Nicht alleine

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Lucky lächelte: "Seattle ist wirklich eine schöne Stadt. Tut echt gut, aus Los Angeles raus zu sein". Koi stimmte zu: "Vor allem jetzt zur Nachtzeit leuchtet so viel auf. Es wirkt auch so viel ruhiger und friedlicher. Ob unser Geschäft hier standhalten wird?". "Bestimmt. Vor allem hier an den Häfen suchen sicherlich viele Leute Tickets für Überfahrten in andere Länder und Kontinente. Ich mach mir hier keine Sorgen. Die Sicherheit ist hier auch höher als die Kriminalität", schmunzelte er weiter voraus. "Eventuell haben wir die Stadt ganz für uns", da blieb Koi stehen, "Hörst du das auch?". Verwundert sah Lucky ihn an: "Nein, was meinst du?". Im nächsten Moment hörte man die Rollen eines Skateboards bremsen und Koi lag mit dem Gesicht gegen den Asphalt gedrückt. Lucky wurde eine Pistole gegen den Brustkorb gehalten und gegen die nächste Steinwand gedrückt. Mit Schmerzen nuschelte Koi gegen den Asphalt: "Mein Gesicht! Lucky, hilf mir! Mach ihn fertig!".

Unsicher stotterte Lucky: "Ä- äh... Koi...?". Eine weibliche Stimme ertönte: "Tut mir leid um dein hübsches Gesicht. Doch auf Befehl meines Bosses habe ich mich zu erkundigen, wer hier meint, Seattle zu deren Stadt machen zu können". Der Schuh von seinem Hinterkopf entfernte sich und Koi bekam die Möglichkeit, sich umzudrehen. Großäugig fragte er: "Ein Mädchen...?". Sie lächelte: "Du warst im Fernsehen, nicht wahr? Hast Harvard gehackt". "Du hast einen starken Tritt", erwähnte Koi apathisch an der Frage vorbei. Lucky regte sich auf und zeigte auf die entsicherte Pistole gegen seinen Brustkorb: "Willst du sie nach nem Date fragen, bevor sie abdrückt?!". Von alleine steckte sie die Waffe zurück und drückte ihr Skateboard mit ihrem Fuß in ihre Hand hoch: "Wenn ich mich richtig erinnere, dann war dein Name Yasuo Teshi Daiki-Jun Hirohito Nakamura. Die hatten im Fernsehen einen Schreibfehler in deinem Namen. Ich bin mir aber sowieso sicher, dass man dich auf der Straße anders nennt. Also nach ihm Koi, ja?". "Wow...", war Koi beeindruckt. Lucky zog sich zusammen: "Dein Verhalten ist gruselig".

Koi riss sich zusammen, stand auf und richtete seine Jacke: "Richtig, man nennt mich Koi. Das ist mein bester Freund Lucky. Wie dürfte man dich ansprechen?". "Mein Boss nennt mich Bambi. Aber solltest du es versuchen, dann reiße ich dir deine Pfirsich-farbenen Haare raus", grinste sie böse. "Die erste, die meinen Geburtsnamen vollständig aussprechen kann und meine Haarfarbe nicht als rosa bezeichnet. Dann will ich deine Meinung respektieren und fragen, wie ich dich nennen darf", kam Koi ihr entgegen. Lucky hob eine Augenbraue: "Weshalb so förmlich?". "Nenn mich, wie du willst. Aber halte dich vielleicht zurück. Meinem Boss würde es nicht gefallen, würden mich andere Jungs bei Kosenamen nennen", forderte sie heraus. Mit einem eingefrorenem Lächeln drehte Koi sich um und trat eine Mülltonne mit seinem Knie. Innerlich schrie er auch noch. Unterdrückt grunzte Lucky.

Tief holte er Luft und drehte sich wieder zu ihr: "Aber natürlich hast du einen Freund. Was wage ich mich denn, das zu unterstellen?". Lucky erlöste ihn von seinem Leid: "Wir wollen uns nicht Seattle schnappen. Wenn es hier doch weitere Gruppen gibt, dann wollen wir nur einen Platz zum Überleben haben. Nett, dich kennen zu lernen. Wir gehen weiter". Quietschend biss Koi sich auf die Fingerknöchel, während Lucky ihn sachte voraus schob. Da griff sich das Mädchen Kois andere Hand und fragte nach: "Ich müsste noch wissen, für wen ihr arbeitet". Lucky übernahm das Antworten: "Ilus Poljakow". Plötzlich griff sie Kois Hand sehr stark, sodass sie ihm weh tat: "Wollt ihr nicht doch noch ein paar Minuten bleiben? Mein Boss und Ilus kennen sich. Wärt ihr so nett, ein Treffen zu vereinbaren?". Koi zog vor Schmerzen zusammen: "Wir setzen unseren Chef keiner Gefahr aus...!".

Sie zog ihre Pistole wieder hervor und zielte auf Lucky: "Lässt du uns eine Sekunde alleine? Ich werde ihm nicht weh tun. Das ist ein Versprechen". Erschrocken sah Koi Lucky an, dieser nahm nur seine Beine in die Hand und machte sich aus dem Staub: "Sie hat es versprochen!". Danach drückte sie Koi gegen die Wand und starrte ihm mit ihren hellbraunen Augen in die Seele. Sie nahm die Brille von seinem Gesicht und küsste ihn ein paar Mal. Nachdem sie von ihm abließ, wiederholte sie mit großen Augen: "Bitte...?". Aus der Bahn geworfen antwortete Koi: "Morgen Abend wollten wir in irgendeinen Klub...". "Dann werden wir uns schon morgen Abend wieder sehen. Ich freue mich drauf", zum Abschied küsste sie ihn nochmal, gab ihm die Brille zurück und fuhr weiter. Stolpernd lief Koi Lucky nach und versuchte sich zu sortieren.

~~~

Ilus wiederholte sich: "Du sollst raus und die Stadt erkunden". Henry war schlecht gelaunt: "Immer noch - Du kennst die Stadt genau so wenig wie ich. Wir sollten zusammen gehen". "Ich habe Vertrauen darin, dass dir nichts passieren würde", lehnte er ab. "Ich will aber nicht ohne dich gehen?", hob Henry die Arme. Es klopfte an der Tür und Lucky und Koi traten ein. Etwas bleich fragte Koi: "Können wir kurz stören...?". Ilus wand sich an sie: "Gibt es ein Problem?". Koi wollte nicht weiter reden. Lucky biss sich auf die Zunge: "Wir haben morgen ein Treffen mit einer anderen Gruppe...". "Wer?", verschärfte Ilus seinen Blick. Koi hob die Schultern: "Kennen wir nicht". Da fiel Ilus auf: "Was ist da in deiner Jackentasche?". Verwundert zog er ein Stück Papier raus: "Wann...? Ich habe keine Ahnung. Ein weißer Fuchs...?". Ilus riss seine Augen auf und er fuhr die beiden sofort an: "Ihr habt euch mit dem Orden des Polarfuchs angelegt?!". Koi wurde rot: "Angelegt ist so die Sache...". Lucky war verwirrt: "Wer?".

"Was habt ihr getan?! Wen seid ihr angegangen?!", fragte Ilus sie rasend aus. Koi gab zu: "Ich habe anscheinend mit der Partnerin vom Boss geflirtet... Ich wusste es nicht! Bitte nimm mir nicht den Laptop weg! Ich brauche ihre Nummer!". Folgend bekam Koi wohl den härtesten Schlag seines Lebens ins Gesicht. Ilus machte ihm klar: "Du wirst dich mindestens einen Kilometer von ihr entfernt halten! Mach Whitefur bloß nicht sauer! Was seins ist, ist seins! Straßenregeln funktionieren so, dass du mein Anhänger bist und er es somit auf mich absehen wird! Zumal wir schon seit Jahren auf Kriegsfuß stehen! Er würde dich, mich und alle anderen hier killen!". Eingeschüchtert hockte Koi unter ihm: "Tut mir leid...?". Henry wand ein: "Wenn Koi nach all dem immer noch ihre Nummer will, dann sollte er sein Glück doch vielleicht versuchen". Ilus knurrte ihn an: "Halt die Schnauze!". Allen klappte der Mund auf. Henry fühlte sich verletzt und verließ den Raum. Aufgebracht knallte Ilus die Tür zu. Lucky flüsterte: "Mit ihm kann wohl keiner von uns zur Zeit reden...".

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Henry saß auf dem Dach des Gebäudes und sah in den Sternenhimmel. Neben ihm wählte sein Handy Dexters Nummer an. Nach ein paar Sekunden ging er auch ran: "Hey, Henry. Sorry, bin gerade aus dem Flieger und am essen. Was gibts?". "War dein Flug annehmbar?", stellte er die Gegenfrage. "Uh, ja... Also, ich habe den Jetlag meines Lebens. Aber du hörst dich gar nicht gut an. Ist etwas vorgefallen?", war Dexter besorgt. "Anscheinend...? Ilus hat mich angeschrien...", meinte Henry bedrückt. Dexter meinte es ernst: "Ich nehme gleich den nächsten Flieger zurück und erwürge ihn". "Bitte nicht. Keine Ahnung. Normalerweise würde ich sagen, es liegt daran, dass wir hier schon Probleme haben und wir sind erst seit wenigen Stunden hier. Nur war er schon die letzten Wochen so seltsam und ich fühle mich schlecht...", erklärte er offen. "Ich habe es mitbekommen. Leider weiß ich auch nicht, was sein Problem ist. War wenigstens der Rest eurer Anreise gut?", meinte er einfühlsam. "Oh ja, es ist mega schön hier. Seattle an sich und unser Versteck. Viel Platz. Hab mit Ilus auch mein eigenes Zimmer. Heißt - Wir müssen es nicht mehr mit Zigz teilen. Aber wie es aussieht, schlafe ich heute Nacht sowieso nicht dort", nickte Henry.

"Er weiß dich wohl nicht mehr so richtig zu schätzen... Mann, das macht mich gerade echt sauer", seufzte Dexter. Henry teilte seine Sorge mit: "Ob das alles nicht doch nur ein kurzer Herzsprung war und es einfach nichts Längeres sein soll...?". "Nein, auch wenn ich immer noch denke, dass er dir nicht gerecht wird. Ich bin mir sicher, dass er wirklich etwas fühlt. Nur fühlt er mehr als nur Zuneigung. Ist genauso neu für ihn wie für dich. Vielleicht solltest du dafür sorgen, dass er wieder seinen Fokus auf dich legt", dachte er laut nach. Henry hob eine Augenbraue: "Soll ich nochmal fast sterben?". "Du sollst seine Aufmerksamkeit erlangen, nicht ihm einen Herzinfarkt geben!", lehrte Dexter ihn, "Weiß nicht, mach ihn etwas eifersüchtig. Wenn er nicht auf dich achtet, dann achte du nicht auf ihn. Das wird ihn sicherlich anlocken". "Seit wann bist du so böse?", fragte Henry leicht entsetzt. "Es ist gut, dass ich wieder reise", gab Dexter als einzige Antwort.

Nachdenklicher werdend sah Henry konzentrierter in die Sterne: "Aber eventuell hast du Recht...".

Generation Antihero 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt