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Aleya

»Und du hast all die Jahre bei deinen Adoptiveltern gelebt?«, fragte mich Jonas nachdem er den letzten Schluck seines Ayrans genommen hatte. Wir hatten uns vor seiner Lieblings-Dönerbude verabredet und waren grade fertig mit dem Essen.
»Ja 18 Jahre davon. Als ich volljährig war bin ich von zuhause abgehauen und hab mein eigenes Ding durchgezogen«
»Krass! War's so schlimm bei denen?«, fragte er nach. Wir standen auf und verließen die Dönerbude. Draußen zündeten wir uns erstmal eine Zigarette an.
Ich nickte bloß auf seine Frage und wollte nicht die alten Wunden aufreißen. Mein Leben bei meinen Adoptiveltern war die Hölle!
»Was hast du heute noch so vor?«, fragte er mich und nahm einen Zug von seiner Zigarette.
»Ich muss später noch arbeiten«
»Wo arbeitest du?«
»Ich bin selbstständig«, sagte ich.
»Echt? Was machst du?«, fragte er mich neugierig.
»Ich bin Professionelle Make up Artistin und habe auch einen kleinen Laden hier in Hamburg. Ich werde gebucht für Video Drehs oder auch für Fotoshootings«, erklärte ich ihm meinen Traumjob. Ich hab damals die Ausbildung angefangen und in einem kleinem Kosmetiksalon gelernt.
»Wie hast du dir alles aufgebaut?«
»Ich hab neben meiner Ausbildung in einer Bar gejobbt und Geld gespart. In Berlin habe ich meinen ersten Laden eröffnet zwar was kleines aber es hat gereicht. Irgendwann sind immer mehr Firmen und Managements auf mich aufmerksam geworden und als ich den Brief erhalten hab, hab ich mich dazu entschlossen hier her zu ziehen und hier was aufzubauen«.
»Meine kleine Schwester ist also so ne richtige Business Frau«.
Er legte seinen Arm um mich und gemeinsam liefen wir zu seinem Wagen.
»Hast du eigentlich einen Führerschein?«, fragte er mich auf dem Weg zu seinem Wagen.
»Ja«, sagte ich.
»Und ein Auto?«, hakte er weiter nach.
»Ja«
»Gut dann bin ich beruhigt«, sagte er und fädelte den Wagen in den Berufsverkehr ein.
Sein kantiges Gesicht und der finstere Blick machten einem Angst. Ich kannte Jonas zwar erst seit ein paar Stunden aber ich wusste das er nicht wirklich boshaft war.
»Wohin fahren wir eigentlich?«, fragte ich ihn.
»Zu den Jungs! Du lernst sie heute kennen«, sagte er bloß und fuhr in einen Hinterhof. Er parkte seinen Wagen und stieg aus. Die Wände des Wohnblockes waren heruntergekommen und in einem kahlen Gelb gestrichen. Außer Jonas sein Mercedes standen hier noch einige andere Luxuswägen.
Wie konnten die sich all das leisten?

»Kommst du?«, holte er mich aus meinen Gedanken. Ich folgte ihm zur grauen Eingangstüre. Im inneren befand sich eine Treppe und ein älterer Aufzug.
»Son Scheiß! Der Aufzug ist wieder außer betrieb«, murmelte Jonas und boxte gegen die Aufzugtüre. Wir stiegen die Treppen rauf bis in den vierten Stock. Jonas holte einen Schlüssel aus seiner Jogginghose und sperrte die Türe auf.
Der Geruch von Gras kam einem direkt entgegen. Ich hörte dumpfe Geräusche und lautes Lachen.
»Ey Gazo!«, grölte einer mit blonden Locken laut als wir einen größeren Raum betraten.
Jonas grinste und begrüßte den Mann mit einem Handschlag.
»Was geht Digga!«, grölte ein anderer. Mich bemerkte zuerst keiner - zum Glück! Ich sah mich etwas im Raum um. Mein Blick fiel auf den vollen Couchtisch. Auf dem Tisch standen Bierflaschen, Haze und Paper verteilt.
»Wer ist die kleine?«, hörte ich plötzlich jemanden sagen. Ich blickte in ein grinsendes Gesicht und sah direkt wieder auf den Boden.
Seit wann war ich so schüchtern?
»Jungs das ist Aleya meine Schwester«, sagte Jonas und zog mich zu sich.
Ich blickte durch den Raum und blieb bei blauen Augen stehen die mich mit einem komischen Blick musterten. Marten starrte mich regelrecht an und hatte seine Hand unter sein Kinn getan.
»Seit wann hast du eine Schwester?!«, rief einer der Jungs verwirrt und stand auf.
»Seit 25 Jahren um genau zu sagen«, sprach ich und sah zu Jonas.
»Ich bin Alex. Der mit den Locken ist John und neben ihm sitzt Maxwell. Der mit dem bösen Blick ist Marten und daneben ist Pascal«, sagte dieser Alex.
Ich nickte bloß und fühlte mich etwas unwohl. Die Jungs starrten mich immer noch an und nichts außer ein leiser Beat war zu hören.
»Starrt sie nicht so an Jungs«, knurrte Jonas und lief zu John.
»Und wie findest du den Beat?«, fragte er diesen John und lehnte sich an seinen Stuhl auf den John saß.
»Jonas ich geh dann mal«. Ich stand immer noch am Türrahmen und fühlte mich etwas verloren zwischen all den Jungs. Außerdem muss ich mich sowieso noch für die Arbeit fertig machen.
»Ich muss mich für dich Arbeit fertig machen«, fügte ich noch schnell hinzu.
»Soll ich dich heimfahren?«
»Nein. Ich muss sowieso noch was besorgen«
»Pass auf dich auf kleines und wenn du was brauchst ruf mich an Okay?«.
Ich nickte und verabschiedete mich kurz bei allen mit einem knappen „tschüss" und lief die Treppen runter. Draußen zündete ich mir erstmal eine Zigarette an und atmete tief durch.

The Night it all Changed (BAND I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt