Auf leisen Sohlen machten sie sich auf den Weg. Glücklicherweise hatte der Vergrößerungszauber auf den Tarnumhang gewirkt. Vorsichtig, immer den Blick voraus, schlichen sie sich durch den Turm, vorbei an den Klassenzimmern, vorbei an den Nachtwächtern und den herumwandernden Geistern.
„Ron?", fragte Harry leise und drehte sich zu dem anderen um. Dieser stand dicht hinter ihm, den Blick fokussiert auf den leeren Gang vor ihnen und mit gezücktem Zauberstab.
„Wir sollten uns beeilen", murmelte Ron griesgrämig und gähnte einmal ausgiebig. Ihre Umhänge hatten sie extra nicht umgelegt, da man diese bei nur einem kleinen Verrutschen des Tarnumhangs sofort erkennen würde. Harry gab dem Rothaarigen einen kleinen Knuff und zischte: „Gähn nicht so laut! Nachher kommt McGonagall oder Filch uns auf die Schliche und darauf kann ich gern verzichten."
„Wegen der Sache im Krankenflügel oder?", fragte Ron nach und zog die Stirn in Falten. „Was war dort eigentlich los? Ich weiß, dass Hermine öfters nur mit dir alleine geredet hat, aber sollte ich irgendetwas wissen?"
Harry blieb abrupt stehen, worauf Ron ihm nun in seine Fersen hineinlief und ihn unsanft nach vorne beförderte. Fluchend klopfte Harry sich den Staub aus der Kleidung.
„Warum bleibst du einfach ohne Vorwarnung stehen?", fragte Ron empört und zerrte den Tarnumhang wieder an Ort und Stelle. „Ist da also echt was dran, dass du mir etwas verschweigst?"
Harry presste den Kiefer aufeinander und griff nach seinem Zauberstab, der in seiner hinteren Hosentasche klemmte. Beruhigt legte er seine Finger auf das kühle Holz und sofort bekam er wie immer das wohlige Kribbeln in seinem Arm, wenn er ihn in der Hand hielt.
„Ron, können wir bitte wann anders darüber sprechen? Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch vor Anbruch des Sonnenaufgangs wieder im Turm sein wollen. Außerdem brauche ich auch noch Zeit, das Buch zu lesen", wiegelte Harry die Fragen ab.
Ganz sicher wollte er ihm nicht jetzt und nicht hier die Sache mit Malfoy erklären. Oder überhaupt; die Sache mit dem falsch dosierten Trank und dem kaputten Herzen. Und wenn er dann schon dabei war, musste er auch noch von den Erinnerungen an den Krieg erzählen, die ihm jede Nacht erneut den Schlaf raubten.
Mit einem seligen Lächeln dachte er an den Mittag, den sie miteinander in einem Bett in Raum der Wünsche verbracht hatten.
Ron biss sich auf die Lippe und verkniff sich sichtlich einen Kommentar. Stattdessen sagte er: „Komm, wir sind gleich da."
Erhobenen Zauberstabes standen sie vor der geschlossenen Tür der Bibliothek.
„Alohomora", flüsterte Ron und drückte anschließend die Klinke herunter. Mit einem leisen Quietschen öffnete sie sich und ließ die Zwei in die Welt der Bücher eintreten.
Schnellen Schrittes liefen sie gleich in die Verbotene Abteilung. Schnurstracks ging Ron auf ein Regal zu und zog willkürlich ein Exemplar heraus. Mit gerunzelter Stirn studierte er die Einbände mitsamt dem Titel.
Das Mal
Bedeutung und Verformung
„Das müsste es sein", sagte Ron nachdenklich und reichte Harry ein schmales Büchlein. Harry nahm es dankbar entgegen, setzte sich auf den Boden, lehnte sich an das Regal und fing gleich darauf an, wild durch das Buch zu blättern.
Der erste Satz sprang Harry direkt in das Auge. Er war sogar ausführlich mit einem Kasten ausgezeichnet.
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Ein Mal kann niemals vollständig vernichtet werden, lediglich Umformungen sind möglich.
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Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸ
Fanfictionᴛʀᴀᴜᴇʀ. ᴀɴɢsᴛ. ᴇɪɴsᴀᴍᴋᴇɪᴛ. Gefühle, die Harry täglich begleiten. Die Welt um ihn dreht sich weiter. Und er? Er selbst bleibt stehen; schafft es nicht, sein Leben fortzuführen. Einem Leben abseits der Angst und des Todes. Noch immer sieht er sich vor...