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~Samiras POV.~

Stumm liefen wir nebeneinander durch die staubigen, alten Geheimgänge, um zu meinem Vater zu gelangen. „Es wird sich nichts geändert haben, wie sie deinen Vater behandeln. Vermutlich ist es noch schlimmer geworden!" brummte Saiko leise vor sich hin, doch ich verstand jedes seiner Worte. „Wieso tun sie das nur mit ihm?" flüsterte ich zurück. Ich konnte nicht lauter reden, es kam mir so vor als würde mich jeder hören, wenn ich lauter gesprochen hätte. Saiko zuckte ahnungslos mit den Schultern und lief zielstrebig auf die Tür vor uns zu. Mit einem leisen Seufzen folgte ich ihm und huschte lautlos durch die Tür auf den Flur hinaus. Saiko war schon an der Zelltür und öffnete gerade das Vorhängeschloss. Als die Tür offen war schlüpften wir schnell ins Innere der Zelle. Da sah ich meinen Vater nach fast einem Jahr wieder und er sah einfach nur schrecklich aus. Schnittwunden, Platzwunden, Schrammen und von seinem eigenen Blut bedeckt saß er im Dreck und wartete regelrecht auf den Tod. Er war so schwach! Mir traten die Tränen in die Augen und ich fiel neben meinem Vater auf die Knie in den Dreck. Als Dad die Bewegung wahrnahm öffnete er seine Augen und schaute in meine. „Sami, meine Kleine!" flüsterte er kraftlos. Ich vernahm Saikos Seufzen bevor er sich neben mir niederlies und die Ketten öffnete. „Haben Sie genug Kraft, um sich ein wenig aufzusetzen?" fragte Saiko leise meinen Dad. Dieser nickte leicht und hievte sich ein wenig hoch. Neben Saiko erschien plötzlich ein Eimer, der mit Wasser gefüllt war, ein Lappen, Verbandszeug und Nahrung. „Saiko wir müssen uns wirklich beeilen! Dieser Krieg muss ein Ende haben!" flüsterte ich und griff nach Dads Hand. „Ich weiß! Das hier geht entschieden zu weit! Wenn ich könnte, würde ich Flevia und Kenai eigenhändig köpfen!" brummte er und begann damit die Wunden meines Vaters zu säubern. Dad lachte sogar ein wenig als er Saikos gebrummte Worte hörte. „Ich bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet! Ihr seid stark, beide, aber zusammen am Stärksten! Das spüre ich! Euch kann nichts aufhalten! Rettet Swandrea, aber denkt immer daran: Zusammen ist der Schlüssel! Denn nur zusammen seid ihr am Stärksten!" sagte Dad dann. Kurz war ich erstaunt, dass er so weise sprach, aber nur kurz. Dad wusste eben immer alles, auch wenn er nicht immer da war! Lächelnd half ich Saiko dabei die Wunden zu säubern und zu verbinden. „Das sieht mir sehr stark nach Peitschenhieben und Schwertern aus! Wir sind doch wahrhaftig nicht mehr im Mittelalter!" brummte ich als ich am Arm eine Schnittwunde versorgte.

Als mein Dad etwas gegessen hatte und alle Wunden versorgt waren, mussten Saiko und ich gehen. Draußen wurde es dunkel und unsere Drachen bestanden darauf bald loszufliegen. Wir hatten beide schon von ihnen ziemlich hitzige Aufforderungen, endlich zurück zu kommen, bekommen. Als die Aufforderung über unser Band kam, konnte ich nicht anders als kichernd den Kopf zu schütteln. „Passt gut auf euch auf! Ich will euch alle drei unversehrt vorfinden, wenn ich hier rauskomme und ihr den Krieg beendet habt! Ich glaube an euch!" lächelte Dad zum Abschied als wir beide schon an der Tür waren. Nickend winkten wir ihm noch und verließen nach einem letzten Funken Magie von Saiko Dads Zelle. Saiko hatte die Verbände und Pflaster unsichtbar werden lassen, dass war sicherer für alle Beteiligten. „Wen haben wir denn da! Das hätte ich mir ja gleich denken können!" donnerte eine tiefe Stimme durch den Gang. Erschrocken drehte ich mich um und sah direkt eine schwarze Armee hinter einem roten Lockenkopf. „Kenai!" knurrte Saiko sauer und schob sich vor mich. Kenais widerliches Grinsen wurde noch widerlicher als er auf uns zu kam. Noch immer erschrocken krallte ich mich in Saikos Rücken und schaute über seine Schulter auf die Szene vor mir. „Saiko, ich dachte, dass du verschwunden seist! Da irrte ich mich wohl über meinen kleinen Bruder! Ich dachte immer ich wüsste was bei dir los ist. Schließlich hatte ich immer ein Paar Augen auf dich gerichtet!" grinste Kenai Saiko an. „Du weißt überhaupt nichts über mich Kenai! Jetzt verschwinde und lass mich in Frieden!" spuckte Saiko sauer und schob mich mit seinem Körper ein Stück nach hinten. Plötzlich lachte Kenai laut los und gab der schwarzen Truppeneinheit in seinem Rücken ein Zeichen. Alle stürmten auf uns zu! „Lauf Sami! Dreh nicht um!" brüllte Saiko, schubste mich ein wenig den Gang runter und versuchte die Truppeneinheit aufzuhalten. Ich rannte ein Stück weit, entschied mich dann aber ebenfalls zu kämpfen. Ein verkrüppelter Soldat war nur noch wenige Meter von mir entfernt als ich eine Magiekugel auf ihn feuerte. „Sami lauf!" brüllte Saiko über den Lärm. „Weglaufen und dich hier alleine gegen eine ganze Truppeneinheit kämpfen? Verwerf diese Idee ganz schnell wieder aus deinem kleinen Hirn! Ich lasse dich garantiert nicht allein zurück!" brüllte ich zurück und kämpfte mir einen Weg auf Saikos Höhe zurück. Saiko schaute kurz zu mir und zischte ein „Sturkopf!" zu mir bevor er ein Schwert abfing. Kenai lachte immer noch laut. So langsam reichte mir dieser Drecksack gewaltig! Er stand wie ein Psychopath hinter der Truppeneinheit mit ausgestreckten Armen und lachte sich gerade krumm und schief. Einfach widerlich! Ich wich gerade einer Feuerkugel aus und landete mit meinem Rücken an Saikos. Um uns herum die verkrüppelten Soldaten, die uns gerade einkreisten. „Irgendwann musst du mir mal erklären, wieso eure Soldaten so aussehen, wie sie eben aussehen. Das würde mich wirklich brennend interessieren!" brummte ich angestrengt und feuerte weitere Magiekugeln auf die Truppe um uns herum. Saiko stieß ein angestrengtes Lachen aus und schaute zu mir, während er mir antwortete: „Du denkst wirklich über alles nach, aber nicht das was im Moment wichtig ist, oder? Das erzähle ich dir wirklich ein anders Mal, sofern wir hier lebend rauskommen!" Ja, ob wir hier lebend rauskommen ist auch eine wichtige Frage in meinem Kopf, denn im Moment sieht das hier wirklich nicht rosig aus! Brummend warf ich mit Magie- und Feuerkugeln um mich. „Rennen ist auch keine Option mehr, oder?" fragte ich Saiko, der immer noch an meinem Rücken stand. Ich konnte deutlich seine gebrochenen Flügel in meinem Rücken spüren. Diese drückten sich beinahe schon unangenehm in meine Wirbel. Saiko schnaubte ein Nein und kämpfte weiter. Unsere Chancen standen wirklich schlecht! Ein Käfer hätte sogar bessere Chancen hier lebend raus zu kommen als wir. Leise stieß ich ein Kichern auf diesen Gedanken aus und kämpfte ebenfalls weiter.

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