Kapitel 31. Neue Chancen

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Er öffnete den Mund, um die Stille zu unterbrechen, aber die Worte kamen ihm nicht mehr von der Zunge. Er spürte Dracos Hand, wie sie seine eigene kurz drückte und hörte dann seine Schritte, als er umdrehte und verschwand.

Einsam stand Harry da und starrte immer noch auf die Stelle, an der er Ron gerade das letzte Mal gesehen hatte.

Nach einigen Sekunden löste er sich aus der Starre und drehte sich dann um in die Richtung, in die Draco gegangen war. Mit gerunzelter Stirn entdeckte er nach ein paar Schritten einen gefalteten Zettel auf dem Boden. Harry betrachtete ihn kurz und drehte ihn schließlich um, um dort seinen Namen stehen zu sehen.

Erzähle es ihm. Alles.

Das war alles. Lediglich eine Unterschrift war noch hinzugefügt worden.

Hermine

Als er sah, dass der Brief von seiner besten Freundin stammte, lächelte er kurz matt auf und strich sich über den Bartansatz.

Er versuchte, sich die richtigen Worte zurechtzulegen, doch er wusste, wenn er Ron gegenüberstehen würde, dann wären es niemals diese. Er entschloss sich, der kleinen Menschenmenge zu folgen. Bestimmt war Ron in das Drei Besen zu Hermine gegangen. Wie hatte diese es überhaupt geschafft, ihm den Brief hinzulegen, ohne dass er es bemerkt hatte?

Vor der Tür zog er sich den Umhang zu Recht und betrat dann das Lokal. Schon von weitem konnte er das Lachen von Dean hören, und das vertraute Kichern von Ginny.

„Ein Butterbier, Mister Potter?", fragte ihn eine junge Kellnerin mit anschmachtendem Blick.

„Mh", antwortete Harry knapp und nickte.

Er würde sich nie daran gewöhnen, dass jeder seinen Namen kannte. Mit geschärften Sinnen näherte er sich dem Gryffindortisch samt Luna. Er sah über Seamus' und Deans Kopf hinweg und entdeckte den Rotschopf. Dieser funkelte mit wütendem Blick den Tisch an und grub seine Fingernägel in das weiche Holz. Neben ihm saß Hermine, die ihn unruhig anlächelte und nach ihrem Butterbier griff.

Kurz sah er sie mit einem musternden Blick an, aber sie ging nicht weiter darauf ein, sondern nickte lediglich leicht. Also war sie sich bewusst, dass Harry den Brief bekommen hatte.

Neville nickte ihm freudig zu, als er ihn entdeckte. Jetzt war es zu spät. Er musste handeln. Er trat an den Tisch und sagte: „Ron, kommst du kurz? Wir müssen reden."

Der Weasley hob seinen Kopf und sah den Schwarzhaarigen abwertend an.

„Du willst also reden. Jetzt", erwiderte Ron mit emotionsloser Stimme. „Hattest vorher wohl Besseres zu tun, was?"

Mit gerunzelter Stirn verfolgten die anderen ihr kurzes Wortgefecht. Es war nicht außergewöhnlich, dass es hin und wieder Stress unter den Gryffindors gab, aber hier? Mitten in der Öffentlichkeit eine Szene zu machen, gefiel ihnen allen nicht.

Missgelaunt stand Ron auf und warf Hermine einen mahnenden Blick zu. Diese hob die Augenbraue und widmete sich Luna, die neben ihr saß und noch immer Nevilles blaue Haare bestaunte.

„Also, du willst reden?", spottete Ron, als sie durch die Tür, nach draußen traten.

„Ron, es ist nicht so, wie du denkst", versuchte Harry, seinen Freund zu beruhigen.

Mit großen Schritten war er hinter einem Geschäft verschwunden. Darauf, dass nachher auch der Tagesprophet von allem wüsste, konnte er gut verzichten.

Ron folgte seinem Freund hinter die Hausecke.

„Also?", hakte Ron misstrauisch nach und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Wolltest du mir nie von dir und dem Frettchen erzählen?"

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt