Kapitel 64

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... Ich unterbrach meinen Satz, zu fragen was er hat. Er saß mit dem Rücken zu mir auf dem Bett. Trotzdem konnte ich sehen, das ihm kleine Tränen die Wangen runterliefen. Genau so wie ich sehen konnte, dass er ein Blatt Papier in der Hand hielt. Ich setzte mich neben ihn und als ich sah, was auf dem Papier ist, fühlte sich mein Herz an als würde es in tausend Teile gesprengt werden.

"Der Arzt hat es mir gegeben. Ich wollte es entsorgen, aber ich hab's einfach nicht über mein Herz gebracht." nuschelte er zwischen lauten Schniefern. Es war ein Ultraschallbild von unserem Kind. Vorsichtig nahm ich es ihm ab. Ich glaube ich starrte einige Minuten einfach nur das Bild an. "Ich dachte nach Ibiza hätte es aufgehört weh zu tun. Aber der Film..Das was Kristina gesagt hat..." murmelte Mario. "Es wird niemals aufhören weh zu tun, Mario. Das wäre doch schlimm. Wenn es uns nicht das Herz zerreissen würde, oder?"

"Ich will aber nicht, das du immer wieder da durch musst." - "Was heißt da ich? Da geht es uns beiden wohl gleich. Solange wir immer für einander da sind, schaffen wir das." sagte ich leise. Er schaute mir in die Augen. "Ich liebe dich." flüsterte er, bevor er mich küsste. "Ich dich auch." lächelte ich. "Ich habe keine Ahnung, was ich ohne dich machen würde." lächelte Mario. "Du warst doch der jenige, der mich vor zwei Wochen, aus meinem immer größer werdenden Loch holen musste. Was würde Ich ohne Dich machen?" entgegnete ich ebenfalls lachend. "Ich hätte nicht gedacht, das meine Aktion so viel bewirkt." meinte er. "Es war, als würde die 10 Meter hohe Mauer, die jegliche Art von Gefühlen ausser Trauer, von meinem Herzen ferngehalten hat, auf einen Schlag mit tausend Kilo Sprengstoff in die Luft gejagt werden." Wieder erschien ein Lächeln auf Mario's Lippen.

Er stand dann auf und zog mich an der Hand wieder ins Wohnzimmer, wo wir den Film weiterschauten. Weder Fabi noch Kristina hakten noch einmal nach, was vorhin los war.

Am nächsten Morgen herrschte einfach nur Hektik. Mario hatte vergessen das er heute nach Nürnberg zum Länderspiel gegen Gibraltar muss. "Wie bitte kann man sowas vergessen?" beschwerte Fabi sich. "Ich weiß es nicht. Sie ist schuld." sagte Mario gestresst, während er seine Tasche packte. "Warum ich?" fragte ich geschockt. "Weil du mich um meinen Verstand bringst." murmelte Mario. "Aha." machte ich gespielt beleidigt. "Warum fängst du eigentlich nicht an zu packen?" fragte Mario verwirrt. "Und das bringt mich wieder zu: Warum ich?" stellte ich die Gegenfrage.

"Weil du mitkommst." beschloss er. "Warum?" - "Warum nicht?" grinste er teuflisch und schmiss mir eine seiner leeren Nike-Taschen in die Arme. Ich packte also zusammen, was man so für 2 - 3 Tage brauchte. Na gut, was braucht man zu einem Fussballspiel überhaupt. Am wichtigsten ist natürlich das Deutschlandtrikot. Dann mussten wir auch schon los. Zum Glück ist eine Reise nach Nürnberg nicht sonderlich lange.

Zwar nicht zur vereinbarten Uhrzeit, aber immerhin um 13:00 Uhr, kamen wir gemeinsam mit den anderen Nationalspielern vom FC Bayern an.

Ich war natürlich nicht mit Mario in einem Zimmer. Hatte ich auch nicht erwartet. Sondern mit Cathy und Montana in einem extra Teil des Hotels. Sonderlich gut kenne ich die beiden jetzt nicht. Warum eigentlich nicht? Mats spielt beim BVB, da wo Mario auch gespielt hat und Andrè ist eigentlich ein sehr guter Freund von ihm. Ich glaube die beiden sind richtig nett, ich bin zwar noch um einiges jünger aber wenn ich sie besser kennen lerne werden wir uns sicher gut verstehen. Zum Thema besser kennenlernen, haben wir beschlossen während die Jungs ihr Abschlusstraining haben, einen Cafè in der Hotelbar zu trinken und ein wenig zu reden.

Wir redeten wirklich. Wirklich viel. Zu viel. So viel habe ich die letzten 4 Wochen nicht gesprochen wie jetzt auf 2 Stunden. Aber die beiden sind wirklich richtig nett. Ich denke mal sie wissen darüber bescheid das ich und Mario diese Schlimme Erfahrung durchmachen mussten, trotzdem sprachen sie ganz normal mit mir darüber und nicht wie andere Menschen die meinen sie müssten mich irgendwie beschützen oder glauben das ich über dieses Thema nicht reden kann oder will. Das ist Unsinn. Es ist so wie es ist und ich kann es nicht ändern.

"Buh." machte es plötzlich. Ich zuckte leicht und dann sah ich Mario vor mir. "Mats und Andrè warten in der Lobby." meinte Mario zu den anderen beiden und gab ihnen so zu verstehen das sie verschwinden sollen. Das taten sie dann auch lachend. "Viel Spaß." flüsterte mir Cathy noch ins Ohr. "Was meinst du damit?" fragte ich verwirrt. "Sie kennt mich besser als du." lachte Mario während er sich neben mich setzte. "Hä?" machte ich nur.

"Hast du vielleicht lust mit auf mein Zimmer zu kommen?" fragte Mario in normaler Lautstärke und total ernst. "Shh. Spinnst du?" sagte ich leise. Mario blickte mich genau so verwirrt an wie ich Cathy eben. "Muss ja nicht jeder mitkrigen das du grade geil bist." erklärte ich ihm also total unnötig. "Nicht frech werden." ratterte er runter. "Also?" fügte er dann noch hinzu. Zur Antwort küsste ich ihn kurz und zog ihn während dem von seinem Stuhl. Halb küssend schafften wir dann den Weg bis zum Zimmer. "Aber das war jetzt nicht auffällig?" murmelte Mario ironisch gegen meine Lippen. Ich zuckte nur mit der Schulter und ließ mich rückwärts auf sein Bett fallen.

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt