zucken. Marten räusperte sich und ging einen Schritt zurück.
Er drehte sich um, holte sein Handy raus und entfernte sich einige Schritte.
Fuck! Was war das? Wir hätten uns fast erneut geküsst.
»Wir sollten uns langsam auf den Heimweg machen«, sagte Marten als er fertig war mit telefonieren.
»Meine Sachen und mein Auto sind noch bei Maruf«, murmelte ich.
»Okay. Dann fahren wir erst dahin und holen deine Sachen ab. Ein Freund fährt dein Auto nach Hamburg«, sagte er. Ich nickte und stieg wieder ins Auto.
Ich gab ihm die Adresse von Maruf's Wohnung. Ich hoffte das er nicht dort war. Ich wusste nicht was mit Maruf passiert war. Er hat sich plötzlich nach seinem Telefonat so verändert. Geht sowas überhaupt?
Als wir vor Maruf's Wohnung standen, holte ich meine Schlüssel raus.
»Du hast einen Schlüssel für seine Wohnung?«, sagte Marten und zog eine Augenbraue hoch.
»Ja«, sagte ich bloß und sperrte die Türe auf. Ich sammelte meine Sachen zusammen und stopfte sie in meine Tasche. Meine Klamotten die ich früher hier gelassen hatte, holte ich aus seinem Kleiderschrank und stopfte auch die in die Tasche. Eine fürchterliche Wut überkam mich plötzlich. Kann man sich so in Menschen täuschen? Wütend schmiss ich ein paar Sachen von Maruf auf den Fußboden.
Ich schmiss Gegenstände um mich rum und sprach vor mich her. Ich nahm das nächstbeste Ding in meine Hand und schleuderte es gegen den Spiegel im Zimmer. Der Spiegel zersprang sofort in tausend Teile und die Scherben landeten vor mir auf dem Boden.
»Was ist passiert?«, rief Marten und kam kurzer Zeit später ins Schlafzimmer. Er sah auf die Scherben und dann zu mir. Zufrieden nahm ich meine Tasche und lief ins Wohnzimmer.
»Lass uns hier weg«, sagte ich. Ich nahm den Hausschlüssel von Maruf und warf ihn irgendwohin.
»Ihr wart also nur Freunde«, lachte er ironisch auf. Ich sah ihn verwirrt an.
»Was meinst du damit?«, fragte ich ihn jetzt.
»Nichts finde es nur komisch das du einen Schlüssel zu seiner Wohnung besitzt als eine Freundin«, betonte er das letztere.
»Du hast keine Ahnung also misch dich nicht in Sachen ein die dich nichts angehen«, wiederholte ich seinen Satz, den er mal zu mir gesagt hatte, und lief aus der Wohnung. Ich hörte wie Marten die Türe schloss und mir folgte. Vor seinem Wagen stand ein Typ der Marten zunickte. Er hatte viele Tattoos auf seiner Haut und sah genauso gefährlich wie Marten aus.
»Gib ihm deine Schlüssel. Er fährt dein Auto zu dir nachhause«, sagte Marten und sah mich auffordernd an. Ich streckte dem Typen meinen Autoschlüssel entgegen.
»Und was ist mit dem Schlüssel?«, fragte ich Marten.
»Den gibt er mir dann. Steig ein ich muss noch was mit Luke bereden«, sagte er in einem distanzierten Ton und wartete bis ich eingestiegen war.
Die Fahrt nach Hamburg verlief schweigsam. Ich hatte auch keine Lust zu reden und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging langsam unter und die Dunkelheit brach an. Mein Handy klingelte und riss mich aus meinen Gedanken.
»Hey«, sagte ich in den Hörer.
»Hey kleines. Wo bist du?«, fragte mich Jonas.
»Wir sind gleich in Hamburg. Können wir nachher reden?«, fragte ich ihn versöhnlich.
»Gibst du mir mal kurz Marten?«, fragte er. Seine Stimmlage klang distanziert. Ich seufzte und sah zu Marten.
»Jonas will dich sprechen«, sagte ich und reichte ihm mein Handy.
»Ja Digga sind gleich da.....Okay ich bring sie....bis gleich«, hörte ich aus dem Telefonat raus.
Marten legte auf und reichte mir mein Handy wieder.
»Was hat er gesagt?«, fragte ich Marten.
»Er will das ich dich zu ihm fahre«, sagte Marten stumpf. Ich nickte bloß und atmete durch. Ich hab echt scheiße gebaut! Hätte ich doch nur auf Jonas gehört.
Kurz Zeit später hielten wir vorm Studio an.
»Geh du hoch und redet euch aus. Ich hol uns was zu essen«, sagte Marten und sah mich auffordernd an. Ich nickte und stieg aus.
Mein Herz klopfte schneller als ich die Treppen hoch zum Studio stieg. Vor dem Studio drückte ich auf die Klingel und wartete bis Jonas mir die Türe öffnete.
»Komm rein«, sagte er und ließ mich durch. Ich betrat das Studio und setzte mich auf die Couch. Zum Glück war keiner der Jungs grade hier.
»Jonas es tut mir leid!«, fing ich an als er sich gegenüber mir hinsetzte.
»Ich weiß das ich nicht einfach abhauen durfte aber ich war so wütend und wollte dich nicht mehr sehen«
Jonas sah mir direkt ins Gesicht und zog seine Augenbrauen zusammen.
»Was ist mit deiner Lippe?!«, knurrte er wütend.
Fuck! Das hatte ich voll vergessen.
»War das dieser kleine Wichser?! Ich schwör ich bring ihn um«, rief er wütend.
»Jonas!«, rief ich aufgebracht als er Richtung Tür lief.
»Marten hat das schon erledigt Denk ich«, sagte ich und hielt ihn zurück.
»Ich verspreche dir das ich auf dich hören werde! Keiner kann mich von dir trennen nicht mal Maruf«, sagte ich schnell.
»Was meinst du mit von mir trennen?«, fragte mich Jonas.
»Maruf hat dich plötzlich nach seinem Telefonat angefangen zu beleidigen. Von wegen ich hätte Angst vor dir und das du mir weh tun wirst«, erklärte ich ihm grob.
»Vielleicht hat er recht«, murmelte er.
»Du spinnst doch! Du bist mein Bruder Jonas du würdest mir nie mit Absicht weh tun! Geb doch Maruf nicht recht der Idiot hat doch keine Ahnung!«, rief ich aufgebracht.
»Es tut mir leid«, sagte er und zog mich zu sich. Ich genoss die Umarmung und war froh das wir uns erneut vertragen haben. Ich will keinen Streit mehr mit ihm.
Ein klingeln holte uns aus unserer Umarmung.
»Das muss Marten sein. Er wollte was zu essen mitbringen«, sagte ich. Jonas stand auf und öffnete ihm die Türe. Marten kam mit zwei Tüten rein und legte das Essen auf dem Couchtisch ab.
»Und alles gut zwischen euch?«, fragte er. Jonas nickte und zog mich erneut zu sich. Grinsend schloss ich meine Augen und genoss erneut seine Umarmung.
Wir packten das Essen aus und aßen gemeinsam. Jonas Handy klingelte, woraufhin er raus auf den Balkon ging.
»Danke Marten«, sagte ich als Jonas weg war.
Marten sah mich fragend an.
»Für das mit Maruf. Ich weis nicht was du mit ihm zutun hast und es kann mir auch eigentlich egal sein aber danke das du da warst bevor was schlimmeres passiert wäre«, sagte ich.
»Du gehörst zur Familie. Du bist Gazo's Schwester und auch unsere«, sagte er und sah auf sein Essen. Der letzte Satz machte mich irgendwie traurig. Ich ließ mir nichts anmerken und lächelte gezwungen. Jonas kam wieder rein und nahm seine Autoschlüssel vom Tisch.
»Was ist los?«, fragte ich ihn.
»Ich muss los noch was erledigen. Soll ich dich heim fahren?«, fragte Jonas.
»Geh du Digga ich mach das schon«, sagte Marten.
»Danke Digga. Kannst du noch kurz mit raus kommen?«, sagte Jonas und sah Marten auffordernd an. Marten stand auf und folgte Jonas vor die Türe. Ich stand gesättigt aus und ging raus auf den Balkon. Ich musste erst mal eine Rauchen.

The Night it all Changed (BAND I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt