Weltweit verteilt

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Ilus und Henry waren die letzten, die in der Halle standen. Nur Kiki mit Jurij und Dexter standen vor den beiden, auch Olga und Ringo. Gerade wollte Ilus etwas sagen, da riefen Henrys Eltern dazwischen: "Wo bleibt ihr denn~?". Schnaufend machte Ilus es schnell: "Kiki, du unterstützt ihn. Er wird wohl wie du nachts schlafen und tagsüber wach sein. Sollte er nicht die Schnauze halten und dir - wie mir - Ärger machen, darfst du ihn-". Henry räusperte sich. Ilus biss sich auf die Zunge und beendete seinen Satz: "...zurechtweisen". Dexter und Henry winkten sich noch zu, dann verließen sie das Versteck und stiegen ins Auto. Ilus war der Fahrer, Henry durfte nicht mal neben ihm sitzen. Seine Mutter - Rose - wollte unbedingt auf den Beifahrersitz. So saß Henry hinter Ilus und auf der Rückbank neben Henry saß sein Vater Paul. Paul kam eine für ihn grandiose Idee: "Wir könnten ja auf dieser langen Fahrt ein paar Lieder singen! Henry, als Kind hat dir das immer so gefallen!". Henry schüttelte sofort mit dem Kopf: "Vielleicht ein andern Mal".

Die Worte schallten in Ilus' Kopf: "Lange Fahrt...". Wahrscheinlich auch ein langer Urlaub.

Für die anderen hatte der Urlaub schon vor zwei Tagen begonnen. So auch für Zigz und Shark, welche in einem Motel saßen. Shark brachte Vincent van Goat Tanzen bei und Zigz suchte auf seinem Handy nach mehr Informationen über seine Schwester. Koi lieferte nur wenig Informationen, da er meinte, für Zigz nichts ohne Geld machen zu wollen. Und Zigz sah es nicht ein, 1.000 Dollar für höchstens drei Mausklicke auszugeben. So musste er alleine suchen. Doch sprang er plötzlich mit einem Schrei auf, sodass Shark sich erschreckte und umfiel. "Ha! Ahaha! Hab sie gefunden! Und wir sind gerade mal zwei Stunden entfernt!", jubelte Zigz. Shark richtete sich wieder auf. Aus der Energie heraus half Zigz ihm dabei und schleuderte ihn fast über das Bett. Shark fragte etwas benommen: "Und jetzt?". "Ich sollte sie wohl erst anschreiben, bevor ich als eigentlich völlig Fremder bei ihr vor der Haustür stehe, oder?", grinste Zigz etwas nervös, "Schließlich ist sie erfolgreich und hat Anstand". "Brauchst du neue Haare?", dachte Shark mit. Unbehagen strich Zigz sich durch seinen roten Deckel: "Aber nur für die kurze Zeit...".

Somit waren die beiden nicht weit von Seattle entfernt. Jedoch waren Shota, Koi und Lucky ganze 8.000 Kilometer Übersee. Lucky beschwerte sich: "Wie zur Hölle seid ihr nicht tot-müde...?". Bei dieser Frage lag er halb am Sterben in der Ecke des Hotelzimmers. Verwundert sahen Shota und Koi sich gegenseitig an. Shota konnte die Schlussfolgerung ziehen: "Hast du einen Jetlag?". Nur schwach konnte Lucky nicken. Koi schmollte: "Wenn du weiterhin so müde bist, dann können wir gar nicht nach Yokosuka, Tokio, Akihabara-". "Bist du lebensmüde?! Ich will doch nur eine halbe Stunde schlafen!", jammerte er unterbrechend. Einmal in die Hände klatschend nickte Shota: "Gut, ein kurzes Nickerchen, dann brechen wir auf. Erste Haltestelle-". Koi rief für ihn mit gehobenen Fäusten aus Euphorie: "Osaka!". Wie die Brüder, die sie waren, grölten sie im Takt gemeinsam: "Al-ko-hol! Al-ko-hol! Al-ko-hol!".

Genau in dem Moment wurde im Privatjet ein Glas Wodka eingeschenkt. Ilus hielt es einfach nicht aus. Henry saß ihm gegenüber und schreckte leicht hoch: "Ein ganzes Glas?! Du warst letztens schon bei zwei Shots völlig-". Auf nichts mehr hörend exte Ilus alles in einem runter. Danach krallte er sich am Tisch fest und hielt die Augen feste zu gekniffen. Während Paul und Rose aufgeregt in einer Broschüre lasen, sah Henry seufzend aus dem Fenster: "Wunderbarer Urlaub...". Auf einmal packte sich Ilus Henry beim Kragen, zog ihn über den Tisch und schien sich an ihm vergehen zu wollen, da bremste Henry gerade so ab. Das erforderte ein lautes Quietschgeräusch von seinem Knie auf der Tischplatte. Es zog die Aufmerksamkeit der Eltern auf die beiden. Henry lächelte unschuldig: "Alles gut, er ist nur sehr empfindlich". Leise murmelte Henry zu Ilus: "Nur noch drei Stunden, dann landen wir und haben unser eigenes Haus... Bitte, reiß dich zusammen...". Er ließ ihn wieder los und Henry kletterte zurück in seinen Sitz. Doch fing Ilus an, auf Russisch verschwommen und schief zu singen.

Zigz und Shark standen zwar im Drogeriemarkt, doch blieb Zigz beim Eingang: "Ach, weißt du? Sie hat sehr warm und nett geantwortet. Vielleicht muss ich auch nichts ändern". Die Geduld verloren griff Shark Zigz am Ärmel und zerrte ihn in die Abteilung für Haarfärbemittel: "Du wolltest blauen Anzug tragen. Rote Haare passen nicht". Mürrisch schnaufte Zigz vor dem Regal und zeigte dann auf eins: "Der Ton sieht meiner damaligen Farbe ähnlich...". Schon hielt es Shark in der Hand und Zigz ließ sich von ihm zur Kasse und zum Ausgang ziehen. Zurück im Motel versuchte Shark die Anleitung zu verstehen. Überrascht fragte Zigz: "Kannst du mittlerweile Englisch lesen?". Still schielte Shark zu ihm rüber und sank dann seinen Kopf: "Nein". Das hob Zigz Stimmung: "Du musst es ja auch nicht verstehen. Schließlich ist das ja mein Kopf". Unerwartet drückte Shark Zigz auf einen Stuhl: "Bleib hier, ich brauche Info-Papier nicht". Ängstlich sah Zigz ein letztes Mal mit seinen roten und vollständigen Haaren in den Spiegel.

Energisch drop-kickte Koi den tief schlafenden Lucky vom Bett: "Party-Time!". Mit Schmerzen stand Lucky wieder auf. Als er die Augen auf hatte, dachte er, er sei ins Regenbogenland abgedriftet: "Wie seht ihr denn aus?". Shota lächelte: "Bunt. So macht es zwischen umso bunteren Lasern mehr Spaß". Koi grinste: "Was? Nicht gewohnt, dass ich mal was anders außer schwarz und weiß trage?". Lucky fragte: "Muss ich auch so etwas tragen?". Shota forderte: "Also deine Cargo-Hose mit Camouflage Muster wirst du sicherlich nicht tragen". "Im Ernst? Das ist das einzige, was ich besitze", sanken seine Schultern. Wenn er forderte, dann bot er wenigstens auch an: "Du kannst dir eine Jeans von mir leihen". "Ja... Die ganzen Skinny-Jeans mit den Rissen und Löchern...", sprach er unbegeistert. Koi tröstete ihn: "Immerhin habe ich es geschafft, ihm die Idee mit den ganzen Hotpants rauszureden. Komm, ich sollte noch ein paar Normale haben. Shotas Beine sind sowieso zu lang für dich. In meine Kleidung passt du eher". "Manchmal, Yasuo, da hasse ich dich richtig", schnaufte Lucky.

Henry hatte Ilus zur Hütte zu leiten. Ab da hatten sie mal fünf Minuten Ruhe von den Eltern. Gestresst legte Henry seinen Kopf in den Nacken und atmete schwer aus. Die Gelegenheit nutzte Ilus direkt, indem er anfing Henrys Hals zu küssen. Leicht zuckte Henry zusammen, als er lächelte: "Wir werden nicht lange Zeit haben... Nur wenige Minuten...". Ilus war es egal. Er ging über zu Henrys Lippen und küsste dort rücksichtslos weiter. Sobald aber Ilus an Henrys Hintern fasste, brach Henry benommen lachend ab: "Ilus...". Daraufhin raunte er nur: "Ich war so oft eifersüchtig und besorgt um dich... Jetzt habe ich mich körperlich erholt... Ich will dich...". Dem konnte Henry nicht widerstehen und er ließ sich schon gehen, da klopfte es an der Tür und Henry biss Ilus auf die Zunge, weil er sich so erschreckte. Der Vater rief: "Jungs, wir haben eine tolle Bar mit unglaublicher Aussicht gesehen! Kommt doch mit". Ilus' eines Auge zuckte leicht und Henry seufzte: "Klar, sind unterwegs...".

Der Abend brach in Montana an und Zigz war etwas nervös, als er sich das Jackett richtete und durch seine aschblonden Haare strich. Sicherlich sah der Schnitt mit der natürlichen Farbe geordneter aus, dennoch hatte Zigz Sorgen: "Denkst du, das passt alles so?". "Weshalb bist du so...-?", Shark fand das Wort nicht und machte daher mit Gestik Zigz hibbeliges Verhalten nach. "Ich weiß nicht, inwieweit du das verstehst, aber April wird nicht alleine mit ihren Kindern da sein. Sie meinte, sie würde ihre beste Freundin mitbringen. Wohl ist sie kultiviert und hält nichts von verlorenen Seelen. Auf dem Bild sah sie auch so unglaublich hübsch aus", erklärte er. Stutzig hob Shark eine Augenbraue: "Was ist mit Kiki?". "Du verstehst da ja tatsächlich doch etwas von", meinte Zigz erst verblüfft, doch addierte dann, "Ich kann ja nicht auf Ewig hinter ihr her sein, oder? Ach, schön wär's. Klar ist sie toll und alles, was ich mir nur erträumen könnte. Aber eben nur erträumen. Henry sagte mal nett gemeint zu mir, dass mein Verhalten nicht gesund ist und ich mir selbst nur schaden würde. Also sollte ich weitersuchen, hm?". Ehrlich legte Shark seine Hand auf Zigz Schulter und gab als Tipp: "Aufgeben ist Loser, hat Chef gesagt". Nachdenklich sah Zigz nochmal näher in den Spiegel.

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