Kapitel 5. Vermeintlicher Angriff

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Hektisch drückte Harry sich an den vielen Schülern vorbei, die gerade den Saal verließen und hastete die vielen Treppenstufen zum Astronomieturm hoch. Er war lange nicht mehr hier gewesen - seit Dumbledores Tod. Kühle Luft empfing ihn, der Herbst war gekommen. Schützend legte er seine Arme um sich und lehnte sich an das Geländer. Des Öfteren hatte er daran gedacht, etwas Unüberlegtes zu tun, zu springen oder, um einfach all dem ein Ende zu setzen.

Wirklich den Mut dazu gefasst oder ernsthaft darüber nachgedacht hatte er nie. Es war lediglich ein Spiel seiner Gedanken. Er war zwar ein Gryffindor, bekannt für den Mut, aber auch herzlich und loyal. Er konnte daran denken, so oft er wollte. Den Mut zu fassen, es wirklich zu tun - vermutlich nicht. Erschöpft schloss er die Augen und legte seinen Kopf in den Nacken. Er sollte Angst vor den rachsüchtigen Todessern haben, aber er empfand nichts anderes als Gleichgültigkeit. Zu schwach, zu müde für solch schwerwiegende Gefühle.

Seine Gedanken schweiften zu Malfoy. Hatte er noch etwas mit den Todessern zu tun? Das Gefühl kam in ihm hoch, etwas tun zu müssen, einen Plan zu haben.

Der Wind hatte gewendet und seine Haare fielen ihm ins Gesicht. Ärgerlich wischte er die Strähnen aus dem Gesicht und machte sich auf den Weg zu den Räumen der Gryffindors. Er musste endlich reinen Tisch mit Ginny machen, dann hatte er eine Sorge weniger. Auf halbem Weg entdeckte er sie mit zwei anderen Mädchen auf einem Gang.

„Hey, Ginny, hast du kurz Zeit?", fragte er sie, wartete aber nicht auf ihre Antwort, sondern ging einfach weiter.

Schnell holte sie auf und hielt ihn fest, sodass er stehen bleiben musste.

„Mann Harry, was ist denn los?", fragte sie aufgebracht. „Du hättest jetzt echt noch einen Moment warten können!"

„Ich weiß, aber -"

„Nichts aber. Du kannst nicht einfach immer das machen, wonach dir der Sinn steht!", unterbrach sie ihn und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Ich wollte mit dir reden", erklärte er und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Augen verlangten nach Schlaf.

„Harry, ich kenne deine Situation, ich weiß, wie es in dir aussieht. Aber bitte - bitte lass dir endlich von mir helfen!", unterbrach Ginny ihn ernst. „Du hast mich bisher nicht an dich ran gelassen, mich wirklich helfen lassen, was sollte ich denn deiner Meinung nach tun?"

Das war hart. „Ginny, du hast keine Ahnung!", fuhr er sie an, „Es ist nicht so einfach und du hast keine Ahnung, wie es in mir aussieht!"

„Wenn du meinst, dann hab ich keine Ahnung", lenkte sie ein, um ihn zu beruhigen. „Aber ich denke wenigstens nach, bevor ich alle abweise! Du hast jeglichen Versuch von mir, einen Geistheiler zu finden, abgelehnt!"

„Inwiefern musst du bitte nachdenken? Dir geht es doch gut!", sagte er mit verbitterter Stimme.

„Vielleicht stimmt es, vielleicht geht es mir tatsächlich gut, aber ich habe nachgedacht, wie ich dir am besten helfen könnte, ohne unsere ganze Beziehung auf Spiel zu setzen", rechtfertigte sie sich.

„Tja, Nachdenken hat wohl nicht viel geholfen, immerhin stehen wir hier und streiten", meinte er angepisst. Im nächsten Moment erlosch Harrys Wut und wurde durch Angst und Leere ersetzt. Wenn es zwischen ihnen aus war, dann hatte er fast alles verloren, was ihm wichtig gewesen war. Er hatte seine Bezugsperson zum Leben verloren. Doch ist sie es überhaupt noch gewesen?

„Harry, ich weiß nicht, welche Hilfe du brauchst, ich kann nicht mehr. Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht. Ich will nicht, dass das zwischen uns endet, aber wenn sich nicht etwas ändert, dann kann ich so nicht weiter machen", erklärte Ginny mit einem verdächtigen Glitzern in den Augen.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt