Ausreißer

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Ilus stand ermüdet an seinem Pult und erklärte knapp: "Teddy fühlt sich krank und wird die nächsten zwei Tage ausfallen". Das nickten alle soweit ab. Ihm fiel wieder etwas ein: "Shark, er hatte das eigentlich für deinen Geburtstag besorgt, aber im Chaos hatte er vergessen, dir das zu geben". Es war eine Schachtel, die er ihm rüber warf. Shark fing sie gerade so und versuchte es zu öffnen. Seine Hände waren aber zu groß und unmotorisch dafür. Also ging er in den Hintergarten, wo Olga und Vincent van Goat Platz hatten. Wegen Luckys massiver Angst vor Ziegen durch ein Kindheitstrauma musste das Jungtier dort schlafen. Doch die beiden Tiere verstanden sich gut. Shark gab der Ziege die Box, damit er sie mit seinen Zähnen aufkaute.

Während das geschah, bemerkte Ilus mit seinem scharfen Auge: "Koi, wo schleichst du hin?". Es brachte nichts, seine Pfirsich-Haare stachen unter den dunklen Kleidungen aller heraus. Unschuldig grinste er, während er sich hoch bückte: "Ich wollte frische Luft schnappen". "Du wirst dich nicht mit ihr treffen", stellte Ilus strikt klar. "Komm schon!", bettelte Koi. "Nein!", hob Ilus seine Stimme an, "Sie gehört einer Gruppe an, die mir angedroht hatte, Henry zu entführen und ihn zu vergewaltigen! Dabei haben sie gelacht! Nun ist wirklich Ende!". "Sie würde das sicherlich nicht wollen! Mit Sicherheit könnte ich die Bögen zwischen unseren Gangs glätten!", versuchte er es weiter. Wütend haute Ilus aufs Holz: "Was um alles in der Welt lässt dich denken, ich würde das wollen?! Bei denen lief schon immer etwas falsch! Du kannst keinem von ihnen vertrauen!". Er verließ das Pult und stapfte durch die Menge: "Keinem!". Leise biss Koi seine Zähne zusammen, zischte und ballte seine Fäuste. 

Glücklich sah Shark sich das Glasauge an, welches er von Henry bekam. Er wollte sich direkt bedanken gehen. Extra leise klopfte er an der Tür und öffnete sie. Im Bett lag Henry mit Schmerz verzogenem Blick auf seinem Bauch und hatte überall auf seinem Rücken Kühlpacks. Er sah nicht zur Tür rüber und meinte direkt: "Ilus, ich brauche glaube ich noch eins...". Shark machte sich Sorgen: "Du unterkühlst dich doch". Henry riss seine Augen auf: "Oh, Shark. Was tust du hier? Ich meine- *hust* Ich bin krank. Du solltest lieber raus *hust, hust*". Extra täuschte er ein falsches Husten vor. "Aber ich wollte Danke sagen", sah er ihn mit großen Augen an. Man hörte Ilus anstürmen und er versuchte Shark sofort raus zu schieben: "Raus! Jetzt!". Beim raus Rutschen winkte Shark: "Danke, Teddy~". Ilus schloss die Tür und sah Henry etwas unbehagen an. Henry schnaubte nur ins Kissen: "Selbst Schuld. Du solltest dich selber mit deiner Wunde ausruhen". Da legte er sich zu ihm: "In Ordnung". 

Lange konnten sie nicht ruhen. Es klopfte und Lucky trat ein: "Ich will ja nicht petzen- Doch, eigentlich schon. Koi ist gerade abgehauen". Ilus knurrte auf und sprang hoch, um ihm direkt nachzulaufen. Henry fragte Lucky: "Weshalb verrätst du deinen besten Freund?". "Wenn ich eines gelernt habe, dann dass Ilus richtige Menschenkenntnisse hat. Er sagt, man kann keinem der Polarfüchse trauen, also bin ich davon auch fest überzeugt. Was auch immer der Chef sagt. Ich würde für Koi nicht wollen, dass ihm sein Herz gebrochen wird", hob er rechtfertigend die Arme. Folgend schüttelte Henry mit dem Kopf: "Dafür war es schon nach fünf Minuten zu spät. Ihn kann jetzt nichts mehr aufhalten". 

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Verwundert sah Koi sich um. Er war an der Adresse, die Bambi ihm geschickt hatte, aber sie war nicht da. Stattdessen hörte er Ilus: "Yasuo Nakamura!". Er erschreckte sich stark und drehte sich rasch um: "H- hey Ilus!". "Ich habe dir gesagt, dich vom Orden des Polarfuchs fern zu halten und du widersetzt dich trotzdem!", knurrte er ihn sauer an. Koi verschränkte seine Arme: "Dank mir haben du und Henry wieder eine gute Bindung. Sei mal dankbar". "Was?", verwirrt sah er ihn an. Da funkte Whitefur dazwischen: "Ilus, was ein Glück, dich hier zu treffen. Eigentlich wollte ich deinen Korrespondenten finden. Doch nun habe ich gleich euch beide, wie schön". Hinter ihm standen mehrere Mitglieder seiner Gang, darunter auch Bambi. Ilus verschärfte seinen Blick: "Kannst du eigentlich nirgendwo ohne deinen Zirkus hin?". "Zu unserem Kampf damals kam ich gut alleine", konterte er. Diesen Konter machte Ilus platt: "Und du hast verloren". -"Wollen wir nochmal? Hab gehört, dass dein Korrespondent sehr offen für unser beiden Gangs ist". Seitlich sah Ilus Koi misstrauisch an, doch Koi schaute nur streng Whitefur an.

Ilus lehnte ab: "Kann nicht". "Ja, du hast mir ein paar meiner Männer genommen und selbst was eingesteckt. Du stehst jetzt auf meiner Warteliste für Menschen, die ich mit Sicherheit umbringen werde. Weshalb tust du das, Ilus? Du weißt ganz genau, dass ich mich mit keinem Mittel zurück halten werde, dir weh zu tun und dich zu bezwingen", lächelte er weit. "Deine Männer waren die, die meinen gedroht haben. Ich schütze meine Gruppe einfach nur", verteidigte er sich. Whitefur schüttelte mit dem Kopf: "Und damit hast du sie alle nur in noch größere Gefahren ausgesetzt. Ich will mit dir einen großen Kampf haben. Ich werde alle deine Leute mit rein ziehen und ich weiß schon, bei wem ich starten werde. Du hast deinen wunden Punkt bei fluffigen braunen Haaren gelassen". "Tu, was auch immer du mit mir tun willst. Folter mich, töte mich, tanze auf meiner Leiche. Aber lass meine Jungs in Ruhe, alle", forderte er sehr tief. Leicht überrascht sah Koi ihn an.

"Das ist es doch. Ich will dich foltern und der beste Angriffspunkt sind deine Jungs. Denkst du, mir tat es nicht weh zu hören, dass ein paar von mir gestorben sind?", machte er klar. "Deinem Ego tat es weh, weil du in der Anzahl weniger wurdest. Wie hießen sie denn? Das wüsstest du gar nicht", unterstellte Ilus ihm. Daraufhin lachte Whitefur lauter: "Ich habe ihnen wahrscheinlich nicht mal Namen gegeben gehabt. Nenn sie alle Esel. Richtig, Poljakow. Mir ist es völlig egal, wer es ist. Du sollst meine Zahlen einfach nicht manipulieren". Koi sprach Whitefurs Anhänger an: "Wie könnt ihr hinter ihm stehen? Oh, er hat euch von der Straße gerettet. Ilus würde euch alle vor ihm retten und ihr hättet keinen einzigen Verlust gemacht. Euer Boss ist machtlos ohne euch. Rennt doch einfach-". Whitefur unterbrach ihn lautstark, sich an Ilus wendend: "Hast du deinen Kindern nie beigebracht, dass man die Fresse zu halten hat, wenn die Erwachsenen sich unterhalten?!". Schnaubend zog Ilus nur die Schultern hoch.

Er hob drohend seinen Finger: "Ich gebe uns beiden noch etwas Rüstzeit. Doch irgendwann werde ich angreifen. Und ich werde gewinnen. Dieses Mal werde ich gewinnen...". Rückwärts machte er seinen Abgang und stieß dabei mehrere Mitglieder von ihm weg. Bis er allen den Rücken zukehrte und abhaute. Ein paar folgten ihm, ein paar verstreuten sich in der Stadt. Bambi ging auf Ilus und Koi zu, sprach aber mit Koi: "Du hast Recht. Aber es gibt so etwas wie Loyalität. Straßenregel, dürfen wir nicht hintergehen". "Warum würde er mir dann anbieten zu wechseln? Das zeigt von genau so wenig Loyalität", schüttelte Koi verständnislos mit dem Kopf. Ilus knurrte: "Denke nicht, dass ein einfacher Tausch keine Gewalt beinhalten würde. Ich würde dich ein letztes Mal nett bitten, wieder mit mir zu kommen". Bambi stellte sich lockerer hin und fragte gehässig: "Was macht eigentlich deine Narbe so? Sie ziert dein Gesicht immer noch. Tut sie noch weh?". Koi verschärfte seinen Blick: "Provozier ihn nicht".

Leicht verwundert neigte sie ihren Kopf und sah zwar Koi an, doch bat Ilus: "Nur fünf Minuten". Verzögert nickte Ilus und ging schon mal vor. Koi machte direkt klar: "Erwarte nicht von mir, Bitte zu sagen. Die Straßenregeln sind mir egal. Ich will aus Freundschaft zu ihm, dass du meinen Chef respektierst und ihn in Ruhe lässt". "Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass du zu mir frech antworten würdest", gab sie zu. Er schüttelte mit dem Kopf: "Ich habe gelernt. Nur, weil mein Herz blind geworden ist, werde ich dich nicht unterschätzen". Sie näherte sich ihm an, da drehte er seinen Kopf eiskalt weg: "Ich weiß, dass mit dir nicht zu spielen ist. Schließlich hast du mich nur her geholt, damit dein Boss uns den offiziellen Krieg aussprechen konnte. Aber ich lege Wert auf Gleichberechtigung. Bedenke, dass auch ich nicht zum Spielen da bin". "Deswegen hast du dich mir auch noch nicht gezeigt wie mit den bösen Fotos zu allen deinen Exfreundinnen", mit dieser Provokation ging sie zu weit. "Willst du meinen D so unbedingt sehen? Hier", von allen seiner Fingerknöchel-Tattoos hatte er auf seinem rechten Mittelfinger den Buchstaben D. Diesen hielt er ihr hin und folgte Ilus.

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