Kapitel 8. Gefühlsausbrüche

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Ein stechender Geruch empfing ihn, wie er ihn noch von früher aus Krankenhäusern kannte; Desinfektionsmittel. Damals, als er noch bei den Dursleys gewohnt hatte, hatte Dudley einmal ins Krankenhaus gehen müssen und er war natürlich dazu gezwungen worden, sie zu begleiten. Laut ihnen durfte man ihn ja nicht aus den Augen lassen, da er ein geistesgestörtes Kind mit psychischen Problemen war. Es geschah Dudley recht, denn er war wie jeden Morgen die Treppe hoch- und runtergetrampelt, um Harry aus seiner Kammer zu locken, und dann irgendwann einmal hatte er es doch zu weit getrieben und war über seine eigenen Füße gestolpert. Er hatte sich die Nase gebrochen und sein Arm war geprellt gewesen, mehr nicht. Petunia und Vernon hatten sofort nur noch Augen für Dudley und verabscheuten Harry umso mehr, denn er war natürlich schuld. Zauberer hin oder her.

Er öffnete seine Augen, schloss sie aber gleich wieder. Viel zu helles Licht stach in seine Augen und ließ seinen Kopf unangenehm pochen. Er versuchte es wieder und blinzelte ein paar Mal. Er kam gar nicht zum Denken, als sich auch schon jemand über ihn beugte.

„Mister Potter, das wurde langsam auch mal Zeit!", grinste Madam Pomfrey fröhlich. „Was haben Sie da nur wieder angestellt- ich weiß, ich weiß, wie immer war es wieder nichts. Aber Mister Potter, Sie haben sich in eine ernsthafte Lage gebracht. Wir wissen noch nicht genau, was Sie da genommen haben, aber eine Überdosis ist sicher!"

„Was meinen Sie?", krächzte er.

„Sie wissen genau, wovon ich spreche, Mister Potter. Sie sind kein Kind mehr", sagte sie mit ruhiger Stimme. „Ich kann Sie nicht daran hindern, aber ich würde an ihrer Stelle mal an Ihre Gesundheit denken. Wenn Sie so weiter machen, hätten Sie genauso auch gleich im Krieg sterben können."

Das hatte gesessen. Verachtend blitzte er sie an und erdolchte sie mit seinem Blick. „Sie haben keine Ahnung davon!", knurrte er.

„Vermutlich haben Sie recht, Mister Potter, aber wenn ich Sie jetzt wieder bitten dürfte, in einem netteren Ton mit mir zu reden?", fragte sie schnippisch.

Sie konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er jeden Gedanken mehrmals durchging, um ja kein Detail zu vergessen. „Nur wenn Sie mir erzählen, was Sie genommen haben, kann ich Ihnen auch helfen. Niemand wird auch nur ein Sterbenswörtchen von mir erfahren!", schwor sie. „Natürlich bis auf Direktorin McGonagall. Sie hat das Recht dazu, zu wissen, was mit Ihren Schülern passiert."

Missmutig drehte er den Kopf zur Seite und starrte an die weiße Wand. Sollte doch die ganze Welt erfahren, dass er schwach gewesen war, dass er keine Kraft mehr gehabt hatte, dass er doch nur dem Schmerz ein Ende setzen wollte.

„Überlegen Sie es sich, Mister Potter." Sie stellte das Tablett an seinem Bett ab, welches sie die ganze Zeit in der Hand behalten hatte. „Essen Sie etwas. Ihre Freunde dürfen nach dem Unterricht kurz vorbeischauen, jedoch nicht lange, Sie stehen unter meiner Beobachtung und außerdem haben Sie vorerst Arrest."

Völlig empört schnaubte er sie an. „Das können Sie nicht machen! Sie können doch nicht-"

„Doch, ich kann! Belassen Sie es dabei, Mister Potter. Ich mache mir nur Sorgen um meine Schüler. Ruhen Sie sich jetzt aus!", unterbrach sie ihn schroff aber mit bestimmter Stimme. Sie wusste, was sie tat.

Sie schnalzte mit der Zunge und aus dem Nichts erschien eine Hauselfe.

„Was kann Tilla für Sie tun, Professor?", fragte das kleine Geschöpf fröhlich.

„Pass auf diesen jungen Mann auf und lass ihn auf keinen Fall aus den Augen! Gib mir sofort Bescheid, wenn sich sein Zustand ändern sollte!", befahl die Krankenschwester. „Ach, und Tilla, sei nett!" Verschwörerisch zwinkerte sie ihr zu.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt