Angst vor dem ängstlichen Tiger

7 3 2
                                    

Ilus fragte mit verschränkten Armen: "Wie bist du in Mülltonnen gefallen?". "Gleichgewicht verloren, drück es mir doch nicht noch weiter rein! Ist peinlich genug!", schnaubte Koi. Henry kicherte: "Lass es gut sein. Wir wissen doch, wie tollpatschig wir alle hier sind". Koi fragte zögerlich und leicht rot: "Teddy...? Können wir privat reden...?". Ilus riss seine Augen auf und er starrte Koi sehr böse an. Henry dachte sich nichts dabei: "Klar, lass uns aufs Dach. Da kann man gut reden". Koi bekam noch schnell das Verband umgewickelt, dann gingen sie nach oben. Der Arzt lächelte: "Diese Dienste machen mir am meisten Spaß. Wären es nicht immer nur diese kleinen Probleme". Er schreckte total hoch, als Ilus sich eine Spritze nahm und sie mit Wucht in die Steinwand rammte. Kurz darauf verließ er aber das Krankenzimmer und verzog sich in sein eigenes Zimmer. 

Auf dem Dach ließ Koi sich direkt auf den Boden fallen und er säuselte: "Ich brauche deine Hilfe". "Wobei denn?", fragte Henry offen, sich neben ihn hockend. "Überzeug Ilus davon, dass wir uns mit den Polarfüchsen anlegen", meinte er direkt. Henry stand wieder auf: "War ein nettes Gespräch, bye". Koi hielt ihn an seinem Knöchel fest: "Bitteeeee! Diese Frau in dieser Gang ist so verdammt hübsch Mann und sie ist genau das, wonach ich gesucht habe! Sie ist dort selbst nicht glücklich! Du würdest es doch nicht zulassen, dass ein unschuldiger Mensch unglücklich ist!". Henry lehnte dennoch ab: "Das tut mir auch echt leid, aber mit Ilus ist es gerade ganz schlecht zu reden. Ich weiß immer noch nicht, was er hat". "Hat sich das nicht gestern Abend geklärt gehabt?", jammerte er. "Ich hatte ihn für fünf Minuten, heute verhielt er sich wieder so komisch", schüttelte er mit dem Kopf.

Koi robbte sich auf und drängte Henry: "Ok, pass auf! Ich helfe dir mit Ilus und im Gegenzug hilfst du mir mit eventuell der Liebe meines Lebens!". "Koi...", seufzte Henry hoffnungslos. "Jetzt stell dir mal vor, sie ist wirklich diejenige für mich! Denk an meine Zukunft, Teddy! Ich wollte heiraten und irgendwann Vater werden!", zwang er ihn weiterhin. Henry sah ihn schief an: "Du kennst sie seit drei Tagen". "Ja und ich gebe zu, dass ich mich absolut verschossen habe! Das soll übrigens auch bitte unser Geheimnis bleiben, aber das ist nicht der Punkt!", sprach er schnell, "Komm schon, du vermisst bestimmt auch schon Ilus' alten Charakter". Henry gab nach: "Argh, fein...! Unser nächstes großes Desaster...". 

~~~

Der Morgen brach an, also wurde es langsam Zeit zum Schlafen. Davor aßen alle noch etwas Warmes. In deren eigenen Zimmer jubelte Zigz: "Shark, Lucky~ Schaut mal, was ich besorgt habe~". Lucky fragte: "Eine Kaffeemaschine?". "Ja~", sang er fröhlich, "Habt ihr euch schon entschieden, was es zu Essen geben soll?". "Schmier mir 'n Nutella Brot", hob Lucky die Schultern. "So viel zu du seist der Sportliche von uns", rollte Zigz mit den Augen, "Shark, was ist mit dir?". Er war damit beschäftigt, Aufkleber von süßen Tieren an seine Wand zu kleben: "Kann gerade nicht". "Fein. Dann entscheide ich und sage, dass ich für uns drei Spaghetti Carbonara koche. Das Rezept hat Teddy mir unbewusst gegeben, als ich damals in seiner Wohnung in der Küche geschnüffelt habe", grinste Zigz und öffnete den Kühlschrank. Doch schnell drehte er sich schnaufend wieder um: "Hatte ich nicht aufgetragen gehabt, dass du einkaufen solltest?". Lucky las nur desinteressiert in einem Manga: "Hab Kiki den Auftrag überlassen".

Er stapfte zu ihm rüber: "Vollidiot, als würde sie irgendwas für mich machen!". Gleichzeitig riss er ihm den Manga aus der Hand: "Was zur Hölle ist das?". "Koi hat's mir geschenkt, original aus Japan. Krieg ich es wieder? Die Story ist spannend", schnaufte er genervt. Irritiert blätterte Zigz umher und ließ es ruckartig fallen: "Ja klar, die Story! Perverser Bastard! Kein Wunder, dass du so was von Koi bekommst!". "Entschuldigung?!", hob Lucky seine Stimme. Shark reizten die ständigen Diskussionen und er murrte dazwischen: "Zigz, geh dein Essen holen". "Ja, mach ich auch!", somit ging er zur Tür und stieß sie stark auf. Dabei haute er sie volle Kanne Kiki gegen die Nase. Seine Wut brach und er entschuldigte sich sofort: "Oh nein! Ich wusste nicht, dass du da- Ach, schlag mich einfach". Sich vor Schmerzen die Nase haltend schob sie ihm mit dem Fuß eine Tüte rein: "Lucky hat mich gebeten, einkaufen zu gehen. Hier ist euer Zeug". Eingeschüchtert schluckte Zigz: "O- oh... Danke dir...". Jurij griff sich einen Apfel aus der Tüte und sah Zigz fragend an: "Darf ich?". "Klar... Sorry, Kiki. Ich hol dir einen Eisbeutel", so lief er aus dem Zimmer ein Stockwerk runter.

Im Arztzimmer saß Fischkopf und er schrieb sich ein paar Notizen aus einem Studienbuch raus. "Hey, Fischkopf. Hast du einen Eis-...", er entdeckte die Spritze, die in der Wand steckte, "Wie ist das passiert?". "Der Chef, aber spreche ihn lieber nicht darauf an", erklärte der Arzt. Zigz kratzte sich am Kinn: "Seine Eifersucht wird langsam gefährlich...". Passend kam gerade Koi vorbei: "Seine was?". Schon wand sich Zigz an ihn: "Ilus scheint eifersüchtig zu sein. Na gut, aber willst du es ihm verübeln? Alle hatten es auf Henry abgesehen gehabt. Er war die Zielscheibe. Auch Tiger haben Ängste". "Zigz. Eventuell hast du mir mein Leben gerettet", nickte Koi weit lächelnd. "Wie gesagt, Ilus' Eifersucht ist halt gefährlich", wiederholte er. Koi machte sich auf den Weg zur Gemeinschaftsküche: "Das meinte ich nicht, aber trotzdem Danke".

Mit der neuen Info setzte Koi sich direkt neben Ilus an einen Tisch. Sofort drückte er seine Gabel so feste auf den Teller, sodass beides Geschirr zerbrach. Koi versuchte freundlich und ruhig zu bleiben: "Ich merke, du bist mit Wut gefüllt. Willst du es vielleicht an mir raus lassen?". Rasch und mit scharfem Auge drehte Ilus seinen Blick zu ihm. Hektisch setzte Koi nach: "Mit Worten!". Unterdrückt schnaubte Ilus und er starrte zurück auf seinen kaputten Teller. Koi hatte die Befürchtung: "Du siehst mich als deinen Feind, oder?". "Du gehörst zu meinem Team, es sollte so nicht sein...!", knurrte er leise. "Du weißt doch, dass ich gerade sowieso mein Interesse bei einem tollen Mädchen habe und ich auch eigentlich nur auf Frauen stehe, das aber alle ignorieren. Shota würde sich das nie trauen, er weiß feste Beziehungen zu respektieren und er funkt da nicht zwischen. Lucky mag zwar bisexuell sein, aber er ist ja auch aromantiker und hat eigentlich gar nichts mit Teddy zu tun. Weiß nicht, auf wen du es noch absehen würdest, aber bei allen anderen ist es auch sicher, dass wir hier nur Freunde sind", versuchte Koi diplomatisch zu klären.

Auf einmal stand Ilus auf und verließ die Gemeinschaftsküche. Sich überlegend auf die Unterlippe beißend versuchte Koi einen Plan zusammen zu stellen. Nach ein paar Minuten trat Henry hinzu und Koi sprach ihn direkt an: "Ich helfe zwar dir, trotzdem brauche ich immer noch deine Hilfe. Weshalb ist Ilus auf uns alle eifersüchtig, wenn es um dich geht?". Henry machte nur große Augen: "Ist er das? Ich wüsste so keinen Grund. Wir beide haben zwar Missions-bedingt zusammen im Klub getanzt, aber sonst ist nichts vorgefallen. Auf alle?". "Er hat sich verweigert, mir zu antworten", hob er die Schultern, "Ich habe ihm gesagt, dass es keinen Grund zu irgendwem gibt". "Immerhin weiß ich jetzt, dass er eifersüchtig ist. Dann habe ich mit meiner Aktion für nur noch mehr Feuer gesorgt... Ich werde ihn sofort aufsuchen. Danke dir", schon lief Henry nach oben und suchte überall nach ihm.

Zuletzt sah er auch auf dem Dach nach, wo er ihn fand. Zum Ansprechen meinte Henry: "Du weißt, dass für mich das Dach ein guter Ort zum Reden ist. Jetzt bist du hier. Bist du auch bereit, mit mir über deine Probleme zu reden?". Ilus saß zusammen gekauert da, Knie an den Oberkörper und Kopf zwischen den Armen versteckt. Besorgt setzte Henry sich neben ihn: "Es heißt, du bist eifersüchtig. Bezüglich der Vergangenheit kann ich das nachvollziehen, aber wir sind doch hier, um neu anzufangen, nicht wahr?". Seine Stimme war glasig: "Ich will das so nicht... Das sind meine Freunde, gegen die ich mich gerade stelle... Und ich weiß nicht, wieso... Sie sind alle auf meiner Seite... Ich bräuchte mir um dich keine Sorgen zu machen...". "Das stimmt...", ratlos hielt Henry sich die Hand an den Hinterkopf, "Ich habe mich dann wegen meiner Aufmerksamkeits-Aktion zu entschuldigen. Ich habe genau das verschlimmert, was deine Gedanken heimgesucht hat".

Außer einem leichten Nicken gab Ilus keine größere Antwort. Sachte legte Henry seine Hand auf Ilus' Schulter: "Aber du weißt doch hoffentlich, dass ich ganz und allein nur deine Aufmerksamkeit wollte. Wären wir immer noch in LA, dann hätte ich mich das sicherlich auch nicht gewagt. Hier ist nun mal die Gefahr niedriger, dass mich irgendjemand einfach von der Straße zerren und entführen würde. Du hast dir einen tollen Ort raus gesucht. Wir alle fühlen uns wohl hier und es ist sicher". Ilus blieb emotional durcheinander: "Ich kann es trotzdem nicht abstellen... Woran liegt das...? Ich vertraue dir doch eigentlich...". "Mich würde es nicht wundern, würdest du es nicht tun, nachdem ich mich doch mit Iceman angelegt habe", schmunzelte Henry leicht. "Aber damit hast du mir wahrscheinlich sogar das Leben gerettet...", wand er ein. Henry rutschte noch ein Stück näher.

Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Nach einer Weile in Stille legten sie sich gemeinsam hin und sahen Arm in Arm in den Himmel, wo die letzten Sterne vor dem Sonnenaufgang leuchteten.

Generation Antihero 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt