Langsam stieg ich die Stufen aus Stein hinab und wurde sofort von heißem Wasser umgeben. Dann schwamm ich zum Beckenrand und stützte mich dort mit den Unterarmen ab.
Ich hatte heute beschlossen, in die palasteigene Therme zu gehen. Sie war zwar kleiner als die öffentlichen Thermen, aber dafür war man hier ungestört. Solange ich hier unten war, würde sonst niemand kommen. Nur Aviana hatte mich noch begleitet weil sie sonst nichts zu tun hatte. Es war für mich also die perfekte Gelegenheit um sowohl Titus als auch Maeson aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig zu entspannen.
„Aviana, möchtest du nicht auch rein kommen?", fragte ich hoffnungsvoll, denn ich wollte nicht alleine im Wasser herumtreiben während sie auf der Bank saß und mir zu sah.
„Naja, ich weiß nicht..."
Unsicher blickte sie zur verschlossenen Tür, so als ob jeden Moment jemand herein kommen könnte.
Als Sklavin war es ihr untersagt zum schwimmen in die Therme zu kommen. Sie durfte nur hier rein, um zu putzen und mir meine Wünsche zu erfüllen.„Vergiss doch einfach mal die Regeln. Es wird schon keiner kommen, und wenn, dann lasse ich mir einfach was überlegen.", meinte ich und strich mir meine nassen Haare zurück.
„Bitte!"
Meiner schmollenden Grimasse konnte Aviana letztendlich nicht widerstehen und sie stand lachend auf.„Na gut, warte kurz."
Als Aviana sich ausgezogen hatte, kam sie zu mir ins Becken.
—
Wir ließen uns etwas außer Atem am Beckenrand nieder, nachdem wir ein paar Bahnen getaucht sind und versucht hatten, uns wie Meerjungfrauen fortzubewegen.
„Aviana..."
„Hm?"
„Kann ich dir etwas anvertrauen?", fragte ich sie schließlich und schaute zu ihr herüber.
„Natürlich! Egal was es ist, ich werde nichts sagen. Das weißt du doch."
Ich nickte, in all den Jahren die wir zusammen verbracht hatten, hatte sie immer meine Geheimnisse für sich behalten und war stets auf meiner Seite gestanden.
„Ja, es ist nur... wenn das raus kommt, dann wird Vater mich hängen. Und Maeson auch."
Jetzt wo ich es ausgesprochen hatte, wurde mir erst so richtig bewusst, was wir alles riskiert hatten. Einfach nur dadurch, dass wir im selben Bett geschlafen haben.„Oh... also... ich bin mir nicht sicher, ob es dann wirklich so gut ist, wenn ich davon weiß.", entgegnete Aviana zögerlich.
„Doch... doch ich muss es dir erzählen. Ich kann es einfach nicht für mich behalten, alleine werde ich damit nicht fertig.", sagte ich bestimmend.
Mein Blick fiel hinter Aviana, wo ein Gemälde des Wassergottes Neptun die Steinwand zierte. Inständig hoffte ich, dass die Götter auf meiner Seite waren.„Vor drei Nächten war Maeson bei mir. Eigentlich wollte er mir nur kurz etwas überbringen, aber letztendlich ist er bis zum Morgengrauen nicht gegangen.", fing ich mit gedämpfter Stimme an.
Das Rauschen das Wassers sollte mich zwar eigentlich übertönen, jedoch wollte ich nichts riskieren.Aviana riss sofort den Mund auf und starrte mich an.
„Habt ihr etwa...?"
„Nein."
Ich schüttelte den Kopf und wanderte in Gedanken wieder zu dieser Nacht zurück.„Es ist wirklich rein gar nichts passiert. Wir haben einfach nur geredet und dann geschlafen."
„Na, dann bin ich wenigstens nicht die einzige. Mit meinem Mann Iulius passiert in letzter Zeit auch genau nichts. Es ist total langweilig!"
Gespielt genervt verdrehte Aviana die Augen und strich sich durch die Haare.
Ich musste lachen und vergaß für einen Moment meine Sorgen. Wer meinte meine beste Freundin wäre unschuldig, der täuschte sich gewaltig!
Dann wurde ich wieder ernst.

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The Slave's Darling
Ficción histórica106 n.Chr. Flavia Olympias ist die Tochter des Kaisers vom Römischen Reich. Eigentlich führt sie ein relativ angenehmes und luxuriöses Leben, das sie größtenteils auf dem Landhaus der Familie verbringt. Doch ihr Vater hat schon wieder einen Mann au...