Kapitel 19. Liebe im Spiel

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Der Wind fegte durch die alten Mauern, die Bäume raschelten, die Eulen flogen lautlos über sie hinweg.

Überrascht fiel Harry auf, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Draco trat langsam auf ihn zu. Sein Blick heftete sich auf den Boden.

Wie bei Salazars Namen, kam er auf die Idee, Harry wieder zu folgen? Nun musste er sich wieder mit ihm auseinandersetzen und er hatte für sie entschieden. Ein Kuss. Ein Kuss war der Deal gewesen und doch; und doch war da mehr. Mehr als nur Leidenschaft, mehr als nur Lust, mehr als nur Freundschaft.

Der Slytherin schloss seine Augen, griff nach Harrys Händen und zog ihn näher zu sich. Harry, der zwar nicht mit dieser Wendung gerechnet hatte, ergriff die Initiative und suchte mit seinen Händen nach Malfoy Lippen. Sanft strich er mit dem Daumen über die rauen Lippen. Draco stand einfach da, ohne sich zu rühren. Er erzitterte lediglich unter den zarten Berührungen des Gryffindors. Mit den Fingerspitzen fuhr er die Kieferknochen entlang. Ganz leicht konnte Harry den Ansatz von Bartstoppeln unter seinen Finger spüren. Seine Finger wanderten weiter nach unten über seinen Kehlkopf.

Der Slytherin zog scharf die Luft ein unter den zarten Berührungen. Er legte seine Hände auf Harrys Hüfte und zog ihn anschließend näher.

„Willst du das wirklich?", fragte Draco leise.

„Denkst du, ich würde sonst noch hier stehen?"

Der Blonde grummelte etwas Unverständliches, worauf aber Harry nur noch mehr grinsen musste. Die Mundwinkel des Slytherins verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Sein Blick richtete sich auf die rauen Lippen des Gryffindors und wieder spürte er das verzehrende Verlangen.

Wenn sie sich jetzt küssten und das jemand sah, dann waren sie; oder nein, er, gefundenes Fressen. Immerhin waren sie hier auf öffentlichem Gelände. Auch wenn es bereits später Abend war, gab es immer herumstreunende Schüler, die sich einen Spaß daraus machten, so tief wie sie sich trauten in den verbotenen Wald zu gehen. Hauptsächlich kannte er es aus den eigenen Reihen. Gerade die älteren Slytherins empfanden es als eine nur allzu angemessene Mutprobe. Immerhin musste man sich ja beweisen. Aber hier, im Angesicht der Tatsache, war er überhaupt nicht mehr begeistert von der jahrelang gehaltenen Tradition. Im fünften Schuljahr hatte er selbstverständlich, wie es sich für einen Malfoy gehörte, mitgemacht und natürlich den Sieg davongetragen.

Er merkte, dass er mit den Gedanken abgeschweift war, denn Harry war vor ihm verharrt und ihm stand geradezu deutlich ein Fragezeichen in das Gesicht geschrieben.

„Hast du es dir anders überlegt?", fragte Harry stockend.

„Was? Nein?!", antwortete Draco entsetzt. „Es ist viel passiert."

Harry nickte verständnisvoll. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Bereute der Slytherin es, ihn geküsst zu haben? Was, wenn er nicht gut genug war? Was, wenn es für Malfoy nichts als ein reiner Spaß gewesen war?

„Harry", sprach Draco ihn an und trat schnell einen Schritt zurück, „du willst es nicht, oder?"

Innerhalb von Sekunden verdüsterte sich das Gesicht des Slytherins und dunkle Schatten fanden darauf Platz. Seine Wangenknochen traten angespannt hervor und seine Zähne knirschten.

Tief atmete Harry langsam ein und langsam wieder aus. Auch wenn der Wind um sie herum fegte, die Bäume raschelten und er die Eulen krächzen hörte, konnte er seinen eigenen Herzschlag hören.

Bumm,

bumm,

bumm.

Immer im gleichen Takt schlug es kräftig gegen seine Brust, in seinen Ohren rauschte es. Das Blut pumpte durch sein Körper.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt