Kapitel 78

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Ich wachte am nächsten Morgen um 12 Uhr mittags auf. Kein Wunder nach der Nacht. Marcel lag schlafend neben mir. Wenn ich so darüber nachdenke, hat er echt Vorteile. Man kann mit ihm Spaß haben, und gleichzeitig wissen das da nie mehr sein wird.

Ich stand auf und ging erst einmal duschen. Meine Haare ließ ich an der Luft trocknen und ich zog mir einfach eine kurze Jogginghose und ein lockeres Top an. Danach setzte ich mich mit Müsli und Zeitschrift an den Tisch. Mit einem Bein angewinkelt durchblätterte ich die Seiten. Und wer war drin? Richtig. Ann-Kathrin. Ich kann nicht mal sagen, das ich sie hasse. Ich bin einfach nur genervt von ihr. Richtig genervt. Aber sie kann eben auch nichts dafür das sie so ist. Jetzt kann sie sich Mario ja wieder krallen und er kann sich an ihr austoben. Viel Spaß dabei! *ironie*

Genau in diesem Moment, öffnete sich die Schlafzimmertür und ein nur in Boxershort bekleideter Marcel trat heraus. Er fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Es sah in gewisser Weise schon richtig sexy aus. "Morgen." murmelte er. Ich lächelte ihn nur an und widmete mich dann wieder der Zeitschrift. Plötzlich spürte ich zwei Arme um meine Taille. "Was hast du heute vor?" fragte er an meinem Ohr. "Nichts eigentlich." murmelte ich grinsend. "Trifft sich gut. Jetzt schon." lachte er und zog mich auf die Beine in Richtung Schlafzimmer. Und der Nachmittag verlief genau so, wie die Nacht.

Es war ca. 18:00 Uhr Abends als es an meiner Haustür klingelte. Marcel war immer noch da, allerdings schauten wir jetzt einen Film. Ich lief also zur Wohnungstür und öffnete sie. Davor stand Marco. "Hey." lächelte ich und trat einen Schritt zur Seite damit er reinkommen konnte. Sein Blick war irgenwie.. bemitleidend. "Ich wollte eigentlich nur Forni abholen." sagte er, als er eh schon im Wohnzimmer stand. "Forni?" fragte ich. "Sein Spitzname." meinte er und deugete mit dem Kinn auf Marcel. "Achso." lachte ich.

"Ihr könnt auch gerne noch hier bleiben?" bot ich an. "N-Nein. Ich.. also wir.. Wir müssen noch, naja wir müssen noch zu Mario." stotterte er. Bäm. Marco ich kill dich. "Achso. Oke." überspielte ich schnell. Von Marco, und ja sogar von Marcel kamen skeptische und gleichzeitig geschockte Blicke. Marco schüttelte nur ungläubig den Kopf. Er kennt mich zu gut. Und ich muss zugeben ich bin keine sonderlich gute Schauspielerin. Marcel verabschiedete sich mit einer Umarmung von mir und verließ meine Wohnung.

"Jill, du kannst dir vielleicht selbst was vormachen. Aber mir nicht." meinte Marco, der noch im Türrahmen stand. "Ich mach niemanden etwas vor. Mario ist dein bester Freund, was soll ich dagegen haben wenn du ihn besuchst? Wenn du schon in München bist.." versuchte ich mich rauszureden. Sowohl er als auch ich weiß, das mir das alles nicht egal ist. Sein Blick sprach Bände. "Was? Wir sind seit fast 2 Monaten nicht mehr zusammen. Wo liegt dein Problem Marco?" - "Mein Problem liegt darin, das du so tust als wäre er dir scheiß egal. Das du versuchst dich mit Marcel oder sonst welchen Typen, ich will es gar nicht wissen, abzulenken. Mein Problem liegt darin, das ich weiß, wie es Mario seit eurer Trennung geht. Wie er sich verändert hat. Du liebst ihn." fauchte er und verließ dann mit einem lauten Türknall meine Wohnung. Ich lehnte mich gegen die Tür und sank auf den Boden.

Was meint er damit. Er weiß wie es Mario seit unserer Trennung geht? Was soll ich darunter bitte verstehen. I-Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was Mario macht. Ich habe von niemandem eine Ahnung. Ich lebe nur noch für mich selbst. Alex, Miri und die kleine habe ich zuletzt vor 2 Wochen gesehen. Zu Marco hatte ich bis Gestern auch keinen Kontakt mehr. Ich habe mit rein gar nichts aus meinem alten Leben etwas zu tun. Okay, das mit Alex und Nina ist wirklich falsch. Es ist meine Familie. Bei ihnen sollte ich mich dringend wieder melden. Aber Mario? Wieso sollte ich mich noch für ihn interessieren wenn wir doch nicht mehr zusammen sind? Und verdammt nochmal was meint Marco damit. Wie er sich verändert hat.

Ich raffte mich auf und lief zu meinem Handy das auf der Couch lag. Ich muss irgendwie rausfinden wie er sich verändert hat. Ich überlegte lange, ob ich das jetzt wirklich tun soll, ob ich wirklich im Internet alles von ihm in letzter Zeit ansehen sollte. Ich habe es geschafft, das in den letzten Wochen nicht zu tun und wollte ihn vergessen. Aber ich muss es wissen. Wenn es mir Marco schon unter die Nase reibt.

Ich entsperrte also mein Handy und scrollte erst mal in Whatsapp durch meine Kontakte. Unseren Chatverlauf hatte ich gelöscht. Allerdings fand ich seine Nummer nicht bei M. Als mir der Gedankenblitz kam, musste ich meine Augen schließen um meine Tränen zu unterdrücken. Ich hatte ihn immer noch unter Schatz eingespeichert. Ich ging also weiter nach unten. Schatz und Kusssmiley. Sein Profilbild war nichts. Keins. Untypisch für ihn. Auch kein Status. Nichts.

Ich ging weiter auf Instagram. Es kostete mich wirklich überwindung, auf sein Profil zu gehen. Fasst keine neuen Bilder. Nur vom Fußball. Sonst postet er mindestens alle zwei Tage ein privates Foto. Und jetzt? Nur eins von ihm und Ann-Kathrin. Auf der Faschingsparty von Basti. Jetzt konnte ich die Tränen definitiv nicht mehr halten. Es tat so weh. So unendlich weh. Egal wie sehr ich es mir auch einrede und wie krankhaft ich versuche ihn aus meinem Leben zu streichen, ich habe Gefühle für ihn. Sonst würde mir dieses Bild nicht mal wieder den Boden unter den Füßen wegziehen. Aber was haber ich erwartet? Als ich heute Morgen nur sie gesehen habe, habe ich wirklich noch gedacht es ist mir egal was die beiden machen. Aber jetzt weiß ich das es nicht so ist. Das schlimmste allerdings ist, er hat alle, wirklich alle Fotos von uns beiden gelöscht. Naja.. was habe ich erwartet?

Marco hatte Recht, er ist wirklich komisch. Das kennt man schon an seinem Verhalten im Internet. Das passt ganz und gar nicht zu ihm. Aber was soll ich denn machen? Er muss sich damit abfinden. Er muss. Und ich muss es auch. Die letzten Wochen hat es auch geklappt, also wird es auch weiterhin so funktionieren. Und meine Gefühle.. ich unterdrücke sie. Bis ich sie verloren habe. Ich kann ihm nicht verzeihen. Außerdem, weiß ich gar nicht, ob er das noch wollen würde. Aber daran will ich eigentlich wiederum gar nicht denken. Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich denken soll. Am besten, einfach nicht an Mario. An alles, nur nicht an ihn...

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt