Kapitel 28. Angriffsplan

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Vor Schreck hatte er den Wasserhahn immer noch nicht verschlossen und das Wasser perlte über seine Finger, hinab über den Handrücken und das Handgelenk.

Warum hatte er nicht auf seinen Verstand gehört? Er hätte es wissen sollen; jeder Zauber hatte seinen Preis, mal höher, mal niedriger. Nicht umsonst war das Buch in der Verbotenen Abteilung gewesen, nicht umsonst, hatte er fast nichts dazu gefunden.

Er atmete tief ein und zog dann wieder den Ärmel herunter. Was war das denn für ein Witz? Harry Potter, Held im Kampf gegen Voldemort, Bezwinger der Todesser, trug dasselbe Mal jetzt. So oft hatte er es gesehen. Als Draco Dumbledore töten wollte, als Lucius Malfoy im Manor Voldemort rufen wollte. Und jedes Mal wollte er den Träger umbringen. Fast jedes Mal.

Als er in den Spiegel schaute, zwang er sich, wieder normal zu schauen und trat dann aus dem Bad. Der Slytherin suchte nach irgendwelchen Anzeichen in seinem Gesicht, wurde aber nicht fündig. Harry hakte sich bei ihm unter und sie machten sich auf den Weg zum großen Saal.

„Harry, willst du das echt tun?", fragte Draco mit gesenkter Stimme und zupfte sein Oberteil zu Recht. Es war ein Leichtes für Harry zu erkennen, dass Draco nervös war, auch wenn sein äußeres Bild trog.

„Nein, ich habe nichts, zu verheimlichen", sagte Harry mit fester Stimme und drehte seinen Kopf zum Blonden. „Ich will kein Geheimnis daraus machen. Schlussendlich, zerreißt sich doch sowieso jeder das Maul über mich."

Wenn sie das bekannt machten, dann wäre es das offizielle Ende der Malfoys. Der letzte Nachkomme hatte für Nachwuchs zu sorgen und in einer Beziehung zu einem Mann war es wahrlich schwer, ein biologisches Kind zu zeugen. Klar gab es immer Methoden, aber das war nicht sein einziges Problem. Seine Eltern würden ihn verfluchen, ihm höchstwahrscheinlich den Namen Malfoy aberkennen und ihn nicht mehr als ihren Sohn würdigen. Wollte er das? Er verriet sich, seine Familie, seine komplette Rasse. War er es nicht gewesen, der gegen Harry gekämpft hatte?

„Harry", setzte Draco an, „ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Denkst du nicht, dass wir uns noch Zeit geben sollten? Niemand kann wissen, ob das hier, wir, für die Ewigkeit bestimmt sind. Die Schule geht noch ein halbes Jahr und jeder geht seinen eigenen Weg. Ist es dann wirklich sinnvoll, es der ganzen Welt zu erzählen?"

Seine Worte flossen durch Harrys Kopf wie Teer. Schwer und voller Last. Auch wenn Draco es nicht gesagt hatte, war seine Aussage klar gewesen. Er wollte nicht, dass es jemand erfuhr. Er glaubte nicht an Harry und nicht an ihn. Vielleicht war es tatsächlich zu früh, aber Harry hatte schlechte Erfahrungen damit gemacht, Dinge für sich zu behalten.

Sein Name war in aller Munde, Dracos auch, wenn auch nicht im positiven Licht. Sollten die Leute von ihn denken, was sie wollten, schlussendlich musste er immer noch weiterleben. Niemand würde jemals die Last von ihm nehmen, die ihm auferlegt wurde. Sei es die auferlegte Last, seine Prophezeiung zu erfüllen oder die Toten zu ehren, die Menschen mit ihren Fehlern zu lieben oder alles mit dem Zorn niederzubrennen.

„Wir machen es nicht", beschloss Harry.

Mitten im Gang blieb er stehen und drehte sich zu Draco um.

„Ich weiß, dass du nicht willst, also lassen wir es."

Draco setzte gerade dazu an, etwas zu erwidern, aber er kam nicht weit, denn Harry hatte sich schon umgedreht. Er wusste, dass es nichts nützen würde, wenn er mit ihm reden würde; er würde nichts Weiteres als ein abfälliges Schnauben erhalten. Alte Zeiten.

Während des Essens würdigte Harry den Slytherin keines Blickes, was aber Draco gar nicht mal so schlecht kam. Gerade heute hatte Pansy Parkinson anscheinend beschlossen, wieder mit ihm zu reden. Und ihr wollte er auf keinen Fall gleich auf die Nase binden, dass er mit dem Narbengesicht zusammen war.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt