Aleya
»Bist du dir sicher?«, fragte ich Adriana.
»Es deutet alles darauf hin Aleya! Erst finde ich ein Kleid, das mir nicht passen würde, in seinem Kleiderschrank. Dann habe ich beim sortieren seiner Hosen, hohe Schuhe gefunden, auch nicht in meiner Größe!«
»Vielleicht gibt es dafür einen plausiblen Grund. Hast du Raf mal darauf angesprochen?«, fragte ich sie.
»Nicht direkt. Schon seit Wochen tut er so geheimnisvoll. Er arbeitet länger und ist kaum zuhause. Wenn ich ihn anrufe dann geht er nicht ran oder drückt mich weg. Wir haben uns letzte Nacht gezofft und als er Nachmittags immer noch nicht zuhause war, bin ich wutentbrannt zu dir gefahren«, Adriana schluchzte und legte ihr Gesicht in ihre Hände.
»Ach Maus«, ich strich ihr über den Rücken und versuchte sie zu trösten.
»Kann ich bei dir bleiben?«, schniefte sie.
»Natürlich! Ich geb nur Marten Bescheid das er hier nicht aufkreuzen soll«, lächelte ich und schrieb Marten das Adriana eine Weile bei mir übernachten würde.
»Wir zwei hübschen bestellen uns was zu essen und schauen uns schnulzige Filme an Okay? Du kannst dich ruhig umziehen und dich frisch machen«, Adriana nickte und stand auf hielt aber dann inne.
»Ich hab gar nichts zum umziehen«, seufzte sie.
»Bedien dich an meinem Schrank. Fühl dich wie zuhause Okay?«, dankend nickte sie und verschwand im Schlafzimmer.
Nachdem ich uns was bestellt hatte, räumte ich kurz auf und schaltete den Fernseher ein.
Mein Handy vibrierte und Marten rief an.
»Ja?«, hob ich ab.
»Hey. Wieso bleibt Adriana bei dir? Was ist mit Raf?«, fragte er neugierig.
»Die zwei haben sich gestritten. Adriana vermutet das Raf sie betrügt«, flüsterte sich leise.
»Niemals Digga! Raf liebt sie zu sehr«, nahm er seinen Freund direkt in Schutz.
»Ich weis es doch auch nicht Marten. Sag ihm aber bitte nichts Okay?«
»Okay! Dann sehen wir uns morgen um neun Uhr vor der Praxis?«
»Ja und sei bitte pünktlich«, ich verabschiedete mich von Marten und legte dann auf.
Adriana kam im selben Moment ins Wohnzimmer und hatte bequemere Sachen an.
»Danke nochmal«, sie weinte nicht mehr und sah frischer aus.
»Nicht dafür. Ich hab uns einen Film ausgesucht und das Essen sollte auch jeden Moment kommen«, wir sahen uns den Film an und wartete bis das Essen geliefert wurde. Als es klingelte, zahlte ich schnell und wir aßen auf.
»Danke Aleya«, Adriana legte ihre Pizzaschachtel auf den Couchtisch und lehnte sich zurück.
»Du bist echt eine wahre Freundin«
»Adi bedank dich nicht dafür Okay? Das ist selbstverständlich! Du würdest das selbe für mich tun«, ich lächelte sie an und zog sie in eine Umarmung.Irgendwann spät abends legten wir uns schlafen. Nach einer langen Diskussion ließ ich Adriana im Wohnzimmer zurück und kuschelte mich in mein Bett.
Am nächsten Morgen, ging ich erst duschen und machte Adriana einen Kaffee während ich mich für Tee entschied. Mein Bauch war ein wenig größer geworden. Glücklich strich ich mir über meine kleine Kugel.
»Morgen«, Adriana kam müde in die Küche und setzte sich auf den Barhocker an der Küchenzeile.
»Guten Morgen. Hier dein Kaffee. Wie hast du geschlafen?«, fragte ich sie.
»Danke du bist ein Schatz! Ganz gut«, Adriana trank einen Schluck aus ihrem Kaffee und schloss genüsslich ihre Augen.
»Wann hast du deinen Termin?«, fragte sie mich.
»In einer Stunde«, antwortete ich.
»Soll ich mit?«, fragte sie.
»Nein alles gut. Marten kommt mit. Bleib du ruhig hier und mach dir einen gemütlichen Tag Okay? Und wenn ich wieder da bin dann schauen wir was wir heute so machen«
»Okay«, stimmte sie zu.
»Hat Raf dich angerufen?«, ich sah sie fragend an und lehnte mich an die Küchenzeile.
»Ja aber der kann mich mal! Wenn er meint das er mich betrügen muss«, zuckte sie mit den Schultern.
»Ach Adi! Jetzt hör doch mal auf sowas zu sagen! Raf betrügt dich nicht und wenn das wirklich stimmen sollte dann reiß ich ihn höchstpersönlich die Eier ab! Wir beruhigen uns und warten ab Okay? Ich muss mich jetzt fertig machen sonst komm ich zu spät«, ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und zog mich im Schlafzimmer um.
Als ich fertig war verabschiedete ich mich von Adriana und stieg in meinen Wagen ein. Ich hoffte das Marten an den Termin dachte.
Ich parkte vor der Praxis und stieg schon mal aus. Ein Blick auf mein Handy verriet mir das ich noch zehn Minuten bis zum Termin hatte.
Bin schon mal im Wartezimmer, schrieb ich Marten und lief die Treppen rauf. Nachdem ich eine Urinprobe abgegeben hatte setzte ich mich ins Wartezimmer. Immer wieder sah ich auf mein Handy. Marten war immer noch nicht da! Hatte er es erneut vergessen? Enttäuscht schüttelte ich meinen Kopf und wurde kurze Zeit später aufgerufen.
»Guten Morgen Frau Klauß! Wie fühlen wir uns heute?«, fragte die Ärztin.
»Ganz gut«, sagte ich.
»Gut dann schauen wir mal wie es dem Baby geht«, lächelte sie. Nervös und glücklich legte ich mich auf die liege und wartete bis die Ärztin das Gel verteilt hatte. Sie ließ den Schallkopf über meinen Bauch gleiten und sah konzentriert auf den Bildschirm. Ich sah auf den Bildschirm vor mir und sah aus dem Augenwinkel immer wieder zur Ärztin. Sie räusperte sich kurz und seufzte dann. Mehrmals ließ sie den Schallkopf über meinen Bauch gleiten bevor sie es zur Seite legte und ihre Brille abnahm.
»Frau Klauß, es tut mir leid. Ich sehe leider kein Herzschlag mehr«, sie sah mich entschuldigend an. Ich hatte das Gefühl das die Welt stehen blieb.
»Was?«, schockiert blickte ich auf den Bildschirm vor mir und sah das Baby aber kein Herzschlag.
»Das kann nicht sein!«, schluchzte ich. Tränen liefen über meine Wange und ich hatte das Gefühl umzukippen.
»Es tut mir leid Frau Klauß«, die Ärztin reichte mir bedrückt ein Tuch um mich sauber zu machen. Ich starrte immer noch geschockt auf den Bildschirm und konnte es nicht glauben.
Das Baby lebt nicht mehr?
Ich zog mein Pullover runter und setzte mich schluchzend auf den Beratungsstuhl.
Die Ärztin reichte mir ein Taschentuch und sah mich aufmunternd an.
»Es tut mir leid Frau Klauß. Ich weis das es sehr schwer ist aber leider sind sie kein Einzelfall. Jede zweite Frau erlebt leider eine Fehlgeburt«
»Wieso ausgerechnet ich? Habe ich was falsch gemacht? Ich habe auf alles geachtet«, schluchzte ich immer noch. Ich war am Boden zerstört.
»Sie haben nichts falsch gemacht Frau Klauß. Das kann jeden treffen. Ich selber hatte auch eine Fehlgeburt und mittlerweile habe ich einen gesunden Sohn«, ich trocknete meine Tränen und nickte dann.
»Sie müssten bitte morgen in die Entbindungsklinik damit eine Gynäkologin aus dem Krankenhaus die Fehlgeburt bestätigt. Sie kriegen dann einen Termin für die Ausschabung und kommen in zwei Wochen zur Nachuntersuchung wieder zu mir ja? Und wenn alles verheilt ist dann können sie erneut versuchen schwanger zu werden«, stumm nickte ich bloß und konnte das alles nicht realisieren. Jetzt wo ich Marten am meisten brauche ist er nicht da. Traurig über meinen Verlust verabschiedete ich mich von der Ärztin und machte einen Termin für die Nachuntersuchung aus. Es fühlte sich komisch an zu wissen dass das Baby in meinem Bauch tot war.
Immer noch geschockt und benommen lief ich die Treppen runter und stieg in meinen Wagen ein. Im Auto erlitt ich einen fürchterlichen Heulkrampf. Ich legte mein Gesicht in meine Hände und schluchze laut.
Mein Handy vibrierte mehrmals hintereinander. Ich ignorierte mein Handy und wusch meine Tränen weg. Ich musste erst mal klar kommen und von der Praxis weg fahren. Ich startete meinen Motor und fuhr gedankenverloren durch Hamburg. Nachhause wollte ich grade nicht. Ich weis nicht wie lange ich durch die Stadt fuhr aber irgendwann hielt ich an einer Tankstelle an. Ich seufzte und sah mich im Spiegel an. Meine Augen waren angeschwollen und meine ganze Schminke war verlaufen. Ich kramte aus meinem Handschuhfach ein Abschminktuch, ich hatte zur Sicherheit immer eine Packung da drinnen, und entfernte das ganze Make up. Ich tankte schnell und stieg wieder ein. Ich nahm mein Handy vom Beifahrersitz und sah drauf. Marten hatte mich einige Male angerufen. Jonas und John hatten es ebenfalls versucht. Ich war unglaublich wütend auf Marten. Nicht nur das er den Termin verpasst hatte, nein, er hatte auch sein versprochen gebrochen und war nicht da gewesen.
Ich schrieb Adriana kurz das es mir gut ging und ich heute nicht nachhause kommen würde und entschied mich eine Nacht im Hotel zu bleiben.
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The Night it all Changed (BAND I)
FanfictionDie dunklen Straßen Hamburgs machten einem Angst. Alleine sollte man sich nachts nicht auf dem Kiez rumtreiben. Der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht und mein Körper zitterte wegen der Kälte. Man sah an jeder Ecke betrunkene Männer die von einer...