Kapitel 1. Neuer Anfang

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Wütend raufte er sich durch die Haare. Seine Augen blitzten sie an. „Harry, ich... Du weißt, dass das nicht so gemeint war", sagte sie mit leiser Stimme.

„Du hast ja keine Ahnung! Aber wie auch?", höhnte Harry. Er musste hier raus. Schnell nahm er seine Jacke und eilte mit großen Schritten zur Tür.

„Bitte, Harry. Es- es tut mir Leid", stammelte sie unbeholfen und sah mit schmerzvollem Blick zu Boden.

„Ich weiß", murmelte er traurig und schloss die Tür zwischen ihnen.

Tief holte er Luft. Seufzend schloss er seine Augen und lehnte sich an die Tür. Seine Gedanken wirbelten umher. Warum konnte Ginny es nicht einfach sein lassen? Die Wut stieg in ihm auf. Es war alles seine Schuld. Er, Voldemort hatte sein Leben zerstört, ihn an den Rand der Verzweiflung getrieben, ihn Höllenqualen erleiden lassen. Die schrecklichen Bilder des Krieges hatten sich in seinen Kopf eingebrannt, um ihn jede Sekunde daran zu erinnern, dass er noch nicht tot war, dass er trotz aller Widrigkeiten überlebt hatte. Es war nun ein Jahr vergangen. Ein Jahr, in dem er ihm, Voldemort, ein Ende gesetzt hatte. Ein Jahr des Schreckens und der Trauer. Fred war seinetwegen tot. Sirius war tot, Remus. Die vielen anderen, die für ihn ihr Leben geopfert hatten. Er selbst war doch dabei gewesen. Er war es gewesen, welcher dem Grauen ein Ende bereitet hatte.

Voldemort war tot, das wusste er, doch tief in ihm war er selbst ein Gefangener seiner eigenen Angst und Verzweiflung. Sie ließ ihn nicht mehr los, sie kämpfte um alles, um ihn vom Leben abzuhalten. Trauer und Wut kesselten ihn ein. Die Einsamkeit umklammerte ihn mit eisigen Fingern. Die Grausamkeit spielte ihm jeden Abend ein Lied und die Brutalität suchte ihn heim. „Sirius, was soll ich nur ohne dich tun?", flüsterte Harry. Er drehte sich das letzte Mal Richtung Tür, ließ seinen Blick über das Schild Weasley/Potter gleiten und flüchtete hinaus in die kühle Nacht.

Regen empfing ihn und wischten seine Tränen der Wut und Trauer fort. Er hatte alles verloren. Entweder starben sie eines grausamen Todes oder Harry vergraulte sie mit den letzten Stücken seiner Persönlichkeit. Er wurde nicht mehr gebraucht. Er hatte ausgedient, als Goldjunge, als Retter, als der, der überlebt hatte. Harry hatte bei der Schlacht nicht nur Voldemorts Anteil an ihm verloren, sondern auch von ihm selbst etwas. Etwas, was bisher nicht wieder zusammengesetzt werden konnte. Etwas, was ihn mit aller Verzweiflung in den Wahnsinn trieb. Etwas, was ihn selbst kaputt machte. Er schlang die Arme um sich und apparierte. Der bekannte Sog zog ihn durch die Magie und er landete, wie so häufig, stolpernd auf dem Bordstein.

Grimmauldplatz 12

Vorsichtig öffnete er die Tür und trat in Sirius', jetzt sein Haus, ein. „Kreacher? Bist du hier?", fragte er in die Stille des Hauses. Ein leises "Flop" ertönte und Kreacher stand vor ihm.

„Mister Potter, endlich sind sie hier! Kreacher hat schon auf sie gewartet, Sir." Harry lächelte ihn misstrauisch an. „Ja ich bin hier, wie du siehst. Du könntest mir sehr helfen, wenn du vielleicht etwas zu Abend machst."

Er nickte eilig. „Natürlich, Sir. Kreacher ist schon auf dem Weg." Wieder verschwand er mit einem kurzen "Flop" und ließ Harry alleine in der offenen Tür zurück. Er ließ sie ins Schloss fallen und machte sich auf den Weg zu seinem alten Zimmer, das er sich damals mit Ron geteilt hatte.

Ein Schleier der Traurigkeit legte sich über sein Gesicht, als er die Treppe hochschritt. Die schlechten Erinnerungen brachen über ihn ein, die an diesen Ort gebunden waren. Er hätte nicht herkommen sollen, aber jetzt war es schon zu spät. Harry bezog sein Zimmer, aß und legte sich erschöpft in sein Bett. In zwei Wochen war es soweit. Ein neues Schuljahr würde beginnen. Er wäre dann im zusätzlichen Jahrgang, seinem Abschlussjahr. Zu viele Schmerzen zeichneten sich in den Gesichtern ab, die an seiner Seite gekämpft hatten. Ginny. Ihre Beziehung hatte für sie beide keinen Sinn mehr. Die Beziehung war einfach kaputt, so kaputt wie er selbst. Die Müdigkeit überkam ihn, aber die Angst vor der Nacht legte sich wie ein dunkler Schatten über ihn.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt