~Samiras POV.~
„Du hast was!" rief Elly entgeistert. Khyron hatte gerade fröhlich erzählt was am Fuße des Berges passiert. „Sie hat gesamte Armee geröstet! Und dem rothaarigen hat sie gewaltig in den Arsch getreten!" wiederholte Khyron begeistert. Saiko lehnte mit verschränkten Armen an einem Stützpfeiler der Scheune. Khyron saß auf einem hohen Heuballen und baumelte fröhlich wie ein Kind mit den Beinen. Elly stand mitten in der Scheune und wedelte wild mit beiden Armen in der Luft. Saphira und Dajun lagen schlummernd und zusammengerollt wie Katzen in einem riesigen Heuhaufen. Man sah gerade noch ihre Schwanzspitzen und die Pinselchen an Saphiras Ohren. Ich selbst lag bäuchlings auf einem großen Heuballen und beobachtete Elly. „Ich konnte es nicht kontrollieren. Ich konnte nicht ahnen, dass die Urmagie in solch einer Stärke raus wollte. Jetzt hör auf in Panik auszubrechen!" verteidigte ich mich und meine Magie. „Flevia kocht bestimmt vor Wut. Du hast ihre gesamte geschickte Armee verbrannt und ihrem Liebling von Sohn und seinem besten Diener Harlan eine Heidenangst eingejagt." sagte Saiko und lächelte leicht. Khyron lachte laut und hielt sich den Bauch. „Kenai hat es doch verdient! Der ist gerannt wie ein Wiesel!" kicherte ich und strich mir meine langen, blonden Locken aus dem Gesicht. Saiko nickend grinsend und löste seine starre Haltung. Er setzte sich entspannte auf meinen Heuballen und ließ, wie Khyron auch, die Füße runterbaumeln. Seine Drachenschwingen lagen ordentlich gefaltet auf seinem Rücken. Elly warf noch immer wild wie eine Furie die Arme in die Luft und rief: „Bin ich hier wirklich die Einzige, die denkt, dass es nun noch schlimmer werden wird?" „Elly, es kann nicht mehr schlimmer werden! Es ist schon am schlimmsten!" erwiderte Saiko ernst. Elly schrie vor Wut auf und stampfte wütend aus der Scheune in den Schnee hinaus. „Sie hat aber Recht!" brummte der riesige Heuhaufen neben uns. Es war Dajun, der müde seinen Kopf hob und uns mit seinen grünen Augen anfunkelte. „Spaßverderber!" brummte Khyron zurück. Dajuns Blick flog zu Khyron als er sauer sagte: „Einer muss ja ernst und klar bleiben! Nicht alle können sich wie ein Kind vergnügen!" Aus seinen Nüstern kam geschnaubter Rauch. Ein klares Zeichen dafür, dass er stinksauer war und das Verlangen hatte Khyron zu braten und dann genüsslich zu verspeisen. Khyron schien seine missliche Lage zu begreifen und hielt nun seine Klappe. Dajun bemerkte dies schnaubend und sah zufrieden zurück zu uns. Saiko schüttelte über Khyrons Verhalten den Kopf. „Dajun, es ist schon schlimm. Wie soll es noch schlimmer werden? Ist der Weltuntergang etwa noch nicht schlimm genug? Swandrea wird mit einem riesigen Knall untergehen! Reicht das etwa nicht?" antwortete ich gereizt und setzte mich auf. Dajun seufzte: „Mit einem riesigen Knall auf jeden Fall. Flevia wird den Knall noch größer werden lassen und das wird dann noch unschöner. Ich hänge an meinem Leben!" Er hatte ja Recht. Das gab ich ihm auch kapitulierend seufzend zu verstehen. Ein Drachengrinsen erschien auf seinen Lippen, bevor er sich wieder zufrieden in seinen Heuhaufen kuschelte. Saiko schien Dajun ebenfalls Recht zu geben. Ich hüpfte vom Heuhaufen und lief durch das Scheunentor raus ins Dorf. Um zu denken brauchte ich Nervennahrung und ich roch über den gesamten Dorfplatz, dass Mackenzie etwas gebacken hatte. Lächelnd lief ich zum Haus und öffnete die Tür, aus der ein ganzer Schwall Keksgeruch nach draußen kam. Mackenzie, die am Herd stand, drehte sich mit einem Teller Keksen zu mir rum und lächelte. „Da scheint jemand Nervennahrung zu brauchen." grinste sie wissend und hielt mir einen kleineren Teller mit Keksen hin. Ich nahm ihn dankend an und lief in unser Zimmer hoch. Dort setzte ich mich mampfend an den Tisch und durchforstete die Bücher, die wir hatten. Allerdings stand nirgendwo eine allumfassende Lösung für uns. „Die Antwort auf deine Fragen liegt in dir!" sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich rum und erblickte Khyron lässig am Türrahmen lehnen. Verwirrt hob ich eine Augenbraue und sah Khyron fragend an. Khyron seufzte und setzte sich in den Sessel. „Du weißt sicherlich, dass nur die Herrscher von Swandrea die Urmagie in sich tragen. Die Urmagie erwählt die neuen Herrscher! Du bist die neue Herrscherin über Swandrea! Du und deine Freunde habt ein sehr starkes Seelenband. Auch dort fließt die Urmagie sehr stark hindurch. Ein solches Seelenband gibt es wirklich sehr selten. Ihr könnt froh darüber sein euch zu haben. Als du sagtest die Ära von Flevia und Caleb würde sich dem Ende zuneigen, hast du indirekt deine eigene Ära angekündigt. Swandrea und all seine Bewohner brauchen jemanden mit so einem großen und liebevollen Herzen, wie Du es besitzt. Sie brauchen jemanden, der ihr Wohlergehen über das seines stellt, wie Du es tust. Sie brauchen Dich und deine Freunde!" erklärte er mir. Ich verstand, dass die Urmagie mich auserwählt hat, aber wieso musste ich die Herrschaft übernehmen? Das heißt, dass ich hier leben müsste, über alles entscheiden müsste und ein ganzes Land regieren müsste! Das ist zu viel Verantwortung! Ich war nicht bereit dafür! Ich schüttelte energisch den Kopf und schrie fast schon ein Nein. „Das ist zu viel auf einmal. Ich verstehe das! Du musst ja auch nicht direkt alles auf einmal verstehen und direkt deine Herrschaft antreten." lächelte Khyron verstehend und nickte. Doch ich schüttelte erneut den Kopf und antwortete: „Ich will überhaupt nicht herrschen! Ich will einfach nur meine Schwester wiederfinden und den Krieg beenden! Ich will Frieden für Swandrea! Aber ich kann nicht herrschen! Ich gehöre hier nicht einmal richtig hin. Ich kann nicht einmal meine eigenen Kräfte richtig einsetzen, wie soll ich dann allein ein ganzes Land regieren? Ich kann diese Verantwortung nicht übernehmen!" „Wer sagt, dass du allein bist?" fragte Saiko, der gerade mit Elly ins Zimmer trat. Elly verschränkte die Arme vor der Brust und hob wartend eine Augenbraue. „Khyron hat Recht, das Volk braucht dich! Du kannst Swandrea wieder zu einem Land einen und Frieden bringen! Du bist bereit dafür! Allein bist du auch niemals! Elly, Saphira, Dajun und ich sind immer an deiner Seite! Egal welche Entscheidung du triffst." sagte Saiko mit einem Lächeln. Elly nickte eifrig und legte mir einen Arm um die Schultern als sie Saiko zustimmte: „Du bist wie dafür gemacht! Du schaffst das! Es gibt niemand besseres als dich!" Sie schafften es mir Mut zu machen und ein Lächeln in mein Gesicht zu zaubern. „Gut, packen wir es an. Erst Xenia und dann den Krieg! Brechen wir morgen auf?" fragte ich und erhielt ein einstimmiges synchrones Nicken von allen. Mit einer Gruppenumarmung ließen wir den Tag ausklingen.
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Who Am I Really?
FantasyWas würdest du tun, wenn sich dein Leben mit ein paar Worten auf den Kopf stellt? Ich rede nicht davon, dass du plötzlich das Geschwisterkind eines Weltstars bist. Nein! Plötzlich gibt es eine Parallelwelt! Eine Welt, in der Feen, Drachen, Einhörne...