Kapitel 46

1.5K 51 3
                                    

Der Ball traf weder das Tor noch die Bande. Er traf mich. Mitten in meinen Bauch. Ich spürte nur noch einen Stechenden Schmerz, etwas hartes unter mir und gleichzeitig eine warme Flüssigkeit an meinem Hals....

Mario's Sicht:

Nein. Nein. Nein. Das kann jetzt nicht wahr sein. Ich schaute meinem Ball hinterher. Verzweifelt suchte ich nach Jill aber sie war nicht da. Um mich herum bildete sich eine Glaskugel. Ich nahm nichts mehr wahr. War das gerade ich? "Mario was stehst du hier rum?" brüllte mich Basti an. Er riss mich aus meiner Trance und jetzt rannte ich sofort um die Mauer.

"Scheiße!" fluchte ich nachdem ich wirklich Jill da am Boden liegen sah. Ich kniete mich neben sie. Langsam hob ich ihren Kopf. Als ich auf meine Hand blickte, sah ich Blut. "Nein. Jill es tut mir so leid!" flüsterte ich tränenüberflossen. "Kann ihr denn hier niemand helfen?" schluchzte ich und blickte die anderen an die in einem Halbkreis um uns rum standen. "Mario geh zur Seite!" befehlte mir jemand. Ich nahm nicht wahr wer es war, anscheinend war es unser Mannschaftsarzt. Wie ein Roboter weichte ich von Jill. Jerome legte einen Arm um mich. Der Arzt brachte Jill in die Stabile-Seitenlage und versorgte ihre Platzwunde am Kopf notdürftig. Kurz darauf trafen Notarzt und Krankenwagen ein. "Ich bin Schuld!" schluchzte ich kopfschüttelnd. "Du kannst nichts dafür!" wollte mir Basti klar machen. "Ich kann nichts dafür? Ich hab sie gerade von einer 3 Meter hohen Mauer geschossen. ICH. Ich bin Schuld okay" brüllte ich und rannte weg. Nach ein paar Meter versagten meine Beine, langsam schleppte ich mich zu meinem Auto. Wie gelähmt fuhr ich ins Krankenhaus. Wie konnte ich einfach so auf den Ball haun. Ich hätte wissen müssen das er in ihre Richtung fliegt. Und dann auch noch mit so einer Wucht. Ich bin Schuld das Jill jetzt im Krankenhaus liegt.

Ich parkte meinen Wagen und sah in den kleinen Spiegel. Es kamen keine Tränen mehr. Ich konnte nicht mehr weinen. Ich hatte nur noch Hass. Hass auf mich selbst. Langsam lief ich ins Krankenhaus. "Jill Bander?" fragte ich die Krankenschwester kurz da ich kein weiteres Wort raus brachte. Bei dem Gedanken an ihren Namen könnte ich mir schon wieder eine rein haun. Nachdem ich ihr gesagt habe das ich ihr Freund bin nickte sie kurz und ich folgte ihr dann. "Warten Sie hier. Dr. Beck ihr behandelnder Arzt, kommt gleich" meinte sie und deutete auf den Stuhl. Ich wollte mich allerdings nicht setzten sondern lief die ganze Zeit in dem kleinen Gang auf und ab. Plötzlich öffnete sich die Tür zu einem der Zimmer und ein Arzt trat heraus. Schnellen Schrittes ging ich auf ihn zu. "Sind sie Dr. Beck?" fragte ich. "Ja. Götze richtig?" - "Ja was ist mit Jill?" hackte ich sofort nach. "Soweit ich weiß sind Sie weder Verwandt noch Verheiratet?" sagte er mit fragendem Ton. "Nein sind wir nicht" antwortete ich und wusste schon was jetzt kommt. "Ich kann Ihnen leider nur sagen das Ihre Freundin noch nicht stabil ist. Allerdings ist sie auf einem guten Weg dort hin. Mehr Auskünfte kann ich leider nicht geben. Gibt es Eltern, Geschwister?". Geschwister. Alex. Ich hätte ihn schon längst anrufen müssen. "Ja ihr Bruder" antwortete ich wie in Trance. Genau in dem Moment kamen Alex und Basti um die Ecke. "Basti hat mich angerufen" erklärte er kurz. "Alex.. es.. es tut mir so leid!" flüsterte ich. "Das ist doch jetzt egal. Was ist mit Jill?" fragte er sofort. "Sind sie der Bruder?" wollte Dr. Beck wissen, was Alex bejahte. "Frau Bander ist noch nicht stabil. Sie liegt im natürlichen Koma. Durch den Aufprall hat sie innere Blutungen, welche wir aber relativ gut stoppen konnten. Am Hinterkopf befindet sich eine große Platzwunde. Weiterhin hat sie eine schwere Gehirnerschütterung, eine gebrochene Rippe und ihr rechter Arm ist leicht verstaucht." informierte uns jetzt der Arzt. Ich hielt es nicht mehr aus. Das alles hab ich ihr angetan? Das kann doch nicht sein. Ich will aufwachen aus diesem schrecklichen Albtraum. Jetzt gaben meine Beine endgültig nach. Ich ließ mich an der Mauer nach unten sinken. Dennoch, keine einzige Träne. Nur Wut auf mich selbst. Wie mit einem Tunnelblick, schaute ich auf die Tür zu ihrem Zimmer in der Intensiv-Station. Alex und Basti setzten sich neben mich auf die Stühle. Ich hörte nur noch das wiir in etwa 2 - 3 Stunden zu ihr können und das die Ärzte hoffen das sie bis dahin außer Lebensgefahr ist. Die Minuten vergingen wie Stunden und die Stunden wie Tage. Mit jeder weiteren Sekunde die verfloss wurde meine Wut, meine Angst, meine Trauer schlimmer. Jegliche Versuche, durch Basti und Alex, mich anzusprechen scheiterten. Kein Wort. Keine Träne. Nur Stille.

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt