Wir standen tatsächlich vorm Münchner Flughafen. "Mund zu!" befahl mir Mario grinsend. So leid es mir tut, ich kann sein lächeln nicht erwiedern. Früher war ich so ein aufgeschlossener Mensch. Hab über
alles und jeden gelacht. War einfach immer gut drauf. Niemals hätte ich gedacht das mir ein klitzekleines lächeln mal so schwer fällt. Niemals hätte ich gedacht das das Leben von einen Schlag auf den anderen so kaputt gehen kann.
"Gib mir mal dein Handy" riss mich Mario aus den Gedanken. Wie automatisiert streckte ich ihm mein Handy entgegen und nahm jetzt erst wahr das wir schon längst im Flieger sitzen. "Was machst du?" hackte ich nach. Er gab es mir zurück und ich entsperrte es. Wollte es entsperren... Falscher Code. Bitte versuchen Sie es erneut. Leuchtete auf meinem Handy auf. "Was soll das?" - "Du sollst Anrufe entgegennehmen können, wozu du keinen Pin brauchst, aber dich nicht unnötig mit deinem Handy stressen. Also hab ich deinen Pin geändert und nur ich weiss ihn" grinste er. Ich sah ihn beleidigt an. "Komm schon ist doch nur für 2 Tage" sagte er. "Wo fliegen wir überhaupt hin?" - "Überraschung" - "Mir gehts total beschissen, du kommst zu mir, verschwindest wieder, dann kommst du wieder und nimst mich einfach mit um mit mir irgendwo hin zu fliegen. Mario du machst mir Angst." meinte ich. Und ich hatte tatsächlich ein wenig Angst vor dem was mich erwartet und vor ihm. Stopp! Ich habe Angst vor Mario? Als könnte er meine Gedanken lesen nahm er mein Gesicht in seine Hände und ich musste ihm tief in die Augen sehen, was ich zugegebenermaßen schon lange nicht mehr gemacht habe. "Okay. Dann sag mir ins Gesicht das du Angst vor mir hast!" befahl er mir. Jedoch antwortete mein Mund automatisch mit "Ich liebe dich!" - "Das wollte ich hören" lächelte er und küsste mich wieder auf die Stirn. Er weiß genau wie weit er gehen darf und weiter als bei der Stirn waren wir eben noch nicht.
Wenn ich so drüber nachdenke, was ich in letzter Zeit echt viel mache, kann ich wirklich dankbar sein. Dankbar so einen geduldigen, herzhaften Freund zu haben. Ein anderer hätte mich doch schon längst verlassen. Ich meine was hat er denn noch von mir. Wir haben weder Sex noch küssen wir uns. "Ich habe deine Liebe. Das reicht mir voll und ganz" flüsterte mir Mario ins Ohr. "Hab ich das grade laut gedacht?" - "Jap" sah mich Mario verlegen an, denn ungefähr die Blicke des halben Fliegers waren auf uns gerichtet. Zum ersten mal nach gefühlten 10 Jahren konnte ich wieder über mich selbst und meine Schusselichkeit lachen. Mario sah mich zufrieden an und ohne groß drüber nachzudenken gab ich ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Wie ich seine unglaublich weichen Lippen vermisst habe. Auch wenn es nur ein kurzer Kuss war, er bewirkte solch ein unglaubliches Feuer in mir drin. Mario lächelte mich weiterhin nur zufrieden an.
"Jill, ruh dich ein wenig aus, du hast noch einen langen Tag vor dir" meinte Mario. Er drückte mich an sich und ich schlief kurz darauf mit meinem Kopf auf seiner Schulter ein.
'Just don't give up, i'm working it out
please don't give in, i won't let you down'
schallts es durch meine Ohren. Ich hatte Beats auf dem Kopf welche mir aber gleich wieder abgenommen wurden. "Wir sind gleich da" sagte Mario leise. Er hatte mir kurz die Beats aufgesetzt damit ich wach werde. Ich richtete mich auf und sah wie wir landeten. Toll. Vom Flug hab ich nichts mitbekommen, also konnte ich auch nicht aus dem Fenster sehen und wusste wieder nicht wo wir sind was Mario's Plan natürlich nicht gerade nach hinten warf. Trotzdem kam mir dieser Flughafen irgendwie bekanntvor an dem wir gerade landeten, aber ich war schon an so vielen Flughäfen also brachte mir das nachdenken auch nicht viel und Mario zu fragen wäre komplett überflüssig. Er würde es mir sowieso nicht sagen.
Wir stiegen aus, holten unsere Koffer, bestellten ein Taxi und alles was man hald sonst so macht wenn man am Flughafen ankommt. Im Taxi hatte ich immer noch nicht herausgefunden wo wir waren. Das Schicksal meinte es mal wieder nicht gut mit mir und auch wenn ich auf jedes Detail achtete bekam ich nicht heraus wo wir uns befinden. "Jill. Ich muss dir jetzt deine Augen verbinden" sagte Mario plötzlich. "Mario jetzt wirds kindisch" nörgelte ich doch kurz darauf sah ich ein, das seinem Sturkopf sowieso nichts in die Quere kommt und ich ließ mir meine Augen durch einen Schaal von ihm verbinden. Der einzige Vorteil daran war das dieser nach Mario roch. Nach einiger Zeit lotste mich Mario aus dem Auto. Ich hörte nur das der Taxifahrer uns die Koffer hinterhertrug und wir auf etwas holzigem gingen. Mario bat mich eine Stufe nach unten zu treten und plötzlich schwankte er Boden unter meinen Füßen worauf ich ein Boot vernahm. Ich spürte plötzlich Mario nicht mehr neben mir und bekam jetzt wirklich Angst. "Mario?" fragte ich unsicher. Dann saß er, glaube ich, wieder neben mir. "Kannst du mir jetzt bitte sagen wo wir sind und was du vorhast?" bettelte ich wieder. "Nope" sagte er kurz. Mit einem Ruck setzte sich das Boot in Bewegung. Wir fuhren ca. 5 Minuten und Mario stellte zuerst unsere Koffer aus dem kleinen Boot. Dann nahm er mich vorsichtig an meiner Hüfte und zog mich aus dem Boot. Er weiß das ich es eigentlich noch nicht ertrage von ihm angefasst zu werden aber ich verspürte die Berührungen in diesem Moment ganz anders als unangenehm. Im Gegenteil, die Bereiche auf denen seine Hände ruhten fingen wieder an zu kribbeln und ein leichtes lächeln entfloh mir. Ich setzte einen Fuß aus dem Boot und vernahm wieder ein leichtes schwanken. Dennoch längst nicht so stark wie das aus dem kleinen Boot, außerdem hörte man das Geräusch von rauschendem Wasser. So reimte ich mir ein Schiff zusammen.
Ehe ich mir die ganzen Teile in meiner Erinnerung zu einem Ort zusammensetzten konnte legte Mario meine Hände an ein Geländer und er nahm mir die Augenbinde ab. Gleich darauf verspürte ich seine unglaublich starken Arme um meine Taillie. Wir stehen auf seiner Yacht. In Ibiza. So wie im Urlaub vor ein paar Wochen. Vor ein paar Wochen. Als ich erfahren habe das ich schwanger bin. Der Gedanke schmerzte und Tränen stiegen mir in die Augen. "Warum machst du das?" fragre ich mit brüchiger Stimme. "Weil ich dich liebe Jill." flüsterte er mir von hinten ins Ohr. Er stellte sich neben mich so das wir uns in die Augen schauen. "Naja... also du weisst ja das ich nicht der Typ für viele Worte bin und nicht sonderlich viel von Schnulzen halte aber ich hab was für dich.. " sagte er und holte eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche ohne auch nur eine Sekunde seine Augen von meinen abzuwenden.
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