Der große Tag war gekommen, aber Freude darüber suchte man bei mir vergeblich. Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zubekommen. Ständig hatte ich daran denken müssen, dass es die letzte Nacht war, in der ich nicht an einen Mann gebunden war, den ich nicht sonderlich leiden konnte.
Doch nun saß ich hier auf einem Hocker, den sich der Großteil der römischen Bürger wahrscheinlich niemals leisten könnte und war umgeben von einigen Sklaven die sich darum kümmerten, dass ich heute so gut wie noch nie aussehen würde.
Ich hatte alles - Reichtum und Aufmerksamkeit. Und doch fühlte ich mich so elendig und allein.Ich bekam gar nicht wirklich mit, was alles mit mir gemacht wurde. Ich starrte einfach geradeaus an die Wand. Diese goldene, kunstvoll verzierte Wand. Und trotzdem war sie doch nur eine einfache Wand.
Den Palast hatte ich schon immer übertrieben gefunden, doch heute war das besonders der Fall. Denn wäre ich nicht ich, die Tochter des Kaisers mit allem drum und dran, dann hätte ich auch nicht Titus heiraten müssen.
„Das hier noch und dann bist du fertig.", riss Aviana mich aus meiner Starre und hielt mir die Kette von Titus hin.
Zögernd nahm ich sie in die Hand und legte sie mir um den Hals. Die Kette war sehr filigran und somit überhaupt nicht auffällig, was mir gefiel.
Gestern Abend noch hatte ich überlegt, sie aus dem Fenster meines Zimmers zu katapultieren, hatte mich dann jedoch noch zusammenreißen können.Ich befand mich in einem Zwiespalt. Einerseits wollte ich Titus zeigen, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will. Ich wollte es ihm schwer machen, meine ganze Wut an ihm herauslassen.
Aber andererseits wollte ich ihn nicht noch mehr leiden lassen. Denn auch wenn er mich vielleicht mochte, liebte er mich nicht direkt und hatte außerdem seine Familie und Freunde weit weg zurückgelassen.
Vielleicht konnte ich dadurch wenigstens für ihn diesen Tag etwas angenehmer machen.Aviana trat einen Schritt zurück, um mich besser von oben nach unten betrachten zu können.
„Du siehst so hübsch aus!", staunte sie bewundernd, woraufhin ich mir ein halbherziges Lächeln erzwang.
Dann stand ich seufzend auf und stellte mich vor den mit Gold verzierten Spiegel, der bis auf den Boden reichte.Aviana hatte Recht, ich sah wirklich wunderschön aus.
Das Kleid hatte ich bereits gestern schon einmal anprobiert und es saß wirklich wie angegossen, betonte meinen Körper perfekt. Naja, bis auf den Ausschnitt, der etwas zu freizügig war. Die Kette von Titus würde wohl nur noch mehr Blicke auf diesen Bereich meines Körpers ziehen. Eigentlich konnte mir das jedoch egal sein, denn solange es nur Blicke waren, war schließlich noch nichts passiert.Meine Haare waren heute noch lockiger als sonst, die obere Hälfte war an meinem Hinterkopf mit einer kleinen Klammer befestigt. Durch das Sonnenlicht, das durch die offenen Fenster ins Zimmer schien, glänzten meine Haare in einem angenehmen Goldton.
Auch an meinem Gesicht hatten meine Dienerinnen gezeigt, was sie drauf haben. Meine Wimpern wirkten länger und dunkler und auf meine Augenlider hatten sie einen schimmernden Braunton aufgetragen, was meinen Blick fesselnder wirken ließ.
Das einzige, was nicht in das Gesamtbild passte, war meine eher wenig glückliche Ausstrahlung. Die müsste ich wohl allen vortäuschen, sobald ich durch die Tür meines Zimmers gehen würde.„Ich bin wirklich stolz auf euch, das habt ihr toll gemacht!", lobte ich meine Dienerinnen und nahm sie in den Arm.
„Dafür bekommt ihr den Rest des heutigen Tages frei... und morgen auch noch!"Sie bedankten sich alle überglücklich, dann zogen sich die beiden Dienerinnen zurück. Aviana blieb noch bei mir.
„Ich glaube, jetzt kannst du eine Freundin gebrauchen, die dich etwas beruhigt, oder?", schmunzelte Aviana und setzte sich zu mir.
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The Slave's Darling
Fiksi Sejarah106 n.Chr. Flavia Olympias ist die Tochter des Kaisers vom Römischen Reich. Eigentlich führt sie ein relativ angenehmes und luxuriöses Leben, das sie größtenteils auf dem Landhaus der Familie verbringt. Doch ihr Vater hat schon wieder einen Mann au...