XIV

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Die Wache stand immer noch direkt neben meiner Tür und sah mich verwundert an, als ich neben ihm auftauchte.

„Ich wollte nur Bescheid geben, dass der Sklave bereits gegangen ist. Über den Balkon."
Ich strengte mich wirklich an, um überzeugend zu klingen. Doch jetzt, wo ich meine Ausrede laut ausgesprochen hatte, klang sie nicht mehr ganz so toll und logisch.
Ohne mir meine Unsicherheit anmerken zu lassen, reckte ich mein Kinn selbstbewusst in die Höhe und lächelte den Mann vor mir an.

„Nur, damit Sie nicht denken, er wäre noch bei mir und Sie nicht unnötigerweise darauf warten, dass er wieder raus kommt."

„Er ging über den Balkon, sagtet Ihr?", hakte die Wache etwas ungläubig mit zusammengezogenen Augenbrauen nach.

„Genau. Er wollte nämlich... noch etwas frische Luft schnappen, er hatte so sehr Kopfschmerzen. Oh, und klettern geht er auch gerne! Da hat er beides einfach miteinander kombiniert."
Ich hätte mich am liebsten selbst geschüttelt, so dumm wie diese Ausreden waren. Welcher Sklave kletterte denn Bitteschön aus Spaß nachts von einem Balkon zwei Stöcke nach unten?

„Schon gut, ich glaube Euch!", schmunzelte die Wache und ich atmete erleichtert auf.

„Nun dann, gute Nacht noch einmal.", lachte ich und verschwand wieder in meinem Zimmer.

Zum Glück war mein Schlafzimmer vom Rest des Zimmers räumlich etwas abgegrenzt. So konnte ich einfach den weinroten Vorhang aus dickem Stoff zu ziehen und hatte somit mein Schlafzimmer komplett abgetrennt. So hatte ich nicht nur einen Rückzugsort sondern in diesem Fall würde die Wache draußen uns auch nicht mehr hören.

„Na, mit welcher wilden Geschichte habt Ihr den armen Soldaten davon überzeugt, dass ich anscheinend nicht mehr hier sei?", grinste Maeson, der immer noch auf meinem Bett saß.

„Du bist den Balkon hinunter, weil du gerne kletterst.", meinte ich mit einem mindestens genau so breiten Grinsen, während ich auf ihn zu kam.
„Ach ja, und du hast Kopfschmerzen. Also falls dich jemand morgen fragen sollte, wie es dir geht, denk bitte daran."
Ich setzte mich auf mein Bett, ließ dabei jedoch einen gewissen Abstand zu ihm.
Dann sah ich ihm wieder in die Augen. Es war wirklich das erste Mal, dass zwischen uns eine so ausgelassene Stimmung herrschte. Ich genoss es sehr, ihn so locker zu sehen.

„Ihr scheint wohl eine ausgesprochen talentierte Lügnerin zu sein, wenn er Euch das geglaubt hat!"

„Ich bitte dich! Ich bin die Prinzessin. Niemand würde es wagen mich je für eine Lügnerin zu halten.", meinte ich und strich mir gespielt selbstverliebt durch meine Locken.

„Stimmt, Ihr seid ja die Prinzessin. In Eurem Nachthemd könnte man Euch aber glatt mit einer einfachen Bürgerin, die am Tiber ihre Wäsche wäscht, verwechseln.", sagte Maeson während er mich betont auffällig musterte.
Dann lachte er, wahrscheinlich stellte er sich gerade vor, wie ich tatsächlich mit einem Wäschekorb auf dem Kopf zur braunen Suppe von Fluss hinunterlief.

„Psst, nicht so laut!", raunte ich und hob einen Finger an die Lippen.
Maeson verstummte.

„Die Wache steht immer noch draußen und ich will nicht riskieren, dass er auch nur irgendwie denkt, du wärest heimlich immer noch hier."

Wieder tauchte dieses schelmische Grinsen auf Maesons Gesicht auf.

„Das hört sich fast so an, als ob wir hier unanständige Dinge tun würden."

Ich errötete sofort und hätte schwören können, dass mir wärmer geworden ist. Seinem Blick ausweichend, schaute ich betreten auf meine Bettdecke.
Wenn er nur wüsste, dass ich es gar nicht so schlimm finden würde, wenn wir hier unanständige Dinge tun würden...

The Slave's DarlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt