Ilus hatte vom Duschen noch frisch das Handtuch über seinen Schultern. Zudem putzte er sich die Zähne, während er die Treppe runter ging. Eigentlich suchte er nach Zigz, um mit ihm zu reden. Wie sich heraus stellte, wartete Zigz als erstes schon auf Ilus. Die gesamte Gruppe wartete auf Ilus, denn sie standen mit verschränkten Armen alle versammelt im Hauptraum und sahen ihren Chef an. Immer langsamer schrubbend und die Treppen absteigend sah Ilus sich ahnungslos um. Bis zu dem Punkt, wo sich gar nichts mehr bewegte. Mit gehobener Augenbraue und Schaum im Mund fragte Ilus: "Kann ich euch helfen?". Zigz traute sich als einziger, sich richtig gegen den Chef aufzustellen: "Wir würden gerne über unsere monatlichen Bezahlungen sprechen". "Bekommt ihr nicht genug?", zweifelte Ilus. Sogar Shark stand in der Versammlung: "Frage ist eher, wer zu viel bekommt". Verwirrt sah Ilus sich weiter um und hob weiterhin die Augenbraue: "Koi, sogar du?". "Ich bin wirklich dankbar, wieder in der ersten Liga zu sein. Dennoch haben wir die Vermutung, dass hier etwas nicht ganz fair abläuft", erklärte er.
Besorgt legte Ilus die Zahnbürste zur Seite und spülte sich schnell den Mund aus: "Wo liegt denn das Problem?". Ziemlich direkt fragte Zigz: "In welchem Rang steht denn eigentlich Teddy?". Etwas rot werdend blieb Ilus still. Er wurde auf einen Stuhl gedrückt und Lucky nutzte als Argument: "Wir fahren mittlerweile alle jede Nacht raus und begeben uns in gefährliche Verfolgungsjagden. Die erste, zweite und dritte Liga werden hierbei unterschiedlich bezahlt, was völlig verständlich ist. Dritte Liga 800, zweite Liga 1.500 bis 2.300 und erste Liga bis zu 5.000 Dollar. Aber würdest du uns verraten, was Teddy so monatlich von dir bekommt?". Koi ergänzte: "Bitte Spritkosten für sein Auto, Schmuck, Kleidung und sonstige Wünsche abgezogen". Von dezent rosa wurde Ilus knallrot: "Das hat euch doch nichts anzugehen!". Sogar der Arzt widersprach: "Doch, denn du hattest ihn damals zum offiziellen Mitglied unserer Gang ernannt. Wir haben zwei weitere Personen, die hier leben und gar nichts von dir bekommen, weil sie eben gar keine Mitglieder, sondern Familienangehörige sind. Da wollen wir fair bleiben und unseren Rängen treu sein".
"Wir hatten so eine Situation doch noch nie!", schluckte Ilus nervös, "Bis jetzt war alles immer simpel!". Zigz stellte sich direkt hinter ihn und fragte mit dunkler Stimme: "Und das erlaubt dir, ihm monatlich mehr als 7.000 Dollar extra Taschengeld zu schenken? Dafür, dass er nicht mehr tut, als hin und wieder einkaufen zu fahren? Du lässt ihn ja kaum noch ein Buttermesser halten. Er durfte nie auf gängige Missionen mit, ist aber in der ersten Liga?". Lucky schüttelte mit dem Kopf: "Er ist gar nicht in der ersten Liga, diese bekommt nämlich höchstens 5.000". Unter Druck gesetzt antwortete Ilus: "Wollt ihr etwa, dass ich ihn zu meinem offiziellen Ehemann mache und wir uns das Konto teilen?! Sonst seid ihr doch nie solche pingeligen Spießer!". Koi brach im Grunzen aus: "Ich denke, wir haben ihn genug geärgert". Schließlich lachten alle locker auf. Ilus sank großäugig im Stuhl zurück und atmete schwer aus: "Ihr Pisser...". Koi klopfte ihm auf die Schulter, Zigz strubbelte durch seine Haare und alle setzten sich zurück an ihre bald beginnende Arbeit.
Da hörten sie von oben ein dumpfes Geräusch. Als man hinsah, lag Henry ohnmächtig auf dem Boden. Ilus sprang auf und rannte hoch: "Er hat das gehört!". Man hörte nicht reuendes, ironisches "Ups" von überall. Es brauchte gar nicht lange, bis Henry wieder zu sich kam. Ilus kratzte sich am Hinterkopf: "Sorry deswegen...". Benommen nuschelte Henry: "Dexter ist in zehn Minuten hier und er hat meine Eltern mitgebracht...". Ilus riss seine Augen auf: "Bitte was?! Sollte er nicht mittlerweile von einer Schlange gebissen und tot sein?!". Henrys blasser Blick wurde stutzig und er sah Ilus leicht urteilend an. Da hörte man schon ein Klopfen von einem der Fenster und schallgedämpft: "Henry? Henry, bist du da drinnen?". Henry quietschte: "Nein". Shark war so nett und ging die Tür öffnen: "Ah, das ist wieder Junge, den Ilus als Affen mit Affen nannte". Unschuldig sah Ilus durch die Gegend. Auf Dexters Schulter saß auch Ringo. Diesen nahm Shark an sich, um ihn Vincent van Goat vorzustellen. Hingegen wollte Dexter Ilus näher Henrys Eltern vorstellen.
Panisch packte sich Henry Ilus beim Kragen: "Bevor wir beide drauf gehen!" und küsste ihn etwas gewaltsam. Unterbrochen wurde der Kuss durch das unbehagene Räuspern der Mutter: "Ähem, Henry? Wir sind froh zu hören, dass du unter so manchen Umständen noch lebst. Würdest du uns selbst nochmal erzählen, was passiert ist?". "Naja... Eigentlich ja nicht", lächelte er nervös. Dexter seufzte: "Das Gröbste wissen sie schon. Tut mir leid, aber es sind deine Eltern. Außerdem haben sie auch Dylan mit erzogen. Sie sind so gute Menschen, sie verdienen die Wahrheit". Ilus' Blick verschärfte sich und Henry dachte still nach.
~~~
Am großen Esstisch saßen sie zu viert, während Koi für sie sozusagen einen Kellner spielte und Zigz Koch war. Dexter war der Meinung: "Man stellt Schwiegereltern doch am besten bei einem netten Abendessen vor". Henry zischte leise: "Du hattest nie eine Freundin, was willst du besser wissen?!". "Ich habe viele Bücher gelesen und Filme geschaut", schnaubte er und machte als Kellner mit. Koi schenkte den Eltern etwas Wein ein. Die Mutter versuchte freundlich zu bleiben: "Oh, danke dir Liebes". Koi stockte und knurrte leicht: "Liebes...?". Henry regte sich etwas auf: "Mom, das ist ein Mann!". Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund: "Verzeihung". Mit zuckendem Auge stand Koi da. Lucky schritt ein und zog ihn zur Seite: "Ist in Ordnung, Prinzessin".
Der Vater versuchte sich in die Unterhaltung einzufinden: "Ich möchte ja keine Vorwürfe oder so auslegen, aber wenn ich mir die anderen Herrschaften hier ansehe... Henry, dieser Junge ist der einzige, mit dem du eine Beziehung führst, oder?". Entsetzt klappte Koi der Mund auf und Henry schlug auf den Tisch: "Natürlich! Was soll denn das heißen?! Als würde ich so etwas tun!". Ebenso entsetzt konterte die Mutter: "Uns wurde erzählt, du hättest vor Älteren getanzt". Leiser meinte Henry: "Ich war betrunken und wurde unter Drogen gesetzt...". Nun räusperte Shark sich lautstark. Henry hob seine Stimme wieder an: "Das andere Mal war die Mission! Mir hat das doch nicht Spaß gemacht!". Sofort schob Ilus sein Glas Wein zur Seite. Seine Mutter schüttelte mit dem Kopf: "Henry, hier geht es auch wirklich nicht um das, was dir Spaß macht, was deine Vorlieben sind oder sonst irgendwas in die Richtung. Du sollst natürlich bitte frei sein und lieben, was du willst. Wir als deine Eltern sind nur besorgt, in welchem Umfeld du dich begibst. Es geht uns nicht darum, dass du an einer Stange getanzt hast, sondern dass du fast verkauft wurdest an irgendwelche komischen Gestalten".
Zum ersten Mal sprach Ilus dazwischen: "Ich halte ihn sicher. Auch wenn er sich deutlich und einfach zu verteidigen weiß, so will ich nicht, dass er jemals wieder in solche Gefahren gerät. Es reißt an mir, meinem Verstand, meinen Gefühlen. Auch wenn ich lange Zeit keine Elternrolle hatte, so kann ich es auf einer anderen Ebene verstehen, wie sehr ihr ihn sicher sehen wollt. Ich will das auch, mehr als alles andere auf dieser Welt. Nachdem ich ihn so vielen Gefahren ausgesetzt habe und er mir so oft half... Vielleicht sollte ich mich einfach mal bei euch beiden bedanken, dass ihr diesen wundervollen Menschen zur Welt gebracht habt". Henry wurde ruhiger und er nahm Ilus' Hand. Auch die Eltern beruhigten sich und lockerten sogar auf. Henrys Vater lächelte: "Das ist eine Erleichterung zu hören. Wir waren bis jetzt immer nur eine Standard-Familie, die oberhalb lebte mit den Alltagsproblemen. Wenn man von den Straßenkindern hörte, dann war es nicht mehr als Ärger. Wir wollten nur sicher sein, dass unser Sohn gut aufgehoben ist und geliebt wird". Schwer atmend sah Ilus die drei anderen am Tisch an. Koi ging zu ihm und stieß ihn an: "Komm schon, sag es". Schließlich brach Ilus ein Lächeln raus: "Das wird er, ja. Ich liebe ihn". Henry warf sich quietschend um seinen Hals und zappelte mit den Beinen. Koi tappte beiden auf den Rücken: "Oh ja, er wird auch sehr gut behandelt... Verwöhnt, gehätschelt, geschmückt wie ein Weihnachtsbaum...". Ilus schlug ihn weg. Doch die Eltern lachten.
DU LIEST GERADE
Generation Antihero 2
Action~BoyxBoy~ und ~BoyxGirl~ Nach zehn Jahren in der ein und selben Lagerhalle und immer mehr Verbrechern wird es für Ilus zu riskant, in seiner guten alten Lagerhalle in Los Angeles zu bleiben. Also entscheidet er sich, mit samt seiner kompletten Straß...