Frühlingsgefühle

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Nach einer guten Runde Schlaf wurden alle zu früh durch das Geräusch einer E-Gitarre und Gesänge geweckt. So viel zu, dass das Haus schalldicht sein sollte. Einen Verstärker hielten die Wände dann doch nicht aus. Vom Bett vor Schreck gefallen schnauzte Lucky Zigz an: "Was fällt dir ein, einfach ohne Vorwarnung los zu spielen?!". Seufzend griff Shark zu einem Gehörschutz von einer Baustelle, setzte ihn sich auf und drehte sich weg. Zigz meinte es nur gut: "Shark hat doch heute Geburtstag, ich wollte ihm eine Freude bereiten". "Morgen! Shark hat morgen Geburtstag!", machte Lucky klar. "Oh... Ähm...", er stellte einfach die Gitarre hin und legte sich zurück ins Bett. "Unfassbar!", somit kletterte Lucky auch in sein Bett zurück. Doch die Tür zu ihrem Zimmer ging gewalttätig auf und Ilus ertönte knurrend: "Wer von euch Lutschern war das?!". Nun hatte Zigz schlechte Laune: "Von uns beiden bist du der, der lutscht". Entsetzt sah Lucky ihn an: "Willst du sterben oder so?". Ilus brummte: "Das ist nicht witzig und solche Kommentare will ich erst Recht nicht von dir hören! Lucky und Koi wohnen schließlich auch noch hier! Ich höre es oft genug!". Zigz wand sich an Lucky: "Und ich soll lebensmüde sein?".

Angesprochen tauchte Koi verschlafen hinter Ilus auf: "Weshalb bin ich zu früh wach?". "Bedank dich bei Zigz", meinte Ilus mürrisch und ging zurück, "Keine Ruhestörung vor zwanzig Uhr!". Mies gelaunt zeigte Koi Zigz den Mittelfinger und verzog sich ebenfalls wieder. Auf der Treppe nuschelte er: "Jetzt kann ich nicht mehr einschlafen...". Ilus biss sich kurz auf die Zunge und sprach dann: "Sorry wegen den Morddrohungen...". Da hob sich Kois Laune: "Also habt ihr euch vertragen und konntet Missverständnisse lösen?". "Wenn ich selbst wüsste, was falsch mit mir ist, dann wären wir zu einem schlauen Entschluss gekommen...", erzählte er immer noch deprimiert. Für sich selbst flüsterte Koi, während er schon sein Handy hervor zog: "Dennoch ein Fortschritt, den ich mir leisten kann...".

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Vor dem Restaurant wartete Koi beim Sonnenuntergang. Er hörte schon die Rollen vom Skateboard. Glücklich erwähnte er: "Zehn Minuten zu früh, Bambi". "Ich hatte dich doch eigentlich gewarnt gehabt", antwortete sie und bremste vor ihm ab. Koi lächelte selbstsicher: "Ich nehme schon so viele Risiken in Kauf, da will ich dich doch experimentell endlich mit einem Namen ansprechen können". "Ahri Choi", gab sie knapp von sich. "Aha, koreanisch", schmunzelte er, während er mit ihr das Restaurant betrat. "Alles mögliche an asiatischem Essen hast du mir hier versprochen", erinnerte sie ihn. Er zog für sie einen Barhocker wie ein Gentleman zurück: "So stand es im Internet. Und dieses ist mein vertraulichster Freund". "Ich sehe, du bist meiner Anweisung gefolgt", merkte sie sein Verband an. Er setzte sich neben sie: "Weil du Recht hattest". "Oh, das höre ich gerne. So was hört man bei Whitefur gar nicht, mach weiter", lächelte sie und lehnte sich etwas an ihm ran.

Verlegen lächelte er: "Ähehe, okay... Du bist sehr schön". -"Mhm, weiter". -"Hast einen guten starken Tritt". -"Trainiere ich ja täglich". -"Bist definitiv besser im Skateboard fahren als ich, aber das sollte nicht schwer sein". -"Ich kann es dir gerne mal beibringen, wenn du einen Tag frei hast". -"Brech mir den Knochen richtig. Dann werde ich krank geschrieben und ich hätte alle Zeit der Welt für dich". Sie bestellten ihr Essen und Bambi fragte in der Wartezeit: "Wie kam es eigentlich zu deinem legendären Geburtsnamen?". "Traurige Geschichte. Eigentlich hatten meine Eltern mehrere Kinder geplant gehabt. Doch hieß es wohl, dass sie nach mir keine Kinder mehr bekommen könnten. War anscheinend Glück, dass ich es überhaupt geschafft habe? So habe ich es mir von meinem großen Bruder erzählen lassen. Da haben mir meine Eltern mir alle Namen der restlich geplanten Kinder zugeschoben", erzählte er.

Sie stieß ihn leicht an: "Viele können wohl von Glück reden, dass du es geschafft hast. Auch ich. Du bist etwas Neues in diesem eintönigen Leben. Irgendwas ist besonders an dir". "Gleichfalls. Manchmal treffen sich wohl einfach die richtigen Leute. Schau dir nur mal Ilus mit seinem Freund an. Keiner hätte jemals damit gerechnet, dass der Tiger sich in einen Teddybär verlieben würde", erklärte er mit flirtendem Unterton. "Ich sehe es aber als logisch, ein Rehkitz fasziniert einen wunderschön schimmernden Fisch zu beobachten", sah sie ihn leicht verträumt an. Ihr Essen kam an und sie teilten es sich. Beide verloren etwas die Zeit aus den Augen. 

Koi hatte sich extra einen Alarm gestellt. Dieser klingelte, als sie schon mit Essen fertig waren und sich nur unterhielten. Er entschuldigte sich: "Sorry, aber in einer halben Stunde beginnt die Arbeit. Wie lange brauche ich bis ich da bin? Circa zwanzig Minuten? Ich darf nicht fehlen. Es war aber eine sehr angenehme Zeit mit dir. Sich mal unbeschwert mit jemand Neues zu unterhalten... Ich bin ehrlich und sage, dass ich glücklich bin". "Musst du denn wirklich schon gehen?", fragte sie mit großen Augen, "Wir hatten noch gar kein Nachtisch". "Wir haben doch gar keinen bestellt gehabt", schüttelte er leicht verwirrt, aber lachend mit dem Kopf. Sie strich über seinen Arm: "Ich meinte mich". Bedripst versuchte Koi stand zu halten, knickte aber schnell ein: "Wenn ich dein Skateboard bekomme, bin ich sicherlich schneller unterwegs und könnte noch ein paar Minuten bleiben". "Ich bin aber nicht Schuld, wenn du wieder mit Mülltonnen kuscheln gehst", neckte sie ihn. "Das nehme ich in Kauf", wurde er schon leiser und lehnte sich zu ihr rüber. 

In dem Moment fuhr Henry murrend in seinem Auto durch die Stadt: "Da will dieser verfressene Raucher auch noch, dass ich ihm kurz vor knapp asiatisches Essen hole, Schwachkopf...! Er könnte selbst fahren...!". Beim asiatischen Restaurant angekommen stieg er aus und eilte ins Gebäude. Doch er blieb direkt beim Eingang stehen und sah bedeppert Koi und seine anscheinend neue Freundin an. Sofort sprach Henry: "Koi!". Sie zuckten erschrocken auseinander und sahen ihn großäugig an. Koi wurde nervös: "Was tust du hier? Ist Ilus auch hier?". "Ich hole alleine Essen für Zigz. Ich brauche gar nicht erst zu fragen, was du hier machst", trat Henry näher an die Bar. Es wurde still, nachdem Henry die Bestellung in Auftrag gab. Ihm gefiel die Stille nicht: "Was sitzt ihr da jetzt wie tote Würmer? Küsst euch weiter, bevor ich dich zur Arbeit schleppe!". Koi brach ein lockeres Lächeln raus: "Du bist super" und er folgte der Anweisung. Mit dem Kopf schüttelnd und den Augen rollend stützte Henry sich schmunzelnd an der Theke ab.

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Sie fuhren gerade an der Lagerhalle vor, als Koi glücklich seufzte: "Ich fühle mich, als sei es schon Sommer...". Henry schmunzelte schief und drehte den Zündschlüssel zu sich: "Eigentlich müsste ich dir für deine voreilige Tat sauer sein, aber ich kann es wohl nicht, wenn du so auf Wolke sieben schwebst". "Sorry, es wird nochmal passieren", lachte er mit dem Blick gegen den Boden. "Aber natürlich", somit stieg Henry aus und beide betraten die Lagerhalle. Im Hauptraum war der Betrieb schon am Laufen und Lucky lief gerade mit vier anderen raus: "Bis später!". Verwundert sah Henry auf die Uhr: "Der Dienst beginnt doch erst in vier Minuten". Zigz erklärte, während er verspätet nach lief: "Wie gesagt, angesagter Polizeiservice!". Die Tür ging wieder zu und Henry fühlte sich nutzlos, während er das Essen für ihn in seiner Hand hielt.

An seinem Pult stand Ilus und er hörte auf, seinen Stift zu drehen, als er Henry und Koi nebeneinander sah. Er atmete tief durch und schluckte seine unbegründete Wut runter. Dass Kois Wangen rosa waren, hatte mit Henry keinen Zusammenhang, redete er sich innerlich ein. Zusätzlich sah er auch noch auf seinem Pult einen Brief von Dexter an Henry. Als Henry gerade zu ihm rüber sah, gab Ilus ihm das Handzeichen, rüber zu kommen. Das tat er auch sofort. Noch möglichst freundlich drückte Ilus ihm den Brief in die Hand. Erst verwundert, doch dann schmunzelnd sah Henry ihn an: "Sollen wir ihn zusammen-?". Da nahm Ilus den Brief wieder an sich und öffnete ihn selbst. Leicht lachen musste Henry schon: "Du bist süß...". Auf einmal stockte Ilus. Danach machte er weiter und brummte: "Katzen sind süß, ich bin ein Tiger". "Schnurren tut ihr aber alle", mit den Worten legte Henry seine Arme um ihn. Irgendwas tat sich in Ilus, dass sein Herz für einen Moment zur Ruhe kam. 

Derweil er den Brief doch zu ihm rüber schob, meinte er leise: "Sorry, dass ich die Beerdigung deiner Katze vor drei Wochen ignoriert habe...". "Ach, ist doch-", wollte Henry ihn beruhigen, da jammerte Shark dazwischen: "Erinnere mich nicht daran!". "Sie war schon fett und alt. Mach dir keine Sorgen darum", beendete Henry seinen Satz und zog endlich den Brief raus, "Hallo Henry. Ich hoffe, dir und den anderen geht es gut. Ringo trauert immer noch um Kiki, deine Katze. Aber er ist zufrieden in den warmen Ländern. Du wirst jetzt öfters Postkarten von mir bekommen, damit du schön eifersüchtig auf meine Abenteuer wirst. Spaß bei Seite, melde dich mal. Wow, der Junge lässt es sich wirklich gut gehen. Wir unterschätzen Afrika etwas. Kairo sieht unglaublich hübsch aus". "Willst du da irgendwann mal hin?", fragte Ilus. "Wäre es nicht toll, jedes Land der Welt mal gesehen zu haben?", stellte er aus Spaß die Gegenfrage. Ilus nickte: "Dann verspreche ich dir, dass wir nach und nach verschiedene Länder bereisen werden". Um die Ecke gestellt hörte Koi aufmerksam zu und er konnte sich langsam ein Bild aus dem Problem malen. Er wollte dieses Bild so schnell wie möglich fertig haben.

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