Kapitel 80

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Jill's Sicht:

"David. Wir haben jetzt nur ein Problem. Das Model das wir eigentlich bestellt haben, hat es anscheinend nicht für nötig gehalten hier aufzutauchen." meinte der Fotograf nachdem er mit allen Fotos fertig war. Mario war von den Stylisten in die Garderobe gebeten worden. Ich bekam ohnehin nichts mehr um mich herum mit. Ich hatte nur noch einen Tunnelblick auf Mario.

"Jill? Hallo? Ich rede mit dir." fuchtelte mir David vor dem Gesicht rum. Neben ihm stand der Fotograf und eine Visagistin. "Was?" fragte ich und schüttelte meine Gedanken ab. "Du sollst mit ihr mit gehen. Sie wird dich stylen." - "Stylen? Für was?" - "Sag mal.. habe ich gerade mit einer Wand geredet. Du wirst das fehlende Model ersetzten." sagte David. WAS?!? "Bitte was? Nein. Ich kann das doch gar nicht. Sehe ich aus wie ein verhungertes Skelett?" beschwerte ich mich. "Nein. Aber wie eine wunderhübsche junge Frau die genau zum Bild von Herrn Götze passt. Also genau das was wir brauchen." mischte sich der Fotograf ein. "Nein. Bitte tu mir das nicht an David." - "Jill. Mach's doch einfach. Du hast doch gehört das du wunderhübsch bist. Wer weiß.. vielleicht stellst du dich gar nicht so dumm an und wirst das neue Werbegesicht." lachte er. "Spaß bei Seite. Du machst das jetzt. Das nenne ich dienstliche Anweisung." fügte er dann etwas ernster hinzu. Mit zugekniffenen Augen und aggressivem Blick auf David, folgte ich also der Visagistin ins hintere der Halle. Nach einer halben Stunde erkannte ich mich im Spiegel nicht wieder und trug ein sündteures Designerkleid mit warscheinlich nochmal so teuren High-Heels. Aber schön war es das muss man dem ganzen schon lassen. Allerdings hatte ich eigentlich mehr Angst davor mit wem ich gleich vor der Kamera stehe als das ich mich überhaupt ablichten lasse. Ich trat aus dem kleinen Raum auf den Gang und senkte sofort meinen Blick als ich merkte das auch die mir gegenüber liegende Türklinge gerade herunter gedrückt wird.

Mario's Sicht:

Nach den ganzen Einzelfotos musste ich mich jetzt auch noch in einen Anzug stecken lassen und mit irgendeinem arrogantem, ausgehungertem Model für die Kamera verliebt spielen. Obwohl ich sowas überhaupt nicht kann. Mit Hängen und Würgen ließ ich das ganze Programm über mich ergehen. Nach einer halben Stunde war ich fertig und trat aus dem kleinen Raum in dem alles gelagert war.

Gleichzeitig öffnete sich die Tür mir gegenüber. Langsam arbeiteten sich meine Augen von Unten nach Oben. "W-Was?! WOW." flüchtete über meine Lippen. "Danke." murmelte sie kaum hörbar und ich meinte, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen gesehen zu haben. Jill. Warum? Warum sie? War das ihr neuer Job? Sie als Model? Das passt doch gar nicht zu ihr. Moment mal... ich muss mit ihr auf die Fotos. Naja, wenigstens fällt mir dann der verliebte Blick nicht so schwer.

Sie lief vor mir los in Richtung Set. Hinter ihr alle beteiligten. Ihre Bewegungen waren so anders.. früher war sie immer so lässig. Jetzt ist sie, grazil. Immernoch benebelt von ihrem Anblick folgte ich dem ganzen Team. Nachdem wir beide neben dem Auto standen und sie von Sabrina und dem Chef hier bestaunt wurde, erklärte uns der Fotograf was wir ungefähr machen sollten. Dann mal los... dachte ich mir. Das wird mit Sicherheit das schrecklichste und gleichzeitig das schönste Werbeshooting das ich jemals hatte.

Ich trat einen Schritt auf sie zu und stand ihr jetzt gefährlich nahe. "M-Mario. Ich kann sowas nicht, das weißt du.." murmelte sie ängstlich. "Aber das ist doch dein neuer Job?" fragte ich iritiert. Alles in einem Ton, den die anderen im Raum nicht hören konnten. "Das? Bitte.. soviel müsstest du wissen das ich soetwas nie freiwillig machen würde. Ich ersetze nur ein fehlendes Model." klärte sie mich auf. Du bist viel besser als irgendein Model. Leider konnte ich ihr diesen Satz nicht sagen. "Natürlich kannst du das. Das wäre nicht das erste das wir gemeinsam schaffen!" sprach ich ihr Mut zu, bemerkte aber dabei gar nicht was ich da gerade wirklich sagte. Ihre Augen wurden auf der Stelle glasig. Durch die Pose, in die ich sie für das Foto zog, lenkte ich sofort ab. Jede einzelne Sekunde in der sie mir dafür in die Augen sah, in der ihre Haut, meine berührte, prickelte alles in mir. Sie sieht so wunderschön aus in dem Kleid. Sie sieht in allem unbeschreiblich schön aus.

Zahlreiche andere Fotos folgten und ganz langsam, löste sich unser beider Verkrampftheit. Noch eine Pose dann ist es vorbei. Nur weiß ich nicht ob ich mich darüber freuen soll oder nicht. Sie lehnte sich gegen das Auto, ich stützte meine rechte Hand neben ihr auf dem Dach ab. Unsere Oberkörper berührten sich fasst. *klick* Eigentlich wäre es jetzt vorbei. Jedoch machte keiner von uns beiden die Anstalten, sich irgendwie aus der Haltung zu lösen. Ihre Augen starrten in meine. Langsam legte ich meine linke Hand an ihre Wange. Mein Gesicht kam ihrem immer näher und ich konnte einfach nicht anders als meine Lippen sanft auf ihre zu legen. Sie erwiederte den Kuss ganz leicht. Aufgrund der Situation lösten wir uns trotzdem relativ schnell. Wir lächelten uns ganz kurz zaghaft an und wurden dann auch schon von den Leuten um uns herum aus den Gedanken gerissen.

"Sieh dir das an David. Perfekt." meinte der Fotograf während er uns zu sich winkte und auf seine Kamera starrte. Er durchklickte die Fotos. Sie waren wirklich unglaublich. "Diese Blicke sind so gut gespielt und der Kuss, man findet selten Models die so etwas für einen Auftrag machen." schwärmte er voller Begeisterung. Er hatte unseren Kuss ebenfalls abgelichtet. "Es war keine einzige Sekunde gespielt." fing sie an und schaute von der Kamera hoch zu mir. "Und der Kuss war auch nicht für den Auftrag." vollendete ich ihren Satz. Sekundenlang schauten wir uns nur gegenseitig an.

Die anderen hatten sich schon längst etwas anderem gewidmet. Ihre Augen, sie fressen meinen Blick förmlich auf. "Ich liebe dich." entfuhr es mir.

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt