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Aleya

»Wer war das Aleya?«, knurrte Jonas und sah auf den blauen Fleck der mittlerweile lila war. Ich war schon immer empfindlich.
»Niemand«, sagte ich und spürte wie uns jeder anstarrte.
»Ich bin vielleicht irgendwohin geknallt und hab es nicht bemerkt«, log ich Jonas an.
»Verarsch mich nicht! Man sieht das da jemand zugepackt hat!«, wurde er lauter.
John stand jetzt neben uns und begutachtete ebenfalls meinen Arm.
»Wer hat dich angepackt?«, fragte John.
»Niemand! Hab ich doch schon gesagt«, sagte ich erneut und blickte unauffällig um mich. Marten starrte direkt auf meinen Arm und irgendwas veränderte sich in seinem Gesicht.
»Ne ne da hat Safe jemand zugelangt!«, unterstützte John Jonas mit seiner Aussage.
»Sag mir sofort welcher Bastard dich angefasst hat! Ich schwör ich fick ihn und seine Mutter gleichzeitig«, knurrte Jonas wütend.
»Lass gut sein! Es ist doch nichts«, rollt ich genervt mit den Augen und riss mich aus seinem Griff. Ich griff nach meiner Tasche und holte etwas Geld raus.
»Wohin willst du jetzt hin?!«, keifte Jonas und kam erneut auf mich zu.
»Ich brauch Zigaretten. Ich geh schnell zum Späti um die Ecke», sagte ich und lief zum nächsten Späti. Jonas rief mir noch was hinterher was ich aber ignorierte. Ich weis nicht wieso ich Jonas nicht die Wahrheit gesagt habe aber ich wollte nicht das es wegen mir Stress  zwischen den Jungs gab.
»Hallo einmal Marlboro Rot für 7€«, sagte ich zu dem kleinen dicken Mann hinter der Theke. Er reichte mir die Zigarettenschachtel, woraufhin ich ihn den 10er Schein rüber schob.
»Danke schönen Abend«, verabschiedete ich mich und verließ den Späti. Ich erschrak als jemand vor mir auftauchte.
»Können wir reden?«, fragte Marten woraufhin ich nickte.
Wir liefen ein Stück gemeinsam bis er an einer Ecke stehen blieb.
»War ich das?«, fragte er. Ich wusste direkt was er meinte.
»Ist nicht schlimm«, sagte ich. Marten schüttelte den Kopf.
»Doch ist es! Mein Verhalten war scheiße dir gegenüber. Ich hätte dich nicht so grob anpacken dürfen, tut mir leid«, entschuldigte er sich.
»Ich war auch nicht grade nett zu dir«, sagte ich beschämt. Ich nahm eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie mir an.
»Wieso hast du mich nicht verraten?«, fragte er nach einer kurzen Stille.
»Ich weis es nicht«, sagte ich ehrlich.
Marten hob seine Hand und strich mir sanft über den blauen Fleck. Er zog die Augenbrauen zusammen und ballte seine Hand zu einer Faust. Seine Berührung löste eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper aus. Schnell zog er seine Hand zurück und seine Miene verfinsterte sich.
»Lass und zurück zu den anderen gehen«, sagte er woraufhin ich nickte.

Der Abend verlief relativ ruhig. Jonas fragte mich nicht mehr aus aber ich wusste das es ihn störte. Es fuckte ihn ab, weil er wusste das ich log. Marten warf mir immer wieder Blicke zu die ich erwiderte.
»Leute wir hauen ab!«, sagte Raf mit Adriana im Arm die müde in die Runde blickte.
»Ich fahr dann mal John nachhause«, sagte Jonas und sah zu seinem Freund der hackedicht und High neben ihm saß.
»Fahr vorsichtig«, sagte ich und verabschiedete mich von Jonas. John bekam sowieso nichts mehr mit.
Nachdem die vier weg waren, waren nur noch Marten und ich übrig.
»Ich sollte lieber jetzt auch nachhause«, sagte ich und wollte grade aufstehen.
»Bleib doch noch«, sagte Marten und sah zu mir.
»Erzähl mir was über dich«, sagt er und zündete sich einen Joint an.
»Was möchtest du wissen?«, fragte ich.
Er zuckte mit den Achseln.
»Alles«.
Ich erzählte ihm das gleiche was ich auch Adriana erzählt hatte.
»Und wie hast du erfahren das Gazo dein Bruder ist?«, fragte er und reichte mir den Joint. Ich überlegte kurz ob ich dran ziehen sollte. Es wäre nicht das erste mal.
»Ich bekam vor ein paar Monaten ein Brief von unserer Mutter indem sie über Jonas erzählte. Sie hatte mich nach meiner Geburt gegen ihren Willen zur Adoption frei gegeben. Mein Stiefvater wollte mich nicht und zwang sie dazu. Sie hatte keine andere Wahl, weil sie ein Verhältnis mit meinem leiblichen Vater hatte. Als ich erfuhr das ich einen Bruder habe, konnte ich es erst nicht glauben. Ich wollte ihn so schnell wie möglich kennenlernen und hab mir hier ein Studio gekauft. Und dann bin ich hier her gezogen und hab ihn gefunden«.
Ich spürte wie die Wirkung vom Gras anfing und ich immer entspannter wurde.
»Wieso bist du abgehauen?«, fragte er. Ich schluckte als ich an früher dachte. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen.
»Ich sollte langsam gehen«, wechselte ich das Thema. Marten zog verwirrt die Augenbrauen zusammen doch fragte nicht erneut nach.
»Du bist High. Du solltest nicht in diesem Zustand fahren«, sagte er.
»Mir geht's gut. Waren ja nur ein paar Züge und auch nicht das erste mal«, sagte ich. Ich war echt kein Fan davon besoffen oder auch High Auto zu fahren aber mir ging es gut. Ich war einfach nur entspannt und von ein paar Zügen sollte nichts passieren.
»Gazo bringt mich um wenn ich dich so fahren lasse«
»Was er nicht weiß macht ihn nicht heiß«, sagte ich und stand auf.
»Ne vergiss das mal! Ich fahre dich nachhause«, sagte er und nahm meine Autoschlüssel vom Tisch.
Er pfiff Chopper zu sich, der sich sofort erhob und ihm hinterher lief.
»Was ist mit deinem Wagen?«, fragte ich.
»Hol ich später ab«, sagte er und sah mich auffordernd an.
»Du bist doch selber High. Du solltest genauso nicht fahren«, sagte ich und lief zu meinem Wagen.
»Keine sorge von einem Joint werde ich nicht High. Dafür brauch ich schon mehr«.
Er hiefte Chopper auf die Rückbank und setzte sich auf den Fahrersitz. Ich ließ mich überreden und setzte mich auf den Beifahrersitz. Ich war viel zu müde um zu diskutieren. Ich sagte ihm meine Adresse und schnallte mich an.
Es war komisch in meinem eigenen Auto auf dem Beifahrersitz zu sitzen.
Marten fuhr konzentriert durch die Straßen Hamburgs. Während der Fahrt redete keiner von uns. Das einzige was zu hören war, war das schnarchen von Chopper.
Als wir vor der Tiefgarage angekommen waren, drückte ich auf den Funkschlüssel und Marten wartete bis er runter fahren konnte. Er parkte in eine freie Lücke und schaltete den Motor ab.
»Danke«, sagte ich und schnallte mich ab. Er nickte bloß und stieg aus. Nachdem er Chopper geweckt hatte und ihn aus dem Auto hob, drückte er mir meine Autoschlüssel in die Hand.
»Willst du noch mit hoch kommen?«, fragte ich und bereute es direkt. Wieso sollte er mit hoch kommen?
Marten sah mich nur an und schüttelte den Kopf.
»Ne ich geh jetzt auch lieber nachhause«, sagte er distanziert. Was war das? Ich nickte bloß und sah ihm noch hinterher wie er aus der Tiefgarage lief, bevor ich selber hoch in meine Wohnung ging.

The Night it all Changed (BAND I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt