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~Samiras POV.~

„Du musst deine Magie ganz genau auf diese Barriere fokussieren!" riet mir Khyron, der neben mir am Waldrand stand. Wir standen an der Grenze zwischen den Holy Mountains und dem White Forest und spürten die Macht der Barriere. Ich nickte und schloss meine Augen. Ich erspürte meine Magie und griff nach den Strängen meiner Freunde, dann lies ich ihr freien Lauf und schoss sie auf den stärksten Punkt. Ich brauchte drei Anläufe bis dieses blöde Siegel nachgab und die gesamte Barriere in sich zusammenfiel! „Du hast es geschafft Samira!" seufzte Cecilia erleichtert. Ich öffnete die Augen und sah wie die einzelnen Bruchstücke zu Boden glitten. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich konnte mir schon lebhaft vorstellen, wie Caleb tobend im Schloss auf und ab ging. Erro und Nilah kamen auf uns zugeflogen. „Ihr habt die Barriere zerstört. Prinzessin Xenia wird euch sehr dankbar sein. Ihr müsst euch aber beeilen, eure Zeit wird langsam knapp!" sagte Erro in seiner tiefen Stimme. Alle drehten sich um, als lautes Flügelschlagen zu hören war. Saphira kam mit Xenia, Gwendolina und Nikina angeflogen. Ich wollte Erro noch antworten und drehte mich wieder zu ihm, aber er und Nilah waren schon verschwunden. „Wir sollten ins Baumhaus zurückgehen und unser weiteres Vorgehen planen!" sagte ich leise zu Saiko. Saiko nickte und gab die Info an die anderen weiter.

Am späten Abend saßen wir alle gemeinsam im Baumhaus im White Forest. Als wir dort ankamen war hier volles Haus. Das Baumhaus scheint zu wissen, wann man mehr Platz braucht, denn es war fast fünfmal so groß als zuvor. Im Baumhaus selbst saßen all unsere Freunde. Madi, Dylan, Elynia, Lenny, Merlina, Justin und Flyrelia waren da, sogar Vylia ist gekommen. Sie alle wollten uns im Kampf gegen Caleb und Flevia unterstützen. 

Da es Abend war, saßen wir alle nur noch gemütlich beisammen. Akina lag auf meinem Schoß und ließ sich schmusen. Ely und ihr Zwilling Dylan stritten sich mal wieder lautstark über irgendeine Süßigkeitenpackung. Lenny hatte es vor einer Ewigkeit aufgegeben mit den Beiden gemeinsam eine Lösung zu finden. Wenn diese beiden Streithähne einfach teilen würden, aber diese Option schien es bei den Zwillingen nicht zu geben. Flyrelia saß neben mir auf dem Sofa und erzählte uns alles was in Kwadria passiert war. Heute Morgen gab es sogar eine riesige Kraftwelle, die von der Barriere ausging. Merlina, Justin, Madi und Elly unterhielten sich am Esstisch über die Schule. Vermutlich lästerten sie über irgendwelche Lehrer, die niemand von uns mochte. Kaum zu glauben, dass mein Leben sich so verändert hatte. Vor einem Jahr hatte ich noch meine Schulnoten und meinen Schulabschluss im Kopf und jetzt rettete ich meine zweite Heimat vor der Dunkelheit. Saiko hatte sich mit Okailon und Sachiko in irgendeines der vielen Zimmer verzogen. Ich konnte mir schon denken was die drei trieben. Sie schmiedeten Angriffspläne gegen Caleb und Flevia! Gwendolina, Xenia und Cecilia saßen in der gemütlichen Ecke des Wohnbereiches und tratschten und flochten sich gegenseitig süße Frisuren. Alle hatten hier Anschluss gefunden und kleine Grüppchen gebildet. Ich war froh darüber, dass sich alle so gut verstanden. Ich fuhr erschrocken zusammen als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich drehte mich um und sah Vylia, die sich etwas unwohl zu fühlen schien. „Können wir kurz ungestört miteinander reden?" fragte sie so leise, dass ich sie beinahe nicht verstanden hatte. Verdutzt nickte ich und legte Akina auf dem Sofa ab. Dann folgte ich Vylia nach draußen. Ein wenig abseits vom Baumhaus blieben wir stehen und schauten in den Himmel, der in allen bunten Farben erstrahlte. „Ich, es tut mir leid. Es war nicht in Ordnung dich so zu behandeln, ich hatte kein Recht dazu. Ich kannte dich nicht einmal mehr und dann habe ich dich wie Dreck behandelt. Es tut mir wirklich leid!" sagte sie plötzlich sehr schuldbewusst. Ich blickte zu ihr und antwortete erstaunt: „Ich habe jetzt mit allem gerechnet, aber nicht damit! Du hattest wirklich kein Recht dazu, das stimmt. Du bist meine Schwester, ich hatte mich nur nie gefühlt, als hätte ich eine. Ich danke dir für deine ehrliche Entschuldigung und nehme sie an. Fangen wir einfach neu an und vergessen die alte Stimmung zwischen uns!" Zum Ende hin lächelte ich sie breit an. Vylia nickte lächelnd und strich sich eine ihrer braunen langen strähnen zurück. „Danke, dass du Xenia wieder zurückgebracht hast! Dank dir ist unsere Familie wieder komplett und die dunkle Seite von unserem Vater enthüllt!" lächelte sie. Ich winkte es ab und schaute wieder in den Himmel. „Samira! Ich will dir jemanden vorstellen!" sagte Vylia nach einer Zeit Schweigen und zog mich am Arm hinter sich her. Lachend stolperte ich hinter ihr her, bis wir auf einer Lichtung ankamen. Die Lichtung war nicht weit von der Höhle unserer Drachen. Auf der Lichtung graste ganz friedlich ein Pferd. Es war hellbraun mit einer dunkelbraunen Mähne und fast schwarzen Beinen. Als wir die Lichtung betraten schaute es hoch und trabte auf Vylia zu. Diese streichelte dem Pferd selig lächelnd die Nase und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das ist Vanity Fair! Ich habe sie, seit sie ein kleines Fohlen ist. Fair ist meine treuste Freundin. Deswegen stelle ich sie dir vor. Du bist meine Schwester und bist immer herzlich willkommen bei ihr und bei mir!" lächelte sie mich strahlend an. Gerührt umarmte ich Vylia und streichelte Vanity Fair die Nase. Diese schmiegte sich auch direkt an meine Handfläche. „Vielleicht solltest du Saphira richtig kennenlernen! Sie ist zwar verspielt, aber meine treuste Freundin und Begleiterin! Ihr werdet euch sicherlich gut verstehen." lächelte ich und nickte in die Richtung, in der die Höhle lag. Zusammen liefen wir zur Höhle. Dort brach ich in schallendes Lachen aus. Saphira hatte sich die gesamte Höhle gekrallt und lag ausgestreckt wie ein Stubentiger in seinem Königreich da. Der arme Dajun saß verzweifelt vor der Höhle und versuchte vergeblich Saphira zu wecken. „Lach nicht so Sami! Weck sie lieber!" brummelte er und tapste hinter mich. Dort ließ er sich mit einem Knall hinplumpsen und überragte mich um einige Köpfe. Vylia sprang zur Seite. Ich kratzte Dajun kurz unterm Kinn und betrachtete Saphira erneut. „Nun, das hier ist Dajun, ebenfalls ein treuer Freund und Retter und Saikos Drache. Er schaut zwar böse, ist aber handzahm! Das verrenkte Tier, was die gesamte Höhle einnimmt, wäre dann Saphira. Aber wenn sie schläft, kann sie nichts außer eine kalte Dusche wecken!" grinste ich belustigt und zog eine Augenbraue in die Höhe. Ich hob die Hand und ließ eiskaltes Wasser auf Saphira niederprasseln. Saphira fuhr hoch und schlug sich den Kopf an der Decke an, dann kam sie rausgetrottet. Ich rieb ihr tröstend die Stelle am Kopf und stellte sie dann Vylia vor.

„Also ich muss echt schlafen! Heute war zu viel los!" gähnte ich und breitete meine Flügel aus. „Saphira, lass Dajun bitte mit in die Höhle!" grinste ich noch, bevor ich beiden Drachen das Kinn kratzte und dann in die Luft schoss. Vylia direkt hinter mir. Als wir in die Nähe des Baumhauses kamen sah ich Saikos rot leuchtende Locken auf unserem Balkon. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich verabschiedete mich direkt von Vylia. „Da seid ihr Beiden ja! Ihr wart ziemlich lange weg." lächelte Saiko und lehnte sich mit verschränkten Armen ans Geländer, um sich vor meinen großen Flügeln in Sicherheit zu bringen. Ich schüttelte meine Flügel schnell aus und ließ sie verschwinden. „Wir haben uns ausgesprochen und werden neu anfangen." lächelte ich ihn an. Saiko nickte und lief mir ins Zimmer hinterher. „Okailon und ich haben herausgefunden wie deine Uhr in die Tunnel kam. Harlan, dieser dreckige Elf, hat sie dir gestohlen und wollte sie Flevia bringen. Sie ist ihm runtergefallen und er hat sie in dem Labyrinth der Gänge nicht mehr gefunden. Einen Plan für den Angriff haben wir auch schon gemacht. Wir werden in ein paar Tagen an die Grenzen reisen!" er brachte mich wie ein typischer Prinz auf den neusten Stand der Dinge. „Harlan? Das war doch der kleine grauhaarige Elf am Berg bei deinem Bruder, oder? Wie kam er in mein Haus?" fragte ich irritiert. Saiko zuckte mit den Schultern und antwortete: „Das wissen wir leider nicht." Seufzend nickte ich und setzte mich aufs riesige Bett. „Erschöpft?" fragte mich Saiko und setzte sich neben mich. Ich nickte und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Saiko massierte meine Kopfhaut. Meine Güte konnte er das gut, so entspannt war ich schon seit Monaten nicht mehr. Genießend schloss ich meine Augen und döste langsam weg.

Als ich wach wurde kitzelte mich die Sonne im Gesicht. Ich lag im Bett und war zugedeckt. Ich setzte mich auf und streckte mich erst einmal ausgiebig, bevor ich dann barfuß aus dem Zimmer tapste. Im Esszimmer unten stand noch Frühstück für mich und ein heißer dampfender Kakao. „Deine menschliche Freundin hat mir beigebracht, wie man diese dampfende flüssige Schokolade macht. Sie sagte, dass du das Zeug liebst!" sagte Vylia, die mit einem Buch in einem Sessel vor dem Kamin saß. Leicht lächelnd antwortete ich ihr: „Elly. Sie weiß wirklich alles über mich! Das beste morgens ist eine dampfende Tasse Kakao!" Vylia antwortete nicht mehr, bis ich mit dem Frühstück fertig war und fragte: „Wo sind eigentlich alle?" Vylia legte ihr Buch zur Seite und stand auf. „Sie sind mit euren Drachen zusammen alle am großen See. Sie wollten sich mit einem Greif beratschlagen." antwortete sie und lief vor mir aus der Tür raus. Ich nahm mir meine graue Strickjacke und zog sie beim Laufen an. Schnell folgte ich ihr die Treppe runter und breitete meine riesigen bunten Flügel aus. „Wow! Solche Flügel habe ich noch nie gesehen!" staunte Vylia. Grinsend erklärte ich ihr, dass das die Urmagie ist, die nun in meinen Adern floss. Danach flogen wir gemeinsam zum See und fanden dort all unsere Freunde. Vylias dunkle flauschige Flügel kitzelten meinen linken Arm als sie sie hinter ihrem Rücken zusammenzog. „Unsere Schlafmütze ist endlich wach geworden!" rief Merlina laut als sie mich durch das Gras tapsen sah. Ich lachte leise und tapste barfuß auf sie zu. „Du willst nur angreifen? Wir hatten gesagt, dass wir Tonar vor dem Angriff befreien! Er kann uns sicherlich helfen!" schrie Elly gerade schrill. „Meine Güte hat sie eine schrille Stimme!" murmelte Merlina und erwiderte meine kurze Umarmung. „Elly, die Grenzen sind stark bewacht! Wir kommen nicht an den Eingang! Rein strategisch betrachtet, müssen wir zuerst den Krieg beenden!" erwiderte Saiko. Khyron stand stumm neben den Beiden und überlegte. „Wartet mal ihr Beiden! Vielleicht klappt beides gleichzeitig!" sagte Dylan im richtigen Moment.

Who Am I Really?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt