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~Samiras POV.~

Dad fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Du weißt über alles Bescheid und du bist nun die Erwählte der Urmagie?" fragte Dad ungläubig. Leicht lachte ich und nickte. Saiko machte ihm schnell die Eisenketten ab und half ihm beim Aufstehen. Auch seine Hand- und Fußgelenke waren stark entzündet. Saiko heilte diese nebenbei, als würde er nie etwas anderes tun. „Khyron und Tonar sind ebenfalls wieder unter den Lebenden und halten die Stellung am Schlachtfeld. Wir müssen uns beeilen, wir müssen noch die ganzen befreiten Leute wieder zurück nach Hause bringen." sagte Saiko an uns beide gewandt. „Zuerst müsst ihr allerdings König Dakenar noch aus seiner Zelle befreien!" sagte Dad verlegen. Saikos Kopf fuhr ruckartig zu ihm herum und er fragte fassungslos: „Was?" Auch ich runzelte die Stirn und fragte: „Wie kann es sein, dass ein König in seiner eigenen Zelle landet?" „Nun, seine gute Seite und seine Gutmütigkeit euch gegenüber war nicht gerne gesehen und Flevia hatte ihn dann in eine Zelle gesperrt. Das ganze Schloss hatte diesen Streit mitgehört. Flevia wird euch vermutlich mit Kenai zusammen noch auflauern. Daher rate ich euch, dass ihr euch beeilt!" brachte Dad uns auf den neusten Stand des Klatschs und Tratsch, der im Schloss seine Kreise zog. Kenai hatte ich auch vergessen. Saiko nickte nur und flitzte schon zur Tür. „Saiko warte! Du weißt nicht in welcher von diesen vielen Zellen er ist! Überleg dir vorher deine Schritte!" rief ich ihn zurück. Saiko drehte sich an der Tür rum und schaute mich an. Nach einem starrenden Blickduell gab ich seufzend nach und sagte nur: „Du hast gewonnen! Stellen wir ohne Plan das ganze Schloss auf den Kopf! Dad du gehst zu den anderen unten in den Innenhof!" Zusammen liefen wir raus und erklärten Dad schnell den Weg. 

Danach rannten Saiko und ich durch die Gänge mit den Zellen. In jede Zelle schauten wir rein, fanden Saikos Vater aber erst in einer Zelle im obersten Gang weit weg von allen anderen. „Vater?" fragte Saiko vorsichtig. „Saiko? Was machst du denn hier? Wenn Flevia dich erwischt, wird sie nicht lange warten und dich umbringen!" antwortete sein Vater entsetzt und kam an die Zellentür. Während Saiko und sein Vater sich einen Kampf der Worte lieferten und Saiko diesen gewann, versuchte ich das Schloss mit Magie aufzubekommen. „Flevia hat das Ding ziemlich gut versiegelt! Zum Glück ist sie ihre Magie los!" fluchte ich und stand wieder auf. „Huch! Prinzessin Samira? Das nenne ich aber eine außerordentliche Überraschung! Ich hatte nicht damit gerechnet, dich mal kennenzulernen!" freute sich der rotblonde Mann vor mir ehrlich. Sein Gesicht zierte ein freundliches, aufrichtiges, breites Lächeln und um seine lilafarbenen Augen bildeten sich kleine Lachfältchen. „Lassen wir diesen blöden Titel bitte weg! Das Ding ist mir noch immer richtig unangenehm! Ich bin Samira! Freut mich Sie kennen zu lernen!" lächelte ich zurück und schoss nochmal einen Strahl Magie auf das blöde Schloss. „Wer weiß was Saiko alles anstellt, wenn man ihn in solch einer Situation allein lässt!" grinste ich noch. Saiko schnappte empört nach Luft und zwickte mich in den Oberarm. Lachend wand ich mich aus seinem Kniff und begutachtete das Schloss noch einmal. „Du willst mir jetzt bitte nicht sagen, dass deine Urmagie machtlos gegen dieses kleine Schloss ist?!" kam es entsetzt von Saiko als er meinen Blick einfing. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und versuchte es noch einmal. Diesmal half Saiko mit und schoss ebenfalls Magie auf das Schloss. Erstaunt beobachtete ich wie sich unsere Magie zu einem dicken Strang verflocht und das Schloss knackte. Mit einem lauten Knacken sprang es auf und schepperte zu Boden. Das metallene Geräusch hallte im ganzen Gang nach. Saiko öffnete erleichtert die Tür und umarmte seinen Vater stürmisch. Dieser klopfte ihm väterlich auf den Rücken und lächelte ein wenig. Als sie sich lösten, streckte sein Vater mir freundlich lächelnd die Hand entgegen und stellte sich vor: „Nun Samira, ich bin Dakenar! Saikos Vater und anscheinend ein ehemaliger König!" Als er die letzten Worte sagte, lachte er leicht und sogar ein wenig erleichtert dabei. Grinsend schüttelte ich ihm die Hand. Saiko freute sich ehrlich, dass sein Vater und ich uns gut verstanden. Er war ein netter Mann und nicht so wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Saiko wusste dies anscheinend auch sehr gut, denn er schien ein sehr gutes Verhältnis mit seinem Vater zu haben. „Es scheint als wären Flevias Sorgen zurecht gewesen. Du bist wirklich mächtig. Die Urmagie sucht sich diejenigen aus, die sie für würdig hält. Du scheinst genau die Richtige zu sein. Es scheint als würde es jetzt Königin Samira heißen!" wandte sich Dakenar an mich. Ich zuckte unbeeindruckt mit meiner Schulter und antwortete: „Ein einfacher Titel, der gar nichts über mich aussagt! Ich bleibe immer Samira und daran wird sich nichts ändern." Dakenar nickte anerkennend und flüsterte Saiko etwas ins Ohr. Dieser lief dann tiefrot an und lief einfach aus der Zelle. Neben mir blieb er stehen und sagte: „Wir sollten schnellstens hier weg! Ich habe kein gutes Gefühl bei der ganzen Ruhe!" Ich nickte und drehte mich ebenfalls zum Rausgehen um. Wieder rannten wir durch die Gänge. 

Plötzlich zischte ein feuerheißer Magieball an meinem Ohr entlang. Da waren nur wenige Millimeter dazwischen, sodass ich schon Angst hatte später eine Brandwunde an meinem Ohr zu finden. Meine Haare flogen mir aufgrund der Schnelligkeit des Balls ins Gesicht. Fluchend drehten wir uns um und sahen Kenai und Flevia dort stehen. Flevia kochte vor Wut und Kenai grinste überlegen. Gelangweilt seufzte ich und dachte: „Was für Witzfiguren!" „Vater geh und bring die anderen im Innenhof in Sicherheit!" befahl Saiko leise an seinen Vater gerichtet. Dakenar nickte und rannte in die ihm gesagte Richtung. Kenai wollte ihn mit Magie stoppen, doch ich errichtete schnell eine Barriere hinter mir, die von nichts und niemandem durchdrungen werden konnte. Kenai fluchte laut und fixierte mich mit seinen moosgrünen Augen. Würde er nicht als Mensch mit spitzen Ohren vor mir stehen, hätte ich ihn für ein Raubtier und mich für die Beute gehalten. Saiko setzte an, um mich zum Gehen zu bewegen, doch ein giftiger Blick meinerseits genügte ihm, um zu schweigen und wieder zu seinem Halbbruder und seiner Stiefmutter zu schauen. „Soso, erst Mutter die Magie nehmen und dann die Gefangenen befreien. All das auf einem Gebiet, das euch nicht gehört! Welch eine Schande ihr doch für den Adelstitel seid!" giftete Kenai. „Ich bezweifle, dass Samira große Schwierigkeiten haben wird, dir deine Magie ebenfalls zu nehmen!" fauchte Saiko zurück. „Ich lasse mir nicht meine Magie und Herrschaft von einem Kind nehmen!" schrie Flevia. „Korrektur: Ich bin mit 19 Jahren kein Kind mehr!" verbesserte ich grinsend das Ungeheuer vor mir. Ich hatte keine Lust mehr auf das Kämpfen heute. Das Schloss erzitterte unter Kenais Wut, sodass Saiko und ich zu Boden fielen. Kenai schoss mit seiner Magie auf uns. Wir konnten uns verteidigen und ihm ein ganzes Stück näherkommen, denn unsere Magie war stärker. Das sah auch Kenai ein und ließ das Schloss noch stärker erzittern. Saiko und ich stürzten erneut zu Boden. Das Schloss bebte so heftig, dass sogar die Decke runterkam und immer größer werdende Steinbrocken auf uns runter rieselten. Ich wischte mir den Staub aus den Augen und sah Saiko ein Stück entfernt von mir bewusstlos auf dem Boden liegen. „Saiko!" schrie ich und stürzte zu ihm. Ich rüttelte ihn heftig, bis er blinzelte. Erleichtert setzte ich mich auf den Boden neben ihn. Aus dem Augenwinkel sah ich eine riesige Welle von Magie auf uns zurollen. „Nicht!" stieß ich entsetzt aus und warf mich vor, den noch immer benebelten, Saiko in die Bahn. Die Magiewelle überrollte mich und ein starker Strahl traf mich in der Mitte meiner Flügel. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen gesamten Körper, sodass sich meine Augen nach oben rollten. Saiko, der nun hellwach vor mir hockte, schaute mich völlig entsetzt an. Da die Magie so heftig kam, kippte ich nach vorne. Doch Saiko fing mich mit seinen Armen auf und schützte mich somit vor einem Aufprall auf dem Boden. „Sami! Verdammt, bleib bei mir!" rief er und schüttelte mich heftig. Doch die Schmerzen waren so stark, dass sich meine Augen erneut nach oben rollten. Ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht mehr auf Saiko richten. Am Rande meines Blickfeldes erschienen schwarze Punkte, die immer größer wurden und meine Sicht immer weiter einschränkten. Saikos besorgter Blick war vollkommen auf mich gerichtet, während seine Hand noch eine magische Barriere zwischen Kenai und uns errichtete. „Nicht ohnmächtig werden Sami!" flehte er leise und schüttelte mich erneut. Ich wollte ihm antworten, doch ich war vollständig blockiert. Meine Lider begannen sich zu schließen und Saikos besorgtes Gesicht war das Letzte was ich noch zu sehen bekam. In seinen Armen sackte ich zusammen und landete mit meinem Kopf an seiner Brust. „Das wirst du bereuen!" brüllte Saiko und dann war ich vollständig von Dunkelheit und dem sehr präsenten Schmerz umgeben.

Who Am I Really?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt