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~Samiras POV.~

Voller Tatendrang sprangen wir von unseren Drachen und liefen zu dritt nebeneinander auf den Berg zu. Man hätte meinen können wir würden einen Film drehen. Doch das taten wir nicht, wir waren auf dem Weg irgendetwas wichtiges zu finden, wovon wir nicht einmal selbst wussten, was es ist. Ein schmaler Weg führte den Berg wie eine Wendeltreppe nach oben. Saphira und Dajun konnten uns nicht nach oben fliegen, da es zu windig war. Sie konnten allein schon kaum das Gleichgewicht halten. Also liefen Saiko, Elly und ich brav im Gänsemarsch den Weg nach oben. Saiko lief vorneweg, Elly in der Mitte und dann ich. Dajun und Saphira flogen neben uns her, um uns etwas von dem Wind abzuschirmen. Ohne ihre Hilfe würde der Wind uns gnadenlos wieder nach unten fegen. Dankbar lächelte ich die Drachen an und konzentrierte mich wieder auf den steinigen Weg vor mir. Ich hatte wenig Lust jetzt falsch zu treten und dann den ganzen Weg wieder nach unten zu kugeln, denn wir waren fast ganz oben am Gipfel und damit fast am Ende des Weges. Kaum hatte ich zu Ende gedacht erstreckte sich vor uns ein riesiges Felsplateau und der Eingang zur Höhle. „Dann wollen wir mal. Saphira! Dajun! Meint ihr, ihr könnt hier auf dem Plateau auf uns warten?" kam es nachdenklich von Saiko, der kritisch und nicht erfreut den Höhleneingang beäugte. Dajun nickte und ließ sich wie ein Kartoffelsack auf das Plateau fallen. Elly kicherte leise und lief auf den Eingang zu. „Wollte ihr Wurzeln schlagen? Je schneller wir es hinter uns bringen, desto schneller können wir wieder zurück und alles andere erledigen, wie zum Beispiel Xenia finden oder einfach nur in ein weiches Bett fallen!" sagte Elly und warf die Arme in die Luft. „Unrecht hat sie nicht! Na dann wollen wir mal Lockenkopf!" grinste ich voller Energie Saiko an und lief zu Elly. „Ihr macht mich wirklich fertig! Notiz an mich selbst: Nimm niemals wieder beste Freundinnen oder generell Mädchen mit auf eine Reise!" hörte ich Saiko seufzen und dann seine Schritte, die meinen folgten. Lächelnd hakte ich mich bei meiner Seelenschwester ein und lief mit ihr zusammen in die Höhle rein. Ich schickte einen Feuerball vorneweg, dass er uns den Weg erhellte, denn wie jeder weiß sind Berghöhlen grundsätzlich stockdunkel! Ein zweiter Feuerball folgte meinem Ball und tauchte den schmalen Gang in ein angenehm helles und warmes Licht. Die Höhlenwände waren rau und unförmig, nichts Besonderes. Der Gang war schmal und niedrig. Saikos rote Lockenpracht streifte schon fast die Decke. Zu dritt nebeneinander wurde es auch ziemlich eng, deshalb lief Saiko vor uns. Wie Zarania zuvor sagte, lag die Höhle, die wir suchten, tief im Berg drin. Der Weg war meist geradeaus, doch manchmal gab es eine scharfe Kurve, die steil bergab ging. „Spüre nur ich diesen Druck oder überspielt ihr ihn nur sehr gut?" fragte Elly plötzlich in die Stille hinein. „Das scheinen deine menschlichen Empfindungen zu sein! Ich spüre keinen Druck. Sami, hast du auch einen Druck?" antwortete Saiko als er sich zu uns gedreht hatte. Ich zog eine Augenbraue nach oben und antwortete: „Ich spüre ihn nur ein wenig, aber es hält sich in Grenzen." Saiko nickte und schaute besorgt zu Elly. Auch mein Blick wanderte besorgt zu der schwarzhaarigen Schönheit neben mir. Sie winkte aber lächelnd ab, öffnete ihre Jackentasche und holte Kaugummi raus. „Dein Ernst? Du bist wirklich immer auf alles vorbereitet was?" lachte ich laut. Elly zuckte grinsend mit den Schultern und schob sie einen Kaugummi in den Mund. Saiko sah angewidert zu der Dose und fragte: „Was ist das für ein Zeug?" Lachend erklärten wir ihm was Kaugummi war und was es Elly gerade brachte. Noch immer verzog er angeekelt das Gesicht und lief kopfschüttelnd weiter. Kichernd folgten wir ihm, bis Elly mehrere Minuten später anhielt. „Warte Saiko! Da ist eine Falle!" rief sie noch, doch Saiko hörte es zu spät und trat auf eine lockere Steinplatte, die ein Mechanismus war. Unter ihm tat sich ein Abgrund auf und er fiel mit einem erschrockenen Schrei ihn den Abgrund. Ich stürzte erschrocken zu dem Abgrund und sah, dass Saiko sich an der Platte festkrallen konnte. „Das ist echt eine beschissene Perspektive von hier unten! Holt mich raus!" bat Saiko als er zu mir hochsah. „Ich weiß! Jetzt sitzt du ebenfalls in der Scheiße wie ich vor zwei Tagen!" kicherte ich und zog meine Winterjacke aus. „Elly, geh bitte zurück. Meine Flügel brauchen Platz!" lächelte ich meine beste Freundin an und gab ihr meine Winterjacke. Elly nickte und lief ein großes Stück zurück. Mit einem lauten Wusch entfalteten sich meine Flügel und ließen den Gang in allen erdenklichen Farben erstrahlen. Sie tanzten an den Wänden einen wunderschönen verwirrenden Tanz und beeindruckten Elly, denn sie gab nur beeindruckt: „Wow, was für Flügel!" von sich. Ich hob ab und flog hinter Saiko den Abgrund runter. „Bist du wahnsinnig?!" brüllte Elly und stürzte zum Abgrund, doch sie verstummte als sie sah, dass ich Saiko unter den Schultern packte und wieder nach oben flog. Grinsend setzte ich wieder auf dem Boden auf und ließ Saiko los. Dieser zog sich direkt mit einem peinlich berührten Blick und leicht roten Wangen zurück. Ich beschloss meine Flügel draußen zu lassen und faltete sie nur hinter meinem Rücken zusammen, dass sie niemanden störten. Elly inspizierte die Wände um uns herum und fand dann die rettende Lösung. „Die Lucke ist aufgesprungen als du auf diese Platte getreten bist. Das heißt hier an der Wand sollte ein rettender lockerer Stein sein, der diese Platte wieder sicher nach oben holt und sie verschließt. Und ich vermute, dass es dieser Stein hier ist!" grinste sie und drückte auf einen runden einzelnen Stein in der Wand. Tatsächlich bewegte sich die Platte wieder nach oben und verschloss den Abgrund. Ich setzte vorsichtig einen Fuß auf die Platte, doch sie gab nicht nach. Sie war verschlossen. Verblüfft schaute ich zu Elly, die nur stolz lächelte und an mir vorbeilief. Saiko blieb bei mir stehen und sah Elly nach. „Jetzt verstehe ich, was diese alte Furie damit meinte, dass sie die Lösung auf Rätsel hätte! Das sind menschliche Fallen und keine unserer Welt!" brummte er und schaute mich an. Noch immer verblüfft zuckte ich mit den Schultern und folgte mit Saiko zusammen der vorauslaufenden Elly.

Nach zwei weiteren scharfen Kurven blieb Elly erneut stehen und schaute die Wände an. „Hier kommen Speere raus. Wer von euch kann gut kriechen und drüben den dicken Stein wieder in die Wand schieben?" kam es fragend von ihr als sie sich zu uns umdrehte. Ich schüttelte direkt den Kopf und deutete auf meine Flügel, mit denen ich nochmal demonstrativ wackelte. Elly deutete ebenfalls verneinend auf meine Winterjacke in ihren Händen. Dann blieb nur noch Saiko, der uns genervt ansah. „Ist das euer Ernst? Ihr seid euch nur zu fein eure Klamotten dreckig zu machen! Ich dachte immer ihr seid anders als die anderen Mädchen!" rief er empört und deutete auf uns. Wir zuckten nur mit den Schultern und grinsten uns an als Saiko tatsächlich einen Stein rüber warf und auf die Knie ging, um rüber zu krabbeln, wobei, rüber robben traf es eher. Wo er nun mal Recht hatte, hatte er Recht. Aber Saiko konnte auch mal etwas tun, statt nur in Löcher zu fallen und dann Hilfe zu bekommen. Er war schließlich der Kerl von uns drei! „Er kann auch mal dreckig werden!" flüsterte Elly mir kichernd zu. Ich nickte und grinste Saiko hinterher. Als er sich aufrichtete und den Stein in die Wand schob, sah er uns mit verschränkten Armen an. Ich lief zu ihm hakte mich bei ihm ein und sagte: „Jetzt sei nicht beleidigt! Das nächste Mal machen Elly und ich wieder etwas! Versprochen!" Er konnte sich nur schwer damit abfinden, lief dann aber doch mit Elly und mir weiter in den Berg hinein.

Wir trafen leider auf keine einzige Falle mehr! Nur auf die Höhle, die hell erleuchtet tief im Berg lag. Ich holte die Taschenuhr meines Vaters aus der Jackentasche. Ich ließ ein wenig Magie in sie fließen und sah zu wie sie sich in die große Uhr verwandelte. Dann schaute ich mich ratlos um. Vor uns stand eine Statue eines Menschen und einer Magiekugel daneben. Neben der Statue lag eine silberne Krone mit blauen Edelsteinen. Die Krone war nicht aus Stein. „Schau mal Sami! An den Wänden sind die gleichen Zeichen wie auf dem Bild, das ich entschlüsseln sollte." sagte Elly. Als ich mir die Wände ansah bemerkte ich es ebenfalls. Elly hatte Recht! Ich grinste leicht und antwortete: „Immerhin wissen wir jetzt, dass wir wirklich Recht hatten mit der Höhle hier!" Saiko bückte sich und hielt die Krone in der Hand. Allerdings hatte die Krone andere Pläne als Saiko und stach ihm einen Zacken in die Handfläche. Sofort war ich bei Saiko und hatte seine Hand vor meine Augen gehalten. Ein tiefer Schnitt zierte seine Hand. Ich warf der am Boden liegenden Krone einen bösen Blick zu. Von Saikos Handfläche lief ein großer Tropfen Blut runter und direkt auf die Uhr in meiner anderen Hand. Die Uhr wurde direkt warm und fing an zu schweben. Mit einem leisen Aufschrei sprang ich nach hinten und verfolgte die Uhr mit meinen Augen. Sie machte über der Statue des Mannes Halt und drehte sich um. Ein kleiner Regen roter Magiestaub rieselte auf die Statue. Plötzlich veränderte sie sich! Der Stein zog sich zurück und es blieb ein Gesicht aus Fleisch und Blut. Saiko, Elly und ich sprangen schreiend an das andere Ende der Höhle und pressten uns an die Höhlenwand. Die Statue wurde immer mehr zu einem Menschen und fing an sich langsam zu bewegen. Der Mann, der nun vor uns stand, hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. „Das erste was man nach 70 Jahren hört ist Geschrei. So habe ich mir das nicht vorgestellt! Zarania du Hexe hättest andere aussuchen können!" brummte der Mann und sah nun zu uns. Als er uns ansah, verstummten wir und starrten den Mann an. „Na endlich! Ihr seid ziemlich laut, wusstet ihr das?" grinste er uns an und nahm die Hände von den Ohren. Erschrocken sah ich den Mann mit den blauen Haaren an. Er war groß, hatte eine normale Statur und lange blaue Haare, die er zu einem Zopf trug. Er klopfte sich den Staub von den Klamotten und sah zu der noch immer am Boden liegenden Krone. „Du hättest den armen Jungen nun wirklich nicht so stark schneiden müssen, Klev! Nein, auch mit diesem Grund nicht! Hör endlich auf zu diskutieren! Komm wieder her!" sagte der Mann zu der Krone. „Redet er gerade wirklich mit einer einfachen Krone, die da unten im Dreck liegt? Sag mir bitte, dass ich mir das gerade eingebildet habe!" flüsterte Elly mir ins Ohr. „Flevia hat bis jetzt auch noch nie mit ihrer Krone gesprochen! Mir ist es auch neu, dass Leute mit einer normalen Krone sprechen!" ergänzte Saiko ebenso leise. „Das ist doch keine einfache Krone, junge Dame! Das ist Klev, eine Königskrone! Die Kronen der wahren Herrscher von Swandrea haben Seelen. Klev ist eine davon! Klev entschuldigt sich auch für die Verletzung deiner Hand Junge." lächelte der Mann und stellte uns seine Krone namens Klev vor. Saiko war zu erstaunt, um zu antworten und schwieg weiter. Ich zog meine Augenbrauen nach oben und musterte den verrückten Kerl vor uns weiterhin. Der Mann streckte die Hand aus und die Taschenuhr meines Vaters und die Krone flogen in seine ausgestreckte Hand. „Samira, nicht wahr? Dank dir ist die Uhr wieder in den richtigen Händen! Ich will nicht behaupten, dass Dave kein guter Hüter war, aber Du kennst das sicher auch. Zuhause fühlt man sich am wohlsten!" lächelte mich der Mann an. Ich nickte perplex und fragte: „Also ist mein Vater der unbekannte Hüter gewesen?" Der Mann nickte und musterte uns. „Oh das tut mir leid, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Wie überaus dämlich von mir! Ich bin Khyron, der zweite Sohn von König Finron! Freut mich wirklich sehr Bekanntschaft mit meinen Rettern zu machen!" grinste der Mann uns an.

Who Am I Really?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt