Kapitel 6. Nächtliches Schweigen

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Die Nacht brach in Hogwarts herein und die Matratzen und Betten wurden ausgelegt. Die Lehrer teilten den Häusern verschiedene Ecken zu, in der sie sich niederlassen sollten. Das Eingangstor wurde mit riesigen Bolzen verriegelt und die Lehrer gingen regelmäßig auf Patrouille und widmeten sich vollkommen dem Schutz der Schüler und Lehrer.

„Also liebe Schüler, da jetzt alle hier sind, möchte ich euch kurz sagen, dass die Nachtruhe in einer halben Stunde beginnt und sich jeder daran hält, auch die älteren Schüler!", unterbrach die Direktorin das Treiben.

Ein paar Schüler des siebten und achten Jahrgangs stöhnten, nahmen es aber ohne weitere Diskussion hin.

„Ich bitte euch, in der Nacht, wenn Sie auf die Toilette müssen, in diesem Stockwerk zu bleiben. Die anderen Stockwerke sind für die heutige Nacht gesperrt."

Harry konnte seinen Schlaf vergessen. Er würde die ganze Nacht wach daliegen und kein Auge zumachen. Ein Plan schlich sich in seine Gedanken, vielleicht hatte er eine Chance, nur für diese Nacht; einfach abzuhauen und einfach für sich zu sein. Alleine.

Es zehrte an seinen Kräften. Gerne wäre er einfach ins Bett gegangen, um zu schlafen, für immer. Aber dort müsste er sich mit seinen Alpträumen und Ängsten auseinandersetzen und dann entschied er sich doch lieber für miesen Unterricht. Vor schlaflosen Nächten würde er sogar Unterricht bei Professor Priven bevorzugen.

Das Trio hatte ihren Platz ganz hinten in der Halle gefunden, weit weg von Slytherins. Die meisten Schüler lagen schon still in ihren Schlafsäcken oder unter ihren Decken und nur die Älteren tuschelten noch miteinander. Als sich langsam die Stille über den improvisierten Schlafsaal legte und alle ins Land ihrer Träume segelten, lag Harry immer noch da.

Mit offenen Augen starrte er an die Decke und versuchte, all seine Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Er war so unfassbar müde, so erschöpft von dem Zwang zu schlafen, keine Gedanken an all jenes was passiert war, zu verschwenden. Er ließ seinen Blick über seine zwei besten Freunde wandern. Da lagen sie, Hand in Hand, Arm in Arm. Er sehnte sich nach Liebe, vielleicht nach Ginny. Aber hatte sie ihm wirklich das Gefühl gegeben, geliebt zu werden? Verstohlen sah er sich um und stand vorsichtig auf.

Unter keinen Umständen wollte er jemanden wecken oder gar auf sich aufmerksam machen. Er stopfte sein Kissen leise unter seine Decke und schnappte sich seinen Tarnumhang, den er in seiner Tasche mitgehen hatte lassen. Schritt für Schritt stieg er über die anderen Gryffindors hinweg und huschte den Mittelgang entlang. Auf leisen Sohlen hastete er durch das Schloss bis er vor einer Türe stand. Der Eingang zum Raum der Wünsche. Er drückte die Türklinke nach unten und betrat den Raum.

Kühler Wind streifte um seine Nase und ein großes Panoramafenster war vor ihm aufgetaucht, das ihm eine atemberaubende Sicht, direkt auf das Meer und die Küste bot. Mit schweren Gliedern ließ er sich auf einem bereitstehenden Sofa nieder. Er legte seine Brille ab und presste seine Handballen auf seine Augen. Er konnte und wollte keine Tränen mehr vergießen, zu viele waren es schon gewesen. Seine Gedanken schweiften wieder zurück zur Gegenwart. Sie mussten einfach etwas gegen die angreifenden Todesser tun, auch wenn seine Kraft und Energie von Tag zu Tag schwand. Auch, wenn er nicht mehr er selbst war.

Ein plötzliches Klicken ließ ihn hochfahren. Mit gezücktem Zauberstab drehte er sich um -- er war auf alles gefasst.

„Was tust du hier, Malfoy?", rückte Harry mit der Sprache raus.

„Ähm, sorry, wollte dich nicht stören", antwortete Malfoy knapp und mit zögerlicher Stimme. „Hab nur einen ruhigen Platz gesucht."

Er drehte sich wieder um und wollte gerade den Raum verlassen, als Harry ihn an der Schulter packte und ihn herumwirbelte. „Du kannst hierbleiben."

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt