Es waren nur noch wenige Minuten, bis sie am Schloss ankommen würden, und noch immer hielten sie sich aneinander fest. Nachdenklich starrte Draco auf ihre verschränkten Hände.
„Alles gut?", fragte Harry und runzelte die Stirn.
War für Gryffindors immer alles so einfach? Harry kam ihm so unbeschwert vor, als hätte er die Welt um sie herum vergessen.
„Mh", antwortete Draco knapp und hielt Harrys Hand etwas fester umklammert.
Harry nickte und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor ihnen. Er wusste, was in Draco vorging, aber wusste auch, dass er in diesem Moment rein gar nichts dagegen tun konnte.
Die Türme vor ihnen ragten weit hoch in den Himmel, hinterließen dunkle Schatten auf der Erde, die die vielen Gestalten der Schüler verschluckten.
„Draco", fing Harry an, zu sprechen und blieb stehen, „willst du nicht bis zum Abschluss warten?"
Kurz versteifte sich der Slytherin, aber dann blickte er mit ernster Miene zu Harry.
„Harry", entgegnete er seinen Namen, „Du weißt, dass es so oder so, so weit kommen wird. Sie werden danach genauso über uns reden, wie wenn wir es jetzt tun. Also warum sollten wir warten?"
Harry schluckte und sein Adamsapfel hüpfte unruhig auf und ab.
„Sei ehrlich zu mir", sagte Harry an Draco gewandt und löste vorsichtig seine Hand von der seinen.
„Ich bin ehrlich zu dir", brummte Draco und schaute zu dem Gryffindor auf.
Harry grinste schief und rieb sich mit der Hand über den Nacken.
„Harry, es ist okay", sagte Draco und packte Harry am Arm.
Ohne Umschweife zog er ihn zum Schloss, inmitten der vielen Schüler, direkt auf den großen Platz.
„Dra-"
„Nein", unterbrach ihn der Blonde nur und zog ihn näher.
Unsicher blickte er in die grünen Augen des etwas Kleineren und strich ihm über die kratzige Wange.
„Es ist mir egal, wirklich", flüsterte er und beugte sich zu dem Schwarzhaarigen.
Ihre Lippen trafen sich, aber es gab einen großen Unterschied. Es war nicht wie zuvor in ihrer Zweisamkeit geschehen, sondern hier. Inmitten von Schülern und Lehrern, jeder konnte sie sehen.
Dunkle Röte schoss Harry in die Wangen. Er zwang sich dazu, den Kuss zu genießen, aber der Gedanke daran, dass jeder sie anstarrte, verschreckte Harry zutiefst. Nicht mal mit Ginny war er in der Öffentlichkeit oft intim gewesen und hatte keine kleinen Küsschen ausgetauscht.
Er spürte, dass auch der Slytherin angespannt war, aber jetzt war es zu spät. Jeder hatte sie gesehen. Jeder starrte sie mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern an. Morgen würde die ganze Zauberwelt davon wissen.
Langsam und mit einem unsicheren Schimmern in den Augen lösten sie sich voneinander. Harry hielt Dracos Handgelenk umklammert und starrte immer noch auf den Unterkiefer des Blonden.
Um sie herum war es still geworden und das Schweigen drohte, sie beide zu verschlucken. Mit einem Nicken in Richtung Turm folgte Draco dem Gryffindor.
Sie blieben nicht von verabscheuenden Blicken verschont und auch das verächtliche Schnauben hier und da war nicht zu überhören. Harrys Sinne waren wie ausgeschaltet. In seinen Ohren rauschte das Blut und in seinen Augen sah er nur noch die Tür in das Innere des Schlosses, durch welche sie fliehen konnten.
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Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸ
Fanfictionᴛʀᴀᴜᴇʀ. ᴀɴɢsᴛ. ᴇɪɴsᴀᴍᴋᴇɪᴛ. Gefühle, die Harry täglich begleiten. Die Welt um ihn dreht sich weiter. Und er? Er selbst bleibt stehen; schafft es nicht, sein Leben fortzuführen. Einem Leben abseits der Angst und des Todes. Noch immer sieht er sich vor...