XVII

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Ich öffnete langsam die knarrende Holztür und blickte in den spärlich beleuchteten Raum hinein. Allerdings entdeckte ich keinen einzigen Gladiatoren, dagegen aber umso mehr Bedienstete die mit Leinentüchern und sämtlichen Verarzungsutensilien bepackt durch das Zimmer wuselten und in irgendwelchen Schubladen herumkramten.

„Wo ist Maeson?", fragte ich laut in die Runde.
Alle Sklaven hielten inne, um sich dann sofort zu verbeugen, sobald sie mich erkannten.

„Er ist dort, Eure Hoheit.", antwortete eine junge Frau und deutete auf einen Vorhang im hinteren Teil des Raumes.
Dankend nickte ich ihr zu und durchquerte rasch das Zimmer.

„Maeson?", fragte ich, während ich langsam den Vorhang zur Seite schob.
Ich wollte ihn schließlich bei nichts überraschen. Wer weiß vielleicht hatte er ja gerade nichts an, weil er einige Wunden hatte, die verarztet werden mussten.
Schnell verdrängte ich diesen Gedanken wieder, denn ich spürte schon, wie ich rot geworden war.

Ich betrat den winzigen Raum und sah mich neugierig um. Er wurde von einer einzigen Fackel beleuchtet, die tanzende Schatten an die Steinwände warf. Die einzigen Möbel waren ein kleiner Tisch, ein Hocker und eine schmale Liege, auf der Maeson saß. Er trug nur noch den Rock seiner Gladiatoren Rüstung, wodurch ich beste Sicht auf seinen trainierten Oberkörper hatte. Allerdings zog sich von seinem Schlüsselbein über die komplette rechte Brust eine offene Schnittwunde, aus der etwas Blut heraus tropfte. Sofort verfluchte ich Titus innerlich mit den bösesten Schimpfwörtern, die das Römische Reich je zu hören bekommen hatte.

Maeson hob den Kopf und starrte mich verwirrt an, sobald er mich erkannte.

„Was habt Ihr hier zu suchen?", wollte er wissen und zog seine Augenbrauen zusammen.
Dann sprang er auf und rauschte an mir vorbei, um hinter mir den Vorhang zuzuziehen. Anstatt sich wieder auf die Liege zu setzen, baute er sich mit verschränkten Armen vor mir auf und bedeutete mir mit einem knappen Nicken, mich dorthin zu setzen. Verwirrt folgte ich seiner Aufforderung.

„Ich bin hier, weil ich nach dir sehen wollte.", meinte ich und schaute ihn an.
Maeson erwiderte nichts.

„Geht es dir gut? Du hast eine Wunde und-"

„Ja, mir geht es gut.", unterbrach mich Maeson scharf.
„Es ist schön, dass du dich für mich interessierst, aber du hast hier unten trotzdem nichts zu suchen. Vor allem, weil es dir dein Mann eigentlich gestatten müsste, oder? Und ich bin mir ziemlich sicher, das hat er nicht."

Nun war ich komplett überfordert. Die Tatsache, dass er mich gerade duzte fand ich weniger verwirrend als den Ton, mit dem er mit mir redete. Warum war er plötzlich so gereizt? War es der Druck durch den Kampf?

„Was ist denn los?", fragte ich also leise und zog meine Knie an die Brust.
„Habe ich etwas falsch gemacht?"

Daraufhin stieß Maeson ein verächtliches Lachen aus und schaute einen Moment lang auf die Wand über mir.

„Es war ein Fehler.", meinte er dann und sah mich wieder an.

„Was?"
Ich verstand nicht ganz. Was genau meinte er?

„Vorletzte Nacht, als ich bei dir war. Das hätte nicht sein sollen. Die anderen Sklaven haben alle schon gefragt, wo ich gewesen bin. Es war viel zu riskant.", fuhr er mich an und strich sich durch die Haare.

Ich schreckte etwas zurück und schlang meine Arme um meine Beine.

„Das hört sich so an, als ob wir etwas miteinander gehabt haben. Aber das war doch nicht so!"

„Das weiß ich auch, Olympias!", entgegnete er etwas lauter.
Augenblicklich verstummte er und sah hektisch zum Vorhang, ich folgte seinem Blick. Würde jemand unser Gespräch mit verfolgen, wären wir geliefert.
Maeson nahm sich den Hocker, platzierte ihn vor mir und ließ sich dann darauf nieder.

The Slave's DarlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt