Kapitel 20. Lichtblicke

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Wilde Träume von den vergangenen Jahren suchten sie heim, aber jedes Mal, wenn einer aufwachte, spürte er, dass der andere noch da war und er sich keine Sorgen mehr machen musste. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Harrys Lippen, als er mitten in der Nacht aufwachte und Dracos Atem im Nacken spürte. Auch, wenn gerade alles gut war und Draco neben ihm lag, hörte das Herzklopfen nicht auf. Er träumte davon, als er ihn aus dem brennenden Raum der Wünsche gerettet hatte, als er ihn im Manor nicht verraten hatte, als er nur um den Willen seiner Eltern die Seite wechselte.

Es waren schlechte Erinnerungen und trotzdem war das Draco. Und genau dieser lag gerade dicht hinter ihm und schlief tief und fest. Er konnte sein Kinn an seinen Schulterblättern fühlen, eine Hand hatte sich unter seine Schulter geschoben und ein Bein lag angewinkelt auf seiner Hüfte.

Der Slytherin war definitiv ein Kuschel-Typ, auch wenn dies nicht von außen hin zu erkennen war. Vielleicht war er es sich auch gar nicht so wirklich bewusst, wie er sich förmlich an den Gryffindor schmiegte.

Harry drehte sich auf den Bauch und strich dem Blonden sanft durch die Haare. Voller Vorsicht ließ er seine Finger durch das leicht gekräuselte Haar gleiten und versuchte, ihn auf keinen Fall zu wecken. Er hatte den Schlaf verdient. Eigentlich sie beide, aber wenn Dracos nahe Anwesenheit ihn einfach nicht ermüdete und ihn regelrecht nervös machte, kam er eben nicht dazu.

Noch war alles dunkel, was er sah, aber dass lag vermutlich daran, dass es noch mitten in der Nacht sein musste. Der Gedanke daran, endlich wieder sehen zu können, ließ ihn regelrecht jubeln. Dann konnte er endlich dem Slytherin in die Augen sehen, ihm sagen wie schön er ihn fand, welchen Platz er in Harrys Leben eingenommen hatte.

Irgendwann erschlafften seine Finger, mit denen er Draco durch die Haare gefahren war, der Atem wurde ruhiger und seine Augen fielen einfach zu.

Trübes Licht fiel zum Fenster herein. Tief hängende Wolken bedeckten den Himmel und kündigten schon den nächsten Regenschauer an. Immer noch tief schlafend lagen die zwei im Bett- natürlich aneinander gekuschelt. Ihre Gesichtszüge waren ruhig und zufrieden, ihre Brustkörbe hoben und senkten sich abwechselnd, ihre Herzen schlugen im Takt.

Müde blinzelte Draco gegen die Helligkeit, schloss seine Augen dann aber gleich wieder. Er seufzte, drehte sich einmal herum und zog die Decke wieder über seine nackte Schulter, die schon mit Gänsehaut überzogen war. Sein Gesicht hatte er direkt zu Harrys gedreht. Warmer Atem streifte seine Wangen. Tief atmete er ein und genoss die friedliche Stille.

Er hatte alles, was er gerade brauchte. Es war warm, bequem, still und auch sonst störten ihn keine anderen Dinge. Er war rundum glücklich, auch wenn das vermutlich nur für den Moment hielt. Wieder döste er ein, aber dieses Mal machte Tilla ihm einen Strich durch die Rechnung.

„Malfoy!", zischte sie ihm zu, „Tilla rät Ihnen, sofort zu verschwinden! Madam Pomfrey ist auf dem Weg zu Mister Potter!"

Der Slytherin murrte, setzte sich träge auf und fuhr sich durch die Haare.

„Was is' los?"

„Madam Pomfrey kommt! Tilla bringt Sie zu ihrem Zimmer", erklärte sie.

Überhastet verließ er das Bett und sammelte seine herumliegende Kleidung ein. Harry war von seiner überstürzten Flucht auch aufgewacht und kommentierte es mit einem herzhaften Gähnen.

„Was tust du?", fragte er müde, aber seiner Miene nach, war er nicht gerade davon begeistert, dass Draco jetzt einen Abflug machte.

„Pomfrey!", knurrte dieser und ging dann schnell zu Harry herüber, der sich mittlerweile im Bett aufgesetzt hatte. „Kannst du mich sehen?", flüsterte er und legte seine Hand an Harrys Wange.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt