Kapitel 22. Abendliche Planungen

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Im Zimmer angekommen, setzte Harry sich auf sein Bett und Hermine daneben. Nervös fuhr er sich durch die Haare und kratzte an seinen schon wieder wunden Handgelenken.

„Harry", ermahnte sie ihn, „beruhig dich endlich! Und jetzt rück schon raus mit der Sprache!"

Vollkommen durcheinander und unentschlossen stand Harry auf und lief in dem Turmzimmer auf und ab. Hermine verdrehte die Augen und wandte genervt den Blick von ihm ab.

„Harry, wenn dich etwas belastet, dann sag es jetzt! Die anderen werden bestimmt jede Sekunde reinplatzen und dann drückst du dich schon wieder! Ich habe eine Antwort verdient. Die ganze Zeit bist du heute verschwunden gewesen; ohne ein Wort zu uns. Im Krankenflügel hast du dich auch nicht sonderlich normal verhalten und jedes Mal lässt du mich und Ron abblitzen."

Hart biss er sich von innen auf die Wange und fing dann langsam zu reden.

„Aber kein Wort zu den Anderen, auch nicht zu Ron", sagte er warnend, woraufhin er von seiner Freundin nur einen misstrauischen Seitenblick kassierte.

„Also...?"

„Du weißt ja, dass im Krankenlfügel -"

„Du und Malfoy oder?", unterbrach sie ihn kalt.

Scharf zog er die Luft ein und nickte dann langsam, ohne den Blick von ihr zu abzuwenden.

„Harry", fing sie an zu sprechen, ihr Gesicht war blass, aber ihr Ausdruck war nicht zu deuten, „Malfoy ist ein Todesser! Wie kannst du dich auf ihn einlassen? Er- Er hat uns das alles angetan! Er ist schuld! Ich verstehe es nicht..."

„Hermine", ermahnte er sie schroff, „du musst das nicht verstehen! Draco ist anders als du denkst, er tut mir gut! Urteile nicht über ihn, wenn du ihn nicht einmal kennst!"

„Harry! Ich kenne ihn seit sagenhaften acht Jahren und er ist ein kaltblütiges, arrogantes Schwein, und dazu noch ein Riesenarsch! All die Jahre hat er uns schikaniert, er hat uns verraten! Er ist schuld, dass Sirius tot ist, Fred, Dumbledore, Dobby!"

Mit vor Wut funkelnden Augen stand sie auf und trat einen Schritt auf Harry zu.

„Ich behalte es für mich, aber du solltest die Sache alleine klären. Und wenn Ron es irgendwann erfährt, kannst du nicht mir die Schuld dafür geben - ich erzähle ihm nichts. Wenn Malfoy dich wirklich liebt, dann- vielleicht kann ich es irgendwann akzeptieren, Harry, aber ich brauche Zeit."

Mit diesen Worten rauschte sie aus dem Zimmer. Sie würdigte ihn keines Blickes mehr und Harry stand da, wie ein begossener Pudel. Seine Augen glitzerten traurig. Er hatte tatsächlich gedacht, dass Hermine irgendwie damit umgehen konnte. Und jetzt? Sie hatte ja recht, mit Allem. All das, was sie aufgezählt hatte, war wahr gewesen, aber jetzt nicht mehr. Der Slytherin hatte sich geändert; war ein anderer Mensch geworden. Und er war anscheinend der Einzige, der das erkannt hatte, der den wahren Draco gesehen hatte. Enttäuscht über die Reaktion der Gryffindor schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und lehnte sich an seinen Bettpfosten. Vielleicht war das alles einfach ein ganz böser Traum, der hoffentlich bald ein Ende nehmen würde.

Erschrocken zuckte er zusammen, als etwas an das Turmfenster prallte. Schnell hatte er bemerkt, dass es sich um seine Eule, Shila, handelte. Er zog das Fenster auf und ließ sie schnell herein. Ihr Gefieder war nass und kalt und ihre Federn klebten unweigerlich an ihrem Körper. Mit einem Ruck breitete sie noch einmal ihre Schwingen aus und schüttelte sich. Kalte Tropfen spritzten Harry in das Gesicht, aber er ließ es einfach geschehen. Stumm stand er da und starrte seine Eule an.

Sie rieb ihr Köpfchen an dem Inneren seiner Handfläche und blickte ihn mit schief gelegtem Kopf an. Ihr Blick schien sagen zu wollen: „Harry, ich bin doch da für dich!"

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt