Noch einige Zeit standen sie in einer Umarmung da, bis Draco herzhaft gähnte und Harry ihn mitleidig ansah.
„Da muss anscheinend jemand ins Bett", schmunzelte er.
„Haha, sehr lustig", murrte Draco und löste sich von ihm.
Hand in Hand liefen sie wieder zurück. Harry schien gar nicht bemerkt zu haben, dass er Dracos Hand hielt, aber der Slytherin blickte immer wieder lächelnd auf ihre Hände.
„Draco, was war eigentlich vorletzte Nacht mit dir los?", fragte Harry, als sie vor dem großen Eingangstor standen.
„Woher weißt du-"
„Ich war mit Ron dort, aber ich konnte ja schlecht mein Versteck verlassen, als dann auch noch McGonagall aufgetaucht ist", erklärte Harry.
„Es war der Abend, an dem ich auf dich gewartet habe", antwortete der Blonde zögerlich. „Ich war im Raum der Wünsche und als du dann nicht kamst und mir nicht auf den Brief geantwortet hast, war es für mich eigentlich eine abgeschlossene Sache."
Schlechtes Gewissen plagte ihn, dass er den Brief nicht früher geöffnet hatte.
„Dich trifft keine Schuld - zumindest keine Große", meinte Draco grinsend.
Immer noch standen sie vor dem Tor. Die Angst war zu groß, sich jetzt gleich wieder trennen zu müssen und einander nicht zu sehen. Sie kannten sich erst seit einer kurzen Zeit, zumindest auf diese Art, aber sie konnten es nicht ertragen, ohne den anderen zu sein. Es war eine eigenartige Verbindung- sowohl eine nahe geistige Verbindung, wie auch eine körperliche; sexuelle. Die Definition einer liebenden Beziehung.
„Ich war dort, weil ich auf dich gewartet habe, du kamst nicht, also bin ich bei Pomfrey eingebrochen und habe mir einen Schlaftrunk genehmigt", fuhr Draco fort.
Seine Miene verzog sich nur ein kleines Stückchen, als er den Einbruch erwähnte, aber Harry nahm es ihm nicht übel. Schließlich war er selbst nicht besser und die Regeln hatten ihn noch nie wirklich interessiert, wie McGonagall es zu sagen pflegte.
„Harry?"
„Hm?"
„Willst du nicht mit zu mir kommen?", fragte Draco leise. „Ich habe ein eigenes Zimmer."
Harry zog überrascht eine Augenbraue hoch, aber stimmte schließlich doch zu.
„Warum hast du ein eigenes Zimmer? Wir teilen uns eins zu fünft!", beschwerte sich Harry und folgte dem Slytherin hinab in die Kerker.
„Es sind nicht viele Slytherins zurückgekehrt, weil es nicht gerade ihren Auflagen entsprach", erklärte Draco.
Sie waren vor dem Eingang stehen geblieben.
„Du warst noch nie hier, oder?", fragte Draco ihn amüsiert und öffnete sie.
„Ich muss dich tatsächlich enttäuschen", grinste Harry. „Im zweiten Jahr, als die Kammer geöffnet war, waren Ron und ich hier."
„Du erzählst Märchen, Potter", schmunzelte Draco überheblich. „Niemand kommt so einfach zu uns in die Kerker, auch nicht du!"
„Du irrst dich, Malfoy! Du warst sogar dabei!", widersprach Harry ihm kokett. „Vielsafttrank; Wir haben uns als Crabbe und Goyle ausgegeben."
Ein großes Fragezeichen spiegelte sich in Dracos Gesicht.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, muss wohl zu lange her sein", meinte er und ging durch den Gemeinschaftsraum.
In seinem Schatten lief Harry; sie wollten ungeplante Treffen so gut wie möglichst vermeiden. Harry war zwar im Gemeinschaftsraum gewesen, aber die Zeit, sich alles genauer anzuschauen, hatte er damals nicht gehabt. Überall waren Fenster, vor denen es dunkel waberte. Einzelne leuchtende Fische schwammen vorbei, aber die Dunkelheit hatte sich schon lange über den See gelegt.
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Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸ
Fanfictionᴛʀᴀᴜᴇʀ. ᴀɴɢsᴛ. ᴇɪɴsᴀᴍᴋᴇɪᴛ. Gefühle, die Harry täglich begleiten. Die Welt um ihn dreht sich weiter. Und er? Er selbst bleibt stehen; schafft es nicht, sein Leben fortzuführen. Einem Leben abseits der Angst und des Todes. Noch immer sieht er sich vor...