Knapp zwei Wochen hatte er jetzt Zeit, um alles in Ordnung zu bringen. Und er wusste jetzt schon, dass er nicht die Kraft haben würde, auch nur einem seiner Probleme nachzugehen. Außerdem musste er noch in die Winkelgasse, um die restlichen Schulsachen zu besorgen und Ginny einen Besuch abstatten. Er hatte Hermine zugesagt, jetzt konnte er sich nicht mehr davor drücken.
Die Müdigkeit der Nacht hatte ihn eingeholt, weshalb er laut gähnte und sich genüsslich streckte. Er ging in das nebenanliegende Bad, putzte sich die Zähne und stieg unter die kalte Dusche. Vor der Tür blickte er noch ein letztes Mal nach hinten, Grimmauldplatz 12, Rückzugsort des Ordens des Phönixes. Er warf einen letzten Blick auf sein Haus und apparierte. Sein Magen drehte sich, aber er kannte das unwohle Gefühl mittlerweile sehr gut und wusste, wie er damit umzugehen hatte.
Da stand er wieder. Zögernd legte er seine Hand auf das Holz, um zu klopfen. Ginny war bestimmt fuchsteufelswild, würde sich dann allerdings wieder beruhigen und schlussendlich würden sie sich vertragen, da keiner einen anderen Weg wusste. Er blickte auf das Namensschild, sein Namensschild, und klopfte. Harry schaute sich gedankenverloren um, während er wartete, doch niemand öffnete. Ginny war anscheinend nicht da. Hastig suchte er in seinen Hosentaschen nach dem Türschlüssel, den er aber vergessen haben musste, denn er war nicht auffindbar. Er blickte sich kurz um, vergewisserte sich, dass keiner zu sehen war und zog seinen Zauberstab. Er richtete ihn auf die Türe und flüsterte leise: „Alohomora." Mit einem Klicken sprang die Tür auf und ließ ihm freien Eintritt.
Verwirrt schaute er sich in der kleinen Wohnung um. Alles stand perfekt aufgeräumt an seinem Platz, die Bilder hingen nicht mehr an der Wand und die Blumen auf dem Tisch waren nicht mehr da. „Ginny? Bist du da?", rief er laut in die Wohnung. Keine Antwort. Er hängte seine Jacke über den Haken und blickte sich suchend um. Er stieß die Tür auf und betrat ihr Schlafzimmer. Das Bett war gemacht und alles stand an seinem ursprünglichen Platz. Sein Blick fiel auf das Bett, wo ein zusammengefalteter Zettel lag. Zittrig hob er ihn auf und öffnete ihn. Er ging vom Schlimmsten aus.
Lieber Harry, Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich bin wieder zuhause. Das heißt, wir sehen uns dann erst wieder in Hogwarts. Du weißt, dass ich dich liebe, aber ich kann gerade einfach nicht so weitermachen. Falls du eine Lösung für uns gefunden hast, komm zu mir. Bitte versteh mich. Ich warte auf dich. In Liebe, Ginny
Stumm las er den Brief und ließ sich auf die Bettkante fallen. Er wusste, Ginny wollte nur das Beste für ihn, aber jetzt hatte sie ihn verlassen und das war das Schlimmste, was sie tun konnte. Er liebte Ginny, wollte ihre Nähe spüren. Wenn er nicht schlafen konnte, kuschelte er sich an sie und genoss den Duft ihrer Haare. Sie war sein Fels in der Brandung.
Er klappte die Schranktüren auf und seufzte leise. Wie erwartet, waren ihre Sachen verschwunden, die Zahnbürste fehlte auch sonst war alles, was ihr gehörte war weg. Sie hatte ihn verlassen. Er hatte sich noch keine Gedanken gemacht, wie die nächsten zwei Wochen aussehen sollten, als er ein ungeduldiges Klopfen vernahm. Er steckte seinen Zauberstab griffbereit in seine Hosentasche und öffnete die Tür. „Ja bitte?"
„Mr. Potter nehme ich an? Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Sie müssen heute auschecken, das Zimmer wurde bereits anderweitig vermietet." Gezwungen lächelte Harry den Hotelangestellten an.
„Natürlich, ich hatte sowieso vor, zu gehen. In einer Stunde bin ich draußen. Passt das?"
„Ja, ich-, natürlich Mr. Potter. Ich hoffe, Ihnen hat der Aufenthalt hier gefallen", antwortete er eilig und lächelte freundlich. Harry nickte ihm zu und schloss die Tür hinter sich. Er vergrub seinen Kopf in seinen Händen und ließ sich an der Tür entlang auf den Boden sacken.
Einige Zeit war vergangen, bestimmt eine Stunde, als er entsetzt aufsprang, mit einem Wisch seines Zauberstabes alle persönlichen Dinge in eine kleine Tasche gleiten ließ und sie fest zusammenzog. Der Verkleinerungszauber hatte anscheinend richtig funktioniert. Nicht allzu selten gingen seine Zauber schief. Er konzentrierte sich nicht, hatte keine Geduld und verlor die Beherrschung. Er packte seine Tasche, seinen Zauberstab und verschwand.
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Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸ
Fanfictionᴛʀᴀᴜᴇʀ. ᴀɴɢsᴛ. ᴇɪɴsᴀᴍᴋᴇɪᴛ. Gefühle, die Harry täglich begleiten. Die Welt um ihn dreht sich weiter. Und er? Er selbst bleibt stehen; schafft es nicht, sein Leben fortzuführen. Einem Leben abseits der Angst und des Todes. Noch immer sieht er sich vor...