Camp Idiot - Die vollkommenen Trottel

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An ihrem Lager hörten Ilus und die anderen komische Frequenzen. Ilus kratzte sich am Ohr und nuschelte: "Ich habe das Geräusch von Eulen anders in Erinnerung...". Dexter überlegte laut: "Das hat sich eher nach einem Coyoten angehört". Shark war verwundert: "Großer Vogel...?". Da schreckte Henry hoch: "BÄR!". Zigz sah ihn total verwirrt an: "Ganz bestimmt alles, aber kein Bär". Jemand anderes aus der Gruppe rief warnend: "Chef, da kommt ein Bär-!". Bevor er zu Ende reden konnte, kamen die drei vermissten Jungs in Höchstgeschwindigkeit angerannt und hatten den Bären direkt im Nacken. Am Lager sprangen alle zur Seite. Ilus griff sich sogar Henry und schubste Dexter in die Zielbahn. Gerade so konnte er sich klein genug machen, um nicht zertrampelt zu werden.

Lucky gab panisch die Anweisung: "Egal wer - ganz laute Geräusche erzeugen, die im Ohr weh tun! Sofort!". Henry fiel nichts Besseres ein, als mit seiner Stimme so hoch zu kommen, wie er nur konnte. Und das tat allen in den Ohren weh. Sogar dem Bär, denn dieser sträubte sich auf einmal und lief davon. Die Jungs konnten aufhören zu rennen und ließen sich erschöpft auf den Boden fallen. Dexter richtete sich wieder auf und zeigte sauer auf Ilus: "Böses Karma wird auf dich warten!". Er stapfte zum Baumhaus und wiederholte dann aus dem Fenster: "Böses Karma!". Mit seinem Erfolgserlebnis lächelte Henry: "Das hat geklappt". Doch direkt danach hustete er sich einen ab: "Wasser, bitte! Ich hatte gerade einen zweiten Stimmbruch!". Shark brachte ihm eine Flasche, dessen Inhalt sie aus einem nahen Bach frisch aufgekocht hatten. Zigz fiel auf: "Geht es Ilus gut?". Ilus lag weiterhin reglos auf dem Boden.

Shark rüttelte an ihm. Tatsächlich kam Ilus sofort hoch, doch redete er sehr laut: "Ist er weg?!". Henry setzte die Flasche ab und fragte ihn: "Alles okay bei dir?". Er hinterfragte weiterhin fast schreiend: "Bewegst du deinen Mund einfach nur oder tust du so, als ob du sprichst?!". Ratlos sah Henry die anderen an: "Was ist jetzt los?". Aus alten Erinnerungen sammelte Zigz: "Ich hatte mal so etwas Ähnliches, da war ich sechzehn. Das war bei einer Bandprobe. Wir hatten den Verstärker zu laut gedreht und deswegen bekam ich einen Hörsturz". Ilus sprach - schrie - mit Henry: "Habe ich irgendwas in den Ohren?! Das fühlt sich an, als seien die mit Watte voll gestopft!". Nickend nahm Zigz Ilus am Arm: "Fischkopf sollte in einem der hinteren Zelte sein. Wir sind gleich wieder da". "Welches blinde Fischstäbchen raubt eine Bank aus?!", war Ilus laut und verwirrt. Außer Puste fragte Koi: "Hat er mich gerade beleidigt?". Lucky tappte ihm versöhnlich auf die Schulter.

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"Nenn mir irgendein Datum", forderte Lucky auf. Koi hatte schon die Augen geschlossen und nuschelte im Halbschlaf: "Der drölfste neunundsechsigste zweihundert vor T-Rex...". Lucky rollte mit den Augen: "Ein echtes Datum?". "Keine Ahnung... 13.06. ...", murmelte Koi und drehte sich weg, "Jetzt lass mich pennen...".  "Das ist dein Geburtstag", wand Lucky schmunzelnd ein, worauf er keine Antwort mehr bekam. Auch Lucky drehte sich weg: "Passt doch...".

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Zigz beschwerte sich, nachdem Ilus ihn aus dem Schlaf scheuchte: "Jetzt hast du meinen Schlafrhythmus zerstört...". "Von mir aus können wir den Parkour auch nachts aufbauen und ihn dann durchlaufen, wenn wir nichts sehen", gab Ilus nicht nach. Durch ein paar Tricks von ihrem Arzt konnte Ilus mehr oder weniger wieder normal hören. Nur manchmal hörte er für kurze Zeit wieder nichts. Dexter fragte: "Macht das nicht sogar mehr Sinn, weil ihr höchstwahrscheinlich nachts gegen diesen komischen Typen kämpfen werdet?". Gerade wollte Ilus ihm antworten, da nahm Henry ihn direkt in Schutz: "Er hat Recht". Ilus murrte: "Ich hab dich lieb, aber lass das". Lucky trat dazwischen: "Chef, bevor wir mit dem Training starten, können wir unter vier Augen sprechen?". "Natürlich", nickte er und sie gingen etwas abseits vom Lager.

Lucky kam direkt auf den Punkt: "Koi wünscht sich Aufmerksamkeit, also sollten wir sie ihm geben. Bis jetzt haben wir die Geburtstage immer nur so geregelt, dass sie höchstens mit den engsten Freunden gefeiert wurden. Jetzt haben wir aber auch sogar Weihnachten wieder gefeiert, also wie wäre es mit einem neuen Feiertag?". "Du willst Gott spielen und einen neuen Feiertag ins Leben rufen?", hob Ilus eine Augenbraue. "Nur unter uns. Um die Sommerzeit gibt es sowieso so wenig Feste. Also, mein Vorschlag: Koi-Day", erklärte er, "Und das sollten wir alle feiern, denn dann würde es Koi wahrscheinlich helfen. So etwas wie ein zweites Weihnachten". Ilus wand ein: "Koi mag Weihnachten nicht". "Nicht, wenn sich alles um ihn dreht", konterte Lucky. "Ach, von mir aus", zog Ilus die Schultern hoch, "Viel Spaß, es den anderen zu sagen. Ich habe mich um das Camp zu kümmern. Oder du wartest, bis alle-". Schon lief Lucky los und stellte sich auf einen Ast, um die Neuigkeiten zu verkünden. Man hörte schon unzufrieden von Zigz: "Ich will auch meinen eigenen Feiertag! Food-mas!". Mit dem Kopf schüttelnd und lächelnd kam auch Ilus zurück.

Er beruhigte den Trubel und gab die Anweisungen für die Baupläne ihres Parcours. Gemeinsam arbeiteten sie daran. Auch durchliefen die Ersten schon die Stationen. Man hörte Geräusche der Anstrengung und die Schüsse von Waffen. Nur fiel Henry auf, wie Dexter unglücklich bei den Tieren saß und ging auf ihn zu: "Hey, du guckst traurig". "Ringo ist nicht mehr so aktiv wie vorher...", erzählte er niedergeschlagen, "Ich denke, dass er sein Leben bald hinter sich hat...". "Die Lebenserwartung sinkt wohl, wenn man ein Wildtier zahm hält. Dass du aber so betroffen bist, wundert mich etwas", setzte Henry sich neben ihn. Dexter versuchte es zu beschreiben: "Ist es das Gefühl, was Ilus zu dir und all seinen Mitgliedern hat? Er hat euch alle gerettet und nun könnt ihr nicht voneinander los lassen. Ich habe Ringo gerettet...". "Gut möglich, aber das solltest du Ilus lieber selbst fragen. Ich lerne ihn ja selbst noch kennen", zog Henry die Schultern hoch. Kurz war Dexter ruhig, bis er fragte: "War es dann das Gefühl, was du zu Dylan hattest...? Du hast ihn wohl immer geschützt...". "Weißt du? Du brauchst dich nicht zu wundern, dass Ilus dich hasst, wenn du mich ständig an ihn denken lässt", merkte Henry an. "Ich weiß das. Aber er könnte ruhig mal verstehen, dass Dylan viel für uns bedeutet hat. Für uns beide, egal in welcher Beziehung. Nur weil er keine Freunde hatte", schnaubte Dexter. Henry staunte: "Solche Worte aus deinem Karma-gläubigen Mund". "Ist doch so...", murrte er.

Beide dachten schon, es gäbe wieder Streit, als sie von Ilus laut "Dexter!" hörten. Doch kam Ilus mit einem Handy in der Hand angelaufen: "Ich weiß nicht wieso, aber Kiki wünscht sich, dass du mit den Tieren zurück zur Lagerhalle fährst. Schaffst du es, alleine zurück zu fahren?". "Ich habe keinen Führerschein", schüttelte er mit dem Kopf. "Kannst du trotzdem fahren?", hakte Ilus nach. "Ein Bisschen... So bis zehn kmh...", kratzte Dexter sich am Hinterkopf. Da hob Ilus ihn am Kragen hoch und zog ihn zu den Autos: "Wir sollten einen Schnell-Drucker in Zigz Wagen haben". "Was?! Kann mich nicht einer von deinen Leuten fahren! Dieser Lucky soll doch wunderbar fahren können!", sträubte Dexter sich. Henry kicherte und sah nachdenklich den schlafenden Lemuren an.

Beim Lager zappelte Dexter richtig: "Ich meine es ernst! Vielleicht willst du, dass ich drauf gehe, aber du willst nicht, dass ich eines deiner Autos zerstöre!". Ilus schnaubte nachgebend: "Shota! Du kannst Auto fahren wie ein richtiger Mensch, oder?". Er nahm seinen Blick von den schwitzenden und trainierenden Jungs ab und nickte: "Ja, wieso?". Befehlend schob Ilus Dexter vor sich: "Einmal nach Seattle, bitte. Und lass mich nicht zwei Mal Bitte sagen". Shota verschränkte seine Arme: "Was kriege ich denn dafür? Ihn in einer Nacht?". Dexter schreckte hoch: "Was?! Auf keinen Fall!". Ilus verzog seinen Blick nicht, als er meinte: "Tausend Dollar". "Ich wäre dämlich abzulehnen, aber auch dämlich, anzunehmen. Ich weiß, du hast viel mehr", blieb Shota stur. Mit den Augen rollend nuschelte Ilus: "Du bist wirklich Kois Bruder... Fünftausend". Shota lächelte: "Komm, Dexi. In Seattle ist es doch sowieso angenehmer". "Vergesst die Tiere nicht", rief Ilus ihnen nach und begab sich mit einer Trillerpfeife zurück zum Camp, "Nicht schlafen! Zigz, hoch mit dir! Du bist dran! Teddy, dein Durchlauf kommt nach Clownface!". So stand Henry wieder auf und kam zurück zum Training.

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