Der Tau lag auf den Blättern, der Wind strich sanft um die Bäume. Ein normaler, kühler Novembermorgen.
Immer noch schliefen Harry und Draco selig nebeneinander. Draco war nur eine kurze Zeit später ebenfalls eingeschlafen und war in seine Traumwelt verschwunden. Eng lagen sie beieinander. Dracos Kopf auf Harrys Schulter gebettet, die Arme um den Anderen geschlungen.
Dürfte Harry sich das aussuchen, würde er für immer und ewig, mit Draco im Bett, so liegen bleiben. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig, die Bettdecke lag verrutscht auf ihren Beinen und Gänsehaut zeichnete sich auf ihren nackten Oberkörpern ab.
Hogwarts lag in der Morgendämmerung und nur einzelne Sonnenstrahlen schafften es vorbei an den Wolken und durch das Blätterdickicht der Bäume. Still und leise regte sich etwas im Gryffindorturm. Für einen Samstagmorgen war es erstaunlich still auf dem Gelände. Normalerweise sprangen Erstklässler herum, die Älteren machten sich, so früh wie möglichst, auf nach Hogsmeade und die anderen - die genossen den friedlichen Morgen.
Mit grummelndem Magen öffnete Harry seine Augen und blinzelte verschlafen dem Licht entgegen, das durch das Fenster fiel. Das Seewasser war trüb, aber einzelne Lichtstrahlen brachen sich im Wasser und der Schatten der Algen fiel auf den Boden.
Schon im Schlaf drehten sich seine Gedanken nur um Draco und das Mal. Wie konnte er helfen? Er hatte zwar einen Zauberspruch und eine morbide Erklärung, aber reichte das? Nicht ohne Grund hatte das Buch in der Verbotenen Abteilung gelegen. Er zerbrach sich den Kopf darüber, ob er es wagen sollte, aber kneifen konnte er jetzt auch nicht mehr.
Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete er Draco. Harry hatte seinen Kopf in der Hand abgestützt und malte mit der anderen Hand Kreise auf Dracos nackten Bauch.
Immer noch war der gleichmäßige Atem des Slytherins zu hören; er schien immer noch tief und fest zu schlafen.
Was wohl die Gryffindors über seine Nacht dachten? Er war nicht einmal im Turm mehr aufgetaucht. Als er das letzte Mal dort gewesen war, hatten sich die anderen noch auf der Party vergnügt, aber vielleicht war genau das seine Ausrede. Bestimmt stellten sie ihm nicht viele Fragen, denn so außergewöhnlich war es nicht, nach einer Party nicht mehr im Zimmer aufzukreuzen.
Vorsichtig, um den Malfoy nicht zu wecken, stand Harry auf, zog die Decke zu Recht und sammelte seine Kleidung zusammen.
Nachdem er sich umgezogen hatte, schlich er sich aus den Kerkern und ging nach oben, Richtung Gryffindorturm. Er hatte es Draco versprochen, eigentlich mehr sich selbst, dass er versuchte, zu helfen.
Im Zimmer angekommen, sah er Ron schnarchend im Bett liegen, Hermine an seiner Seite. Deans Bett war leer und bei Seamus' und Nevilles Bett waren die Vorhänge zugezogen. So ganz genau wollte er gar nicht wissen, was seine Kameraden trieben. Ron und Hermine störten ihn nicht, aber wären da nicht noch die zugezogenen Vorgänge, hinter denen absolut jedes Geräusch zu hören war...
Eilig machte er sich auf die Suche nach dem Zettel mit dem Zauberspruch und deren Anwendung. Irgendwie hatte er gehofft, auch den Brief zu finden, aber es war eine Suche in das Nichts. Den Zettel mit dem Zauberspruch hatte er nach wenigen Augenblicken in der Manteltasche seines Umhangs gefunden.
Kritisch blickte er auf sein Gekritzel und versuchte, die einzelnen Worte zu entziffern. Er hätte sich deutlich mehr anstrengen sollen, als er das abgeschrieben hatte.
Er schnappte sich seinen Tarnumhang, zog noch schnell einen Pullover über und ging zurück zu den Kerkern, in denen Draco schon sehnsüchtig auf ihn wartete.
Unsichtbar für die verschlafenen Slytherins, schlich er durch den Gemeinschaftsraum der Slytherins, ging ohne Umwege zu Dracos Zimmer am Ende des Flures und klopfte zweimal an.
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Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸ
Fanfictionᴛʀᴀᴜᴇʀ. ᴀɴɢsᴛ. ᴇɪɴsᴀᴍᴋᴇɪᴛ. Gefühle, die Harry täglich begleiten. Die Welt um ihn dreht sich weiter. Und er? Er selbst bleibt stehen; schafft es nicht, sein Leben fortzuführen. Einem Leben abseits der Angst und des Todes. Noch immer sieht er sich vor...