~Samiras POV.~
Das einzige was ich sah, waren weiße fellige Beine mit riesigen Tatzen. Mein Blick wanderte an diesen Füßen nach oben und erblickte eine schwarze, breite, fellige Brust mit einem großen Kopf. Das Tier hatte einen Schnabel und war riesig. „Jetzt starr mich nicht so an! Ich bin kein Bild, ich bin ein Greif!" lachte das Tier vor mir. Meine Kinnlade fiel runter und ich war begeistert von diesem Tier. „Was machen zwei Kronenkinder hier in den Holy Mountains?" fragte er erstaunt als er uns eingehend gemustert hatte. „Woran siehst du, dass wir Kronenkinder sind?" fragte Saiko den Greif mit einer hochgezogenen Augenbraue. Kronenkinder heißt wohl so viel wie Adelskinder! „Seht ihr es nicht?" fragte der Greif verblüfft. „Was sollen wir sehen?" fragte ich verwirrt zurück. „Erro, verwirre die Kinder nicht so!" kam eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund. „Also bitte! Wir sind hier nicht bei Rate mal mit Rosental! Raus mit der Sprache jetzt!" grummelte Saiko und verschränkte die Arme vor der Brust. Mich erstaunte es, dass Saiko dieses Sprichwort aus der Menschenwelt kannte. Eine Dryade kam hinter dem Greif hervor und funkelte den Greif böse an. Sie war bildhübsch. Lila und rosa Kirschblüten bildeten ihren Körper. „Du hast damit angefangen also erklärst du es den armen Kindern jetzt auch!" zischte die Dryade den Greif namens Erro an. Erro seufzte und schaute wieder von der Dryade zu uns. Er setzte sich hin und legte den Schwanz um seine Füße. Die Tatzen waren im Übrigen in der Größe von zwei Händen nebeneinander! Erschreckend, nicht wahr?„Gut, ihr seht anscheinend nicht alles in der Perspektive von uns." fing er an. Auch meine Laune ging langsam in den Keller und ich verschränkte meine Arme ebenfalls vor der Brust. „Um euch Kronenkinder liegt ein Schein. Ein Schimmer oder ein Glanz, den nur die Kronenkinder haben. Diesen Glanz sehen aber nicht alle. In den Holy Mountains hat sich nichts verändert. Hier ist der Kern dieser Welt, es blüht und lebt wie damals. Dort wo die Paläste stehen hat sich zu viel verändert, deswegen sehen die Wesen die dort leben nicht diesen Glanz. Hier in den Holy Mountains sehen wir alles wie damals und da gehört auch der Schein der Kronenkinder dazu." erzählte er weiter und endete mit einem Schwanzklopfen. „Was seht ihr denn noch alles, was in den anderen Gebieten nicht gesehen werden kann?" fragte Akina neugierig. „Es gibt hier die letzte Quelle der Zukunft und der Vergangenheit. Diese Quelle zeigt demjenigen, der in sie schaut und sie fragt, Dinge aus seinem Leben, aber von welchem Zeitpunkt diese Bilder sind weiß niemand, nicht einmal die Quelle selbst." sagte die Dryade, die neben Erro schwebte. „Aber wenn diese Quelle auch die Vergangenheit zeigt, muss derjenige ja wissen ob es Zukunft oder Vergangenheit ist." zweifelte Saiko. Die Dryade lachte und sagte: „Die Quelle zeigt einem immer nur die Dinge aus der Vergangenheit an die man sich selbst nicht erinnert, aber wichtig für die Zukunft sind." „Das ergibt Sinn!" sagte ich verstehend. Ich schaute wieder zu der Tairenfamilie hinter den Büschen. „Ich sagte euch doch, dass ihr sie nicht anstarren sollt!" brummte Erro hinter uns mit einem tiefen Lachen. Ich zuckte beschämt zusammen und drehte mich wieder zu Erro und der Dryade, deren Name wird immer noch nicht kannten. „Ich weiß was du fragen möchtest. Auch Tairen mögen es nicht angestarrt zu werden. Das wollt ihr ja auch nicht. Es ist einfach kein schönes Gefühl angestarrt zu werden. Vor allem wenn man Kinder zu beschützen hat. Es gibt nicht nur gute Wesen. Es gibt auch böse hier und auch böse Feen, Drachen, Thestrale oder Wölfe." erklärte die Dryade und zwinkerte am Ende. „Schön erklärt Nilah! Hätte ich nicht besser machen können!" brummte Erro zufrieden. Nilah grinste und verbeugte sich schauspielerisch vor uns. „Eine Frage habe ich noch. Wie kommt es, dass die Jungen eine so wichtige Kugel zum Spielen haben?" fragte Saiko neugierig. „Diese Kugel wurde hier in einer der Höhlen versteckt, doch verschwand eines Tages. Es ist klüger sie hin- und herwandern zu lassen als sie an einem bekannten Ort zu verstecken. Daher hat diese kleine Tairenfamilie die magische Kugel nun. Sie scheint den Jungen jede Menge Spaß zu bereiten. „Erro, da sind zwei Drachen am Himmel!" rief jemand aus den Bäumen und es kam ein grüner Wolf zu uns gerannt. Erro nickte und hob direkt mit lauten Flügelschlägen in die Luft ab. Auch ich setzte meine Flügel in Bewegung und flog dicht hinter Erro in den strahlendblauen Himmel. Ich hörte noch ein beleidigtes Schnauben von Saiko bevor ich zu hoch war, um ihn noch zu hören. Als ich neben Erro schwebte, sah ich die Drachen, die der Wolf meinte. Es waren Saphira und Dajun, die in unsere Richtung flogen. Als mein verspielter Drache mich entdeckte, stürmte sie auf mich zu. Ich erwischte ihren Kopf, den ich umarmte. Auch Dajun flog zu mir und kuschelte sich an meine Seite. Ich stutzte, aber lächelte dann und streichelte auch seinen Kopf. „Wo ist Saiko?" fragte Saphira und musterte Erro misstrauisch. Ups, den hatte ich am Boden bei Akina und den Kobolden vergessen. Das teilte ich ihr auch über unser Band mit. Saphira lachte brummend und schüttelte sich. Dajun brummte neben mir misstrauisch auf und fixierte Erro an mir vorbei. „Wer ist das?" fragte er und deutete mit seinem Kopf auf Erro, der hinter mir flog. Ich kicherte und sagte: „Das ist Erro. Der Greif sammelte uns unten sozusagen auf und hatte uns einiges erzählt." Zum Ende hin lächelte ich ein wenig. Dajun betrachtete Erro noch immer argwöhnisch aus seinen grünen Augen. Dabei schielte er hinter meinem Rücken vorbei. „Dajun!" ermahnte ich ihn aus schmalen Augen. Er schaute mich schuldbewusst an und ließ den Kopf hängen. Zufrieden nickte ich und wand mich zum Landeflug. „Ihr erscheint mir nicht als wolltet ihr Ärger machen. Fühlt euch also wie zu Hause!" lächelte Erro die Drachen an. Diese nickten und folgten mir. Als Dajun die roten Locken auf Saikos Kopf sah, drehte er sich vor Freude in der Luft und setzte zum Sturzflug an. Ich kicherte und landete sicher auf meinen Füßen. Saphira landete mit einem dumpfen Knall auf ihrem Hintern und schaute beleidigt über ihre misslungene Landung. Ich tätschelte ihr lachend die riesige Schulter und wand mich wieder Saiko und Dajun zu. Dajun ließ sich genüsslich von Saiko den Kopf streicheln und brummte glücklich. Auch Drachen benehmen sich manchmal wie eine Katze. „Wie habt ihr uns gefunden?" fragte Saiko erstaunt an unsere Drachen. Dajun lachte brummend und sagte: „Hast du etwa das Band vergessen, dass wir mit unseren Reitern haben?" Saphira lachte ebenfalls brummend und schlug mit den Flügeln. Saiko schaute verwirrt, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Dajun ließ sich neben Saiko auf die Erde plumpsen und musterte die Umgebung. „Ich dachte immer die Holy Mountains haben mehr Berge, aber dass es hier auch so viel Wald gibt, ist doch sehr überraschend!" sagte Dajun in seiner tiefen Drachenstimme. Saiko nickte zustimmend, meinte aber auch, dass es hier doch sehr entspannend ist. "Samira, im Palast ist die Hölle los! Vylia ist ziemlich unerfreut über deine Handlungen und das Königspaar ebenfalls." sagte Saphira leise. Ich zog skeptische eine Augenbraue in die Höhe und schnaubte abfällig: "Die können mir vorerst alle samt gestohlen bleiben! Kinder entführen und das Volk im Keller einsperren ist nicht sonderlich königlich!" Saphiras Blick wurde verwirrt, aber ich schüttelte einfach ab. Vielleicht erzähle ich es ihr später mal. "So wie ich das verstehe, hast du wenig Lust in den Palast zurück zu gehen." kam es überraschend von Nilah. "Blitzmerker!" grummelte ich zu Nilah. "Wenn du möchtest, kannst du hier bei uns in den Holy Mountains bleiben. Wir helfen dir auch gerne mit deinen Kräften." schlug Erro mit seiner tiefen brummenden Stimme vor. Ich brauchte wirklich Hilfe mit meinen Kräften und ein wenig Ablenkung und Stille der Natur würde mir auch mal guttun. Also stimmte ich nach kurzem Zögern auch zu. "Und ich?" kam es kläglich von Saphira. Erro lächelte ein wenig und sagte: "Du gehörst zu Samira. Du bist hier herzlich willkommen. Auch du kannst hier viel lernen." Saphiras Ohren spitzten sich und sie nickte aufgeregt. "Ich werde auch oft vorbeikommen und dir helfen. Ich habe das blöde Gefühl, dass wir das alles bald brauchen könnten." sagte Saiko und brummte am Ende leicht. Jeder von uns nickte zustimmend. "Bevor ich es vergesse, diese magische Kugel bei der Tairenfamilie. Wie konnte sie aus der Höhle verschwinden?" fragte ich neugierig und blickte zu Erro. Er seufzte einmal und erklärte uns dann, dass in einer der Höhlen in den Bergen das Versteck dieser Kugel war. Blareaner hatten sie entdeckt und deswegen mussten sie die Kugel im Wald verstecken und die Tairenfamilie beschützt diese magische Kugel jetzt schon seit mehreren Generationen. Ich war erstaunt, dass hier so viel Magie und Leben sich versteckte. "Samira, ich zeige dir noch deine Unterkunft." sagte Nilah freundlich lächelnd und schwebte tiefer in den Wald.
Wir folgten Nilah bis vor einen riesigen, alten, dicken Baum. Er sah aus als würde er schon einige hundert Jahre hier stehen. Seine Wurzeln waren fast 10 Meter lang und um den Baum zu umarmen hätte man bestimmt eine ganze Schulklasse von 25 Schülern gebraucht. Um den Baum herum führte eine Holzwendeltreppe nach oben. Ich lief links um den Baum herum und erkannte in ziemlicher Höhe ein riesiges Baumhaus. "Wow!" entfuhr es mir staunend. "Nur zu. Geh hoch und schau dich um!" lächelte mich Nilah an. Ich schaute grinsend zu Saiko. Als dieser seufzend den Kopf nach vorne fallen ließ rannte ich lachend die Holztreppe nach oben. Oben stand ich auf einer Holzveranda vor einer großen Holztür. Aus der Nähe sah das Haus noch mal größer aus als von unten. "Deinen Enthusiasmus würde ich auch gerne haben!" grummelte Saiko hinter mir und schob sich an meinen Flügeln vorbei. Ich kicherte und klappte im Laufen meine Flügel auf meinem Rücken zusammen, dass sie nicht mehr so viel Platz einnahmen. Saiko öffnete die Holztür, ließ mir aber den Vortritt. Drinnen blieb mir der Mund offenstehen. Auch hier waren die Wände aus Holz. Wir standen in einer Art Wohnzimmer. Eine fliederfarbene, große, weichaussehende Couch war auf der rechten Seite. Vor ihr stand ein riesiges Bücherregal, natürlich mit Büchern vollgestopft. Gerade aus war eine weitere Holztür und zu meiner rechten befanden sich zwei weitere Türen. An der Wand der Haustür befanden sich große Fenster, die viel Licht ins Wohnzimmer ließen. Ich steckte meinen Kopf durch die erste angelehnte Holztür auf der rechten Seite und erblickte ein wunderschönes normalgroßes Bad. Eine große Eckbadewanne, ein großer Spiegel links neben dem Waschbecken, ein recht großer Badschrank neben der Tür mit Handtüchern und ein großes Fester rechts neben dem Waschbecken. Der Boden war aus Holz ebenso wie die Wände. Ich lief wieder raus und schaute in das nächste Zimmer. Es war das Schlafzimmer. Links war ein Schreibtisch und ein Bücherregal, ebenfalls mit Büchern beladen. Rechts neben dem Schreibtisch war ein breites Brett, zu dem eine kleine Treppe hinaufführte. Als ich näher herantrat sah ich, dass dort drei kleine Betten und ein kleiner Tisch mit Spiegel standen. Das waren wohl die Betten für die Kobolde. Eine weitere kleine Treppe führte zu einem zweiten Brett, dass etwas erhöht hing und Platz für Kleiderschränke bot. Gegenüber der Zimmertür befand sich eine Fensterfront, die einen wundervollen Blick auf den Wald bot. Links an der Wand stand ein riesiges gemütlich aussehendes Bett. In der oberen rechten Ecke stand ein kleiner Sessel, auf den kein Mensch passte. Das bewies uns Saiko indem er sich versuchte drauf zu setzen und auf dem Boden landete. Lachend schüttelte ich den Kopf und sah zu wie Akina sich darauf niederließ, ohne auf den Boden zu fallen. Saiko rieb sich beim Aufstehen seinen Hintern und grummelte irgendetwas unverständliches vor sich hin. Ich lachte ein wenig lauter und ließ mich auf das Sofa vor der Fensterfront fallen. Saiko schaute mit einem beleidigten Gesucht zu mir als wolle er sagen, dass ich nur lachen soll. Kip, Milo und Dria kletterten zu mir aufs Sofa. "Hier ist es gemütlich!" strahlte Milo mich an. Ich stimmte ihm direkt lächelnd zu und betrachtete den riesigen Kleiderschrank neben der Zimmertür. Er hatte sogar einen Spiegel, der die gesamte mittlere Tür einnahm. Ein Knurren ging durch den Raum. Ich schaute zu Saiko. "Ich glaube ich habe Hunger!" sagte dieser peinlich berührt. Grinsend stand ich auf und lief in die Küche. Diese war ebenfalls groß. Ich schaute in alle Schränke und fand glücklicherweise Nudeln, Sahne, Schinken und Eier, also beschloss ich Nudeln Carbonara zu machen. "Immerhin hast du ein schönes Haus hier. Ich bleibe dann wohl weiter in meinem düsteren Schloss. Allein der Gedanke an diese toten Ecken und verstümmelten Wachen lässt mir eine Gänsehaut über den Körper laufen." brummte Saiko, der neben mir am Tresen lehnte und mir beim Kochen zuschaute. Ich verstand ihn nur zu gut. Sein Schloss und das meiner Familie hatten ungefähr das gleiche Level auf der Unbeliebtheitsskala.
Mit einem kleinen Seufzten nickte ich verstehende und belud unsere Teller mit dem Essen. Für Akina suchte ich ein bisschen Speck zusammen und die Kobolde bekamen eine große Schüssel mit Obst, die sie sich auch mit Streit um das Beste teilten. Nach dem Essen verschwanden Saiko und Dajun und ließen die Kobolde, Akina, Saphira und mich allein. Saphira hatte nicht weit von dem Baumhaus, in dem ich vorübergehend lebte, eine schön gemütliche und versteckte Höhle.
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Who Am I Really?
FantasyWas würdest du tun, wenn sich dein Leben mit ein paar Worten auf den Kopf stellt? Ich rede nicht davon, dass du plötzlich das Geschwisterkind eines Weltstars bist. Nein! Plötzlich gibt es eine Parallelwelt! Eine Welt, in der Feen, Drachen, Einhörne...