Kapitel 49

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Mario's Sicht:

"... Ihr geht's soweit gut. Reden tut sie trotzdem nur das nötigste und Nina würdigt sie mit keinem Blick." erzählte mir gerade Alex über's Handy. Ich seufzte und ließ mich mit meinem Telefon am Ohr auf meine Couch fallen. "Okay. Danke Alex und meld dich wieder!" bedankte ich mich und legte ohne eine Reaktion abzuwarten auf. Es war jetzt schon eine Woche nachdem Jill aus dem Krankenhaus entlassen wurde vergangen. Alex rief mich jeden Tag an und erzählte mir das gleiche. Am ersten Tag wollte ich mich noch zum Training aufrappeln. Jedoch hat dann, wie jeden Tag, Alex angerufen. Er sagte mir das Jill mich mit keinem Wort erwähnt, bis auf einmal. Sie meinte das sie nicht will das ich vorbei komme. Das riss mich wieder komplett aus der Bahn und ich schmiss das Training einfach hin. So blieb das dann und mir ging das alles die Woche einfach mal am Arsch vorbei. Basti oder Fabi wollten mich zwar immer wieder dazu drängen, wenigstens zum Training zu gehen aber ich brachte es einfach nicht übers Herz. Es ist hart, aber seit dem Vorfall, hab ich keinen Ball mehr angerührt. Wenn ich auch nur an's Fußballspielen denke kommt in mir drin die ganze Wut und der Hass auf mich selbst und auf den Ball rauf. 

Das Klingeln der Haustüre riss mich aus meinen Gedanken. Da grad niemand da war der aufmachen konnte musste ich mich wohl oder übel zu dem 5 Meter Weg zwingen. Ich öffnete genervt die Tür und ein aufgebrachter Marco stürmte mir entgegen. "Was machst du denn hier?!" nuschelte ich während er die Tür zu knallte. "Was ich hier mache? Sag mal spinnst du, warum gehst du nicht ins Training und hängst hier rum wie so ein nasser Sack?!" fuhr er mich direkt an. "Woher weißt du überhaupt das ich nicht da war?" - "Das ist doch wohl vollkommen egal. Warum machst du das?" fragte er jetzt schon etwas ruhiger. "Sag mal bist du so dumm oder stellst du dich so. Mein ungeborenes Kind ist vor zwei Wochen gestorben und warscheinlich verliere ich auch noch meine Freundin. Mein Ein und Alles" meckerte ich ihn an und bei den Gedanken bekam ich feuchte Augen. "Hat sie sich immer noch nicht gemeldet?" hackte er mit einem bemitleidenden Blick. "Nein." antwortete ich trocken. "Was fällt ihr eigentlich ein dich hier so bluten zu lassen. Du kannst doch gar nichts dafür. Ich fahr jetzt zu ihr!" beschloss er kurzer Hand. Ich wollte ihn aufhalten aber er meinte nur, das er immerhin noch ihr bester Freund sei und das Recht hat mit ihr zu reden.

Jill's Sicht:

Tag für Tag verging. Ich verbrachte die meiste Zeit in meinem alten Zimmer. Nur zum Essen kam ich raus und reden vermeidete ich. Die kleine Nina konnte ich einfach nicht anschauen geschweigedenn sie berühren. Mein Herz blutet jeden Tag mehr. Mario? Ich weiß nichts von ihm. Ich hab Alex gesagt das ich ihn nicht sehen will und seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört. Warscheinlich hat er mich und unser Kind schon längst aufgegeben. Warscheinlich war ihm das Kind sowieso egal. Ich denke die ganzen Tage nur über uns nach aber komme einfach nicht weiter. Ich kann ihm nicht einfach so in die Augen sehen und so tun als wär nichts passiert.

"So Mädel. Jetzt erklärst du mir mal was mit dir abgeht?" kam plötzlich Marco in mein Zimmer gestürmt. "Was machst du denn hier?" fragte ich nach. "Nach was siehts denn aus. Mit dir reden!" - "Ich will aber nicht reden" sagte ich und wandte mich ab. "Aber ich. Weißt du, ich kann verstehen das es dir beschissen geht und das das warscheinlich die schlimmste Zeit deines Lebens ist. Du weißt ich bin dein bester Freund und immer für dich da. Aber ich bin auch Mario's bester Freund. Weißt du eigentlich, das es ihm genau so geht wie dir, wenn nicht noch schlimmer? Er hat genau wie du sein Kind verloren und gibt sich warscheinlich auch noch die Schuld daran die er verdammt nochmal nicht hat. Aber zu all dem, gibst du ihm auch noch das Gefühl das er dich verloren hat. Natürlich hast du das Recht zu trauern und zu all dem was du gerade machst aber weißt du was, du hast nicht das Recht dazu, ihm das Fußballspielen zu nehmen. Seit dem Tag hat er keinen Ball mehr angerührt. Wegen dir geht er nicht ins Training und wenn du so weiter machst setzt er seine Karierre aufs Spiel" hielt mir Marco einen Vortrag... einen Vortrag der fruchtete. ...Schuld die er nicht hat...  genau wie du sein Kind verloren... mich verloren... keinen Ball mehr angerührt..  Mein Kopf stand kurz vorm explodieren. "B-Bring ihn her!" sagte ich emotionslos. Marco verschwand und schloss die Tür hinter sich. 

Eine halbe Stunde später klopfte es an meiner Tür und kurz darauf wurde sie geöffnet. Mario. Seine Gestalt löste in mir undefinierbare Gefühle aus. Hass, Wut, Trauer, Liebe, Freude, Sehnsucht.... Alles auf einmal. Ich stand auf und ging langsam auf ihn zu. Es trennte uns nur noch ein halber Meter. Ich weiß nicht was in dem Moment mit mir los war aber ich fiel ihm einfach um den Hals. Sofort drückte er mich vorsichtig an sich und gab mir wieder das Gefühl von Geborgenheit und Schutz. Ich heulte los und auch Mario konnte sich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns wieder. Wir setzten uns auf meine kleine Couch nebeneinander und es trat eine unangenehme Stille ein.

"Hättest du es gewollt?" brach ich sie dann. "Sag mal.. natürlich hätte ich es gewollt. Ich hätte es geliebt" schoss es sofort aus ihm heraus und wieder heulte ich los. "Mario. Es tut mir leid das ich dir die Schuld an allem gegeben habe. Es war ein Unfall und du kannst rein gar nichts dafür." - "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich will doch einfach nur für dich da sein. Ich will dich gerade jetzt nicht alleine lassen verstehst du?" - "Ja." - "Jill. Ich hab eine Frage. Gibst du uns beiden eine Chance?" fragte er und durchbohrte mich fasst mit seinem Blick. "Ja. Ja Mario natürlich gebe ich uns eine Chance. Meine Gefühle für dich haben sich nach wie vor nicht verändert. Trotzdem. Versteh das jetzt nicht falsch aber ich kann nicht einfach so tun als wäre nichts. Ich brauche Zeit." gab ich ihm zur Antwort. Und es stimmte. Ich liebe ihn trotz allem was passiert ist. "Du weißt gar nicht wie froh ich bin das zu hören" - "I-I.. Ich liebe dich, Mario" fügte ich noch stotternd hinzu. "Ich dich auch." sagte er dann. Er näherte sich mir. Will er mich jetzt küssen? Bitte nicht soweit bin ich noch nicht aber es sieht ganz so aus.

Anders als erwartet jedoch, umarmte er mich einfach nur. "Ich geb dir alle Zeit der Welt, Jill. Du bist mein Ein und Alles. Egal was passiert ich bin immer für dich da. Du bist mein Leben." flüsterte er. "Ich werd jetzt nach Hause fahren und wenn du willst, kann ich ja Morgen wieder her kommen?" fragte er nachdem er mich losgelassen hat. "Danke!" meinte ich. Er lächelte kurz und wollte dann mein Zimmer verlassen. "Warte! Ich komm mit" sagte ich, er starrte mich kurz an, nickte dann aber und zusammen verließen wir mein Zimmer. Marco saß mit Alex und Miri auf der Couch im Wohnzimmer und Nina spielte am Boden. Es gab mir immer noch einen Stich ins Herz, die kleine zu sehen aber Mario hat irgendwas verändert. Ich merkte das es auch ihm nicht leicht fiel gemeinsam mit einem kleinen Kind im Raum. So ein Kind hätte in ein paar Monaten unsers sein können. Wir starrten uns alle gegenseitig an. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging auf unsere Couch zu um mich neben Marco zu setzen. Auf dem Weg dahin, bückte ich mich kurz und streichelte Nina über den Kopf. Es kribbelte unter meinen Fingern und mein Herz schmerzte, trotzdem fühlt es sich irgendwie richtig an.  Alex fasste sich als erstes wieder und lächelte mich an. Das gab ich dann zurück. "Ich wusste doch, das man dich nur mal wach rütteln muss.." brachte sich Marco ein und schaute dabei mich an.

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt