Mit einem Grinsen sah sich Ilus das Messer in seiner Hand an. Er hörte täglich Whitefurs Geschreie. Ihm war bewusst, dass er bei den Methoden nicht mehr lange hatte. Mittlerweile sendete er regelmäßig Fischkopf runter, um genau unter Kontrolle zu halten, wann er ihn endlich töten könnte. So auch an dem Tag. Henry betrat das Schlafzimmer und schüttelte von seiner Hand Blut. Dabei schnaufte er: "Fischkopf gibt ihm noch den Tag heute. Wenn du ihn mit Sicherheit wirklich durch deine Hand kriegen willst, dann solltest du es morgen Nacht tun". "Nach Gott verdammt zehn langen Jahren... Endlich...", lächelte er breiter. "Du wirst nicht deinen geliebten Revolver nutzen?", fragte er und begab sich ins Badezimmer. Er schüttelte mit dem Kopf: "Ich werde ihm in den Rücken stechen, wie er es mit mir getan hat". Zwischen dem Plätschern des Wasserhahns ertönte Henry wieder: "Mich hat es sowieso etwas gewundert... Es hörte sich so an, als hättet ihr euch mal gemocht".
Es wurde kurz ruhig. Henry trat aus dem Bad und hakte nach: "Ilus?". "Wir waren sehr enge Freunde, könnte man sagen. Damals hatte ich keine Freunde, habe ich mir gesagt. Was soll das alles schon sein? Vertrauen? Freundschaft? Liebe? Dennoch hatte ich mich in seiner Nähe wohl gefühlt. Es ist nicht mehr zu deutlich in meinen Erinnerungen wie, aber wir beide standen zur Wahl für Iceman und Boss. Welchem verlorenen Kind sie aushelfen wollten. Ich wurde nur gewählt, weil... Mitya schon in Russland Pluspunkte bei Iceman hatte...", ihm zog sich eine Gänsehaut über, "Ich hasse diesen Gedanken immer noch... Gut möglich auch, weil ich helle Haut habe und jünger bin... Ich wünschte, nicht gewählt geworden zu sein. Ich wollte nicht die Unterstützung dieser widerlichen Menschen haben. Aber Whitefur wollte es. Er hat mich angeschuldigt und beleidigt, dass ich mich glücklich schätzen sollte. Ich war rasend".
Sorgsam legte Henry eine Hand auf seine Schulter ab. Trotzdem sprach er weiterhin verbittert: "Er meinte, mir deutlich beweisen zu wollen, dass er dann eben alleine auf der Straße überleben und ein Geschäft öffnen konnte. Er meinte, viel stärker als ich zu sein. Ich weiß, ich hätte es genauso gut ohne Hilfe geschafft. Schließlich wollte ich keine Hilfe. Ich kann ihm nicht beweisen, dass er falsch liegt. Dafür müsste ich die Zeit zurückdrehen können. Aber ich kann ihm deutlich zeigen, dass ich am Ende der bin, der länger als er lebt. Mit Sicherheit werde ich auch 22 Jahre alt. Von uns beiden bin ich der, der den anderen tötet". Henry dachte genauer nach und kam dann zum Entschluss: "Hat er sich Whitefur genannt, weil du weiße Haare hast und er dich besiegen - sozusagen dein Tigerfell tragen - wollte?". "Was weiß ich? Er hat es mir nie verraten. Mir war es auch immer egal. Auf jeden Fall wollte ich seinen Kopf haben, sobald er sich so arrogant und seelenlos entwickelte. Seine Gang wie Nutztiere behandelte. Und vergaß, was Menschlichkeit bedeutete", ballte er die Fäuste.
Er holte tief Luft und sank seine Schultern: "Nach seiner Niederlage verzog er sich nach Seattle, da sein Drogengeschäft hier aufblühen konnte. Ich verdrang ihn und schob ihn zu den dunklen Erinnerungen, die ich nicht aufrufen wollte. Es war fast schon eine Überraschung, wieder auf ihn zu treffen. Eine üble Überraschung...". "Aber du hast gewonnen", erinnerte Henry, "Du brauchst nicht mehr so hasserfüllt zu sein. Deine Erzfeinde sind erledigt. Nun stehst du an der Spitze. Statt zu knurren und zu beleidigen, während du ihm den Gnadenstoß gibst, solltest du lachen". "Wirkt das nicht etwas sehr geisteskrank?", zweifelte er. Henry grinste und beugte sich vor: "Ich habe noch nie so sehr gelacht, wie die letzten paar Tage". Schließlich lächelte Ilus leicht: "Du warst mal unschuldig". "Alles dein Verschulden", zog er die Schultern hoch und küsste ihn.
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Es war fünf im Morgen, also bald Feierabend. Ilus kam sich streckend aus der Küche: "War heute nicht ein wunderschöner Dienst?". "Chef?", kam es von Koi. "Ja?", drehte er sich lächelnd um. Er fragte witzelnd: "Würdest du mir die Drogen empfehlen, die du genommen hast?". "Du selbst kennst den bittersüßen Geschmack von Rache. Versuch mich jetzt bloß nicht zu reizen, ich kenne dich nämlich. Gerade jetzt könnte ich sehr bipolar werden", warnte er weiterhin grinsend. Henry sprang von seinem Sessel auf und lief zu Koi rüber: "Auch ich bitte dich, ihm keine schlechte Lauen zu machen". "Verstehe schon, dir könnte ein abgefahrenes Date vergehen", nickte Koi, "Ich hab heute sowieso zu viel gearbeitet. Nach allem lege ich mich direkt pennen. Mach dir keine Sorgen, ich bin keine Gefahr mehr... für heute". "Das passt so", begab sich Henry leichtfüßig zurück.
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Generation Antihero 2
Action~BoyxBoy~ und ~BoyxGirl~ Nach zehn Jahren in der ein und selben Lagerhalle und immer mehr Verbrechern wird es für Ilus zu riskant, in seiner guten alten Lagerhalle in Los Angeles zu bleiben. Also entscheidet er sich, mit samt seiner kompletten Straß...