Kapitel 4. Der Erste Tag

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Nach dem Abendessen wurden alle zu ihren Häusern gebracht und von ihren Hauslehrern dazu angehalten, die Augen offen zu halten und bei jeder seltsamen Sache ihnen Bescheid zu geben. Das Jahr fing ja gut an. Harry wusste, dass sich alle nach dem Krieg vorsichtiger verhielten. Zu viele Todesser waren noch auf freiem Fuß. Die, die im Untergrund gearbeitet hatten, die sich versteckt hatten, sich bedeckt hielten. Es war nichts Neues, dass die Todesser immer noch Anschläge verübten. Harry war wie zuvor die Zielscheibe, aber nicht nur er, auch die anderen Kriegshelden waren ins Visier genommen worden. Sie wollten Voldemorts Werk vollenden. Vorsicht war geboten.

Die Zeit vor Hogwarts hatten sie sich bedeckt gehalten, keine Interviews gegeben, die so heiß ersehnt waren, hatten sich an die Auflagen des Ministeriums gehalten. Immer noch herrschten beinahe anarchische Zustände. Zu viele waren tot, zu viele konnten nicht helfen und lagen dabei selbst in Schutt und Asche.

„Erde an Harry! Noch da?"

Überrascht blinzelte Harry ein paar Mal. „Hm?"

„Alles gut bei dir? Du siehst müde aus", fragte Ron ihn.

„Ja-, es geht mir gut", antwortete er eilig. Vielleicht antwortete er etwas zu voreilig, denn Ron schaute ihn mit zusammen gekniffenen Augen an.

„Du kannst immer noch nicht schlafen, oder?"

Harry antwortete nicht, sondern starrte weiterhin auf seine Füße, die ihn wie von selbst zu dem Gryffindorturm trugen.

„Das fasse ich mal als ein ‚ja' auf", meinte Ron und holte wieder zu Harry auf. Hermines Art hatte wohl auf Ron einen starken Einfluss. Davor war er nie so aufmerksam gewesen und hatte keine voreiligen Schlüsse gezogen.

„Bitte, ich kann jetzt einfach nicht, Ron", versuchte er seinen Freund davon zu überzeugen, dass alles gut war.

Unsicher nickte der Rothaarige. „Du sagst es mir aber, wenn etwas los ist?"

„Mh", antwortete Harry knapp und rieb sich über das Gesicht. Glücklicherweise hatten sie die gleichen Schlafräume wie all die Jahre zuvor, sodass sie sich nicht umgewöhnen mussten, sondern auf direktem Weg dorthin liefen.

„Weißt du, wo Hermine ist?"

„Nein, du bist hier derjenige, der mit ihr zusammen ist."

Genervt schaute er Harry an. „Ja und? Sie ist auch noch deine beste Freundin, falls du das nicht vergessen hast." Einige Sekunden blickte er Ron starr in die Augen, aber etwas erwidern tat er trotzdem nicht.

Während ihrem Gespräch über Hermine, waren sie vor ihrem Zimmer stehengeblieben.

„Schau doch mal im Gemeinschaftsraum nach Hermine, vielleicht ist sie bei den anderen. Du kannst auch in der Bibliothek schauen", schlug Harry vor und richtete seinen Blick auf die geschlossene Tür vor ihnen.

Ron war daraufhin verschwunden und Harry machte es sich mit einem Buch auf dem Bett gemütlich. Die Erschöpfung überrollte ihn irgendwann und er nickte ein.

Mittlerweile war es Nacht geworden und Ruhe kehrte in den Gryffindorturm ein. Wieder hörte er Schreie. Überall Feuer, das ihn mit Haut und Haaren versengte; die Enge, die sein Herz umklammerte. Er wollte nicht mehr.

Weinend vor Wut, Trauer und Angst wachte er auf. Seine Brille war leicht verrutscht und Ron wälzte sich unruhig hin und her. Immer noch voller Panik saß er aufrecht in seinem Bett und versuchte, seine Gedanken auf etwas Schöneres zu lenken. Minuten vergingen, bis sich sein Atem normalisierte und sein Herz wieder gleichmäßig in seiner Brust pochte. Müde und total erschöpft rückte er seine Brille wieder zu Recht und stand auf.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt