Egal wie oft er ich die Situation vor den Augen abspielte, er konnte es nicht glauben. Es kam ihm vor, wie in einem Traum; es war so unrealistisch, dass es einfach nicht wahr sein konnte. Entweder es kam nur ihm so seltsam vor oder er täuschte sich und es war alles ein Teil der Normalität.
Er konnte es einfach nicht glauben, dass er und Draco Freunde waren. Und es fühlte sich erstaunlicherweise auch so an; richtig.
Unruhig drehte Harry sich auf die andere Seite. Er hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Sein Zeitgefühl hatte ihn verlassen. Er setzte sich vorsichtig auf und fuhr sich durch die Haare; eine Geste der Verzweiflung. Ungeduldig klatschte er zweimal in die Hände und rief: „Tilla? Kannst du bitte kommen?"
Ein leises Floppen konnte er vor sich hören. „Tilla ist da, Mister Potter. Was kann ich für Sie tun?", fragte die Hauselfe.
„Kannst du mir vielleicht sagen, wie viel Uhr es ist?"
„Es ist bereits fast neun Uhr abends, soll Tilla Ihnen etwas zu essen bringen?", antwortete sie, aber Harry antwortete nur mit einem Seufzen. „Danke, aber nein. Ich habe keinen Hunger."
„Kann Tilla Ihnen sonst etwas bringen?", fragte die kleine Hauselfe ihn höflich.
„Nein, danke Tilla. Ich komme gut zurecht."
„Wie Sie wünschen, Sir", verabschiedete Tilla sich und verschwand genauso schnell wie sie gekommen war.
Mit einem Seufzen ließ er sich wieder in das Bett fallen und starrte in die Leere. Zumindest so, wie er es konnte; er sah einfach nur schwarz, wusste aber, dass er die Augen geöffnet hatte. Er könnte gleich schlafen, aber dann würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit nachts aufwachen und wieder die wildesten Szenarien in seinem Kopf durchleben müssen. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass wenn er todmüde war, auch einfach ohne Probleme einschlafen konnte. Zumindest bis in die frühen Morgenstunden, denn dann fing sein Gehirn wieder an, zu arbeiten und schickte ihn so jeden Morgen in zuckersüße Träume mit Voldemort. Aber wenigstens war dann die halbe Nacht erholsam, besser als nichts; besser wenig Schlaf als gar keinen.
Grübelnd biss er sich auf die Lippen und schob langsam wieder seine Ärmel nach oben. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen über seine Haut wandern. Die Tatsache, dass er blind war, hinderte ihn aber leider ja nicht daran, seine Narben zu fühlen. Er konnte immer noch das unbändige Jucken an seinen Gelenken wahrnehmen, aber wenigstens war der Drang, etwas zu tun, weg.
Vorsichtig strich er über vielen Kerben und Furchen. Noch ganz genau konnte er sich an die Schmerzen erinnern, an jeden einzelnen Kratzer, an jeden Riss, an jede Wunde. Aber nicht nur das - er konnte sich genau daran erinnern, wer es gewesen war, wann es passiert war. Ob bei dem Kampf mit dem Basilisken oder dem Schnitt im vierten Jahr, als Voldemort sein Blut brauchte, um wieder vollständig aufzuerstehen - er wusste es. Verzweifelt krallte er seine Hand in die Bettdecke. Wäre jetzt doch nur jemand hier; Draco.
Harry vermisste ihn jetzt schon. Er vermisste jetzt schon das Gefühl, dass jemand anderes noch hier war, ein Auge auf ihn hatte. Auch, wenn sie sich nicht immer unterhalten hatten, war es Gesellschaft gewesen. Er hätte ja auch Hermine und Ron fragen können, aber die hatten mit Sicherheit viel zu tun. Vor allem jetzt, wo Ron auch noch eine Strafarbeit aufgebrummt bekommen hatte.
In den letzten Monaten hatte er so viel Zeit alleine verbracht und jetzt hatte er einfach genug davon. Ja, Ginny war bei ihm gewesen, aber wenn er jetzt darüber nachdachte, kam es ihm so vor, als wäre es schon eine Ewigkeit her. Das einzige Gefühl, was sie in ihm hinterließ, war Leere und Einsamkeit. Zwei Dinge, von denen Harry endlich genug hatte.
Schon zu lange; zu viele Gedanken hatte er sich gemacht. Er wollte seinen Plan in die Tat umsetzen. Den Grund, warum er den Trank zu sich genommen hatte, war, dass er endlich wieder leben wollte, also warum fing er dann nicht genau damit an? Ja, es war nach hinten losgegangen, ja, es hatte in einem totalen Desaster geendet, aber vielleicht hatte das Ganze etwas Gutes. Vielleicht war es das Beste, was ihm passieren konnte, dass er Malfoy traf. Vielleicht hatte er in ihm einen Freund gefunden. Einen Freund, der seine Ängste und Sorgen teilte, aber auch die Triumphe.
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Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸ
Fanfictionᴛʀᴀᴜᴇʀ. ᴀɴɢsᴛ. ᴇɪɴsᴀᴍᴋᴇɪᴛ. Gefühle, die Harry täglich begleiten. Die Welt um ihn dreht sich weiter. Und er? Er selbst bleibt stehen; schafft es nicht, sein Leben fortzuführen. Einem Leben abseits der Angst und des Todes. Noch immer sieht er sich vor...